Patrick Faber, der verletzte Essinger Mittelfeldspieler, wunderte sich in der Halbzeitpause. „Es ist erstaunlich: Die Normannia spielt selbstbewusster als wir, dabei sind wir es, die 2017 noch nicht verloren haben.“ Und der FCN hatte zuletzt eine 0:6-Schlappe kassiert. Faber erhoffte sich eine bessere zweite Halbzeit: „Wir haben noch nicht so in die Zweikämpfe gefunden und sind oft einen Schritt zu spät; ich hoffe, dass wir noch zu unserem Spiel finden.“Doch das blieb Wunschdenken.

Auch in der zweiten Halbzeit war die gastgebende Normannia die dominierende Mannschaft. Die Gmünder, die nach dem 0:6 in Ilshofen einiges gutzumachen hatten, waren kämpferisch überzeugend und ließen die spielerisch starke Essinger Elf gar nicht richtig in Tritt kommen. Dabei hatten sich die Gäste auch einiges vorgenommen: „Wir waren topmotiviert“, sagte TSV-Mittelfeldspieler Julian Biebl. Doch dann habe seinem Team irgendwie die Kraft gefehlt und „der unbedingte Wille zu gewinnen“.

Beim frühen 1:0 in der 6. Minute konnte man den entscheidenden Unterschied zwischen beiden Teams an diesem Derby-Abend exemplarisch sehen: Einen Ballverlust der Gäste im Mittelfeld nutzte Gmünds Marvin Gnaase zu einer schönen Einzelaktion, mit viel Tempo rauschte er in den Essinger Sechzehner und zog entschlossen mit rechts ab. Hier unbedinger Wille – dort ein leichtfertiger Fehler. Der bei weitem nicht der einzige blieb: „Wir hatten ungewöhnlich viele Passfehler. Wir haben uns selbst in den Keller gespielt und sind da nicht mehr rausgekommen“, meinte TSV-Trainer Norbert Stippel.

Einige gute Phasen konnte man den Essingern aber doch bescheinigen: Mitte der ersten Halbzeit hatte der TSV für 10, 15 Minuten sogar etwa mehr vom Spiel. Drei Chancen binnen zwei Minuten hatten Tim Ruth und der eingewechselte Benjamin Schiele dann kurz nach Wiederanpfiff. Und in den letzten zehn Minuten sorgte der TSV mit einer Schlussoffensive doch noch für richtig Gefahr vor dem Gmünder Tor. In der 88. Minute klärte FCN-Außenverteidiger Daniel Glück einen Schuss von Nico Zahner auf der Linie. „Wie wir da gespielt haben, das hatten wir uns fürs ganze Spiel vorgestellt“, sagte Stippel.

Aber das reichte nicht, auch weil der FCN zum richtigen Zeitpunkt die Tore machte. In der 60. Minute erhöhte Simon Knecht auf 2:0 mit einem Rechtsschuss, der mit gleicher chirurgischer Präzision wie Gnaases 1:0 ins Tor ging. Die 0:6-Fußballer aus der Vorwoche – FCN-Trainer Beniamino Molinari hatte nur auf zwei Positionen umgestellt – spielten nun im Stile einer Spitzenmannschaft: mit einer über 90 Minuten konstant guten und konzentrierten Defensivleistung und kühler Effizienz vor dem gegnerischen Tor.

„Die Normannia war einfach besser“, sagte Essingens Trainer Stippel anerkennend nach dem Spiel. Psychologisch betrachtet hatte im Derby der Wille über das Selbstbewusstsein gesiegt: der Gmünder Wille, etwas wieder gutzumachen zu wollen über das Essinger In-Serie-ungeschlagen-Selbstbewusstsein.

FCN: Ellermann – Lämmle, Simion, Acioglu, Glück – Kolb (69. Nuding), Ibrahimovic (81. Kianpour), Krätschmer, Gnaase (78. Catizone), Knecht – Bauer (89. Milojkovic).

TSV: Pless – Ruth, Köpf, Fröhlich, Kreutter (61. Serejo) – Pfeifer (65. Legat), Biebl, Zahner, Bergheim, Hohn (46. Schiele) – Wende.
Tore: 1:0 Marvin Gnaase (6.), 2:0 Simon Knecht (60.).
Zuschauer: 350.

© Gmünder Tagespost 28.04.2017