Oh je – das war ein heftiger Schlag in die Magengrube der Normannia-Oberligafußballer. Nach der vermeidbaren und unglücklichen 0:1-Punktspielniederlage am Sonntag gegen den Lokalrivalen SV Göppingen setzte es am Mittwochabend in der 2. WFV-Pokalrunde gegen den Ligakonkurrenten TSG Backnang eine saftige 0:4-Heimklatsche.
Der Unterschied hatte zwei Namen – und besonders deren Mentalität: Backnangs Kapitän Ogushan Biyik (Nr. 7) rannte sich die Zunge raus und dirigierte selbstlos den Spieltakt, und Mario Marinic (Nr. 10) entschied mit Biß und Klasse innerhalb von zwei Minuten eine Partie, die eine Stunde lang „mittwochabendmässig“ dahinplätscherte und nach Verlängerung „roch“:
60. Minute: Biyik zirkelt einen Freistoß in den Normannia-Strafraum, Marinic macht den Schritt schneller nach vorn – das 0:1 aus kurzer Distanz.
62. Minute: Marinic kann es auch aus der Ferne. Mit vollem Körpereinsatz krallt er sich 25 Meter vor dem FCN-Gehäuse die Kugel und nagelt sie vehement hoch zum 0:2 ins Netz. Ein Traumtor. Normannia-Keeper Yannik Ellermann konnte nicht einmal zucken. Die Frage, wie er das gemacht habe, beantwortete der 33-jährige Backnanger lachend und stolz so: „Mit unbändigem Willen, ich wollte unbedingt den Ball reinhauen!“
Danach brach die Normannia erschreckend ein. Ein weiterer Doppelschlag der TSG vermieste den Gmünder Fans unter den 334 Zuschauern vollends einen herrlichen Sommerabend: Erst schloss in der 75. Minute der gerade eingewechselte Louis Wiesheu eine für die FCN-Abwehr zu schnelle Kombination mit dem 0:3 ab und 60 Sekunden später machte Julian Geldner nach einem öffnenden Pass von Biyik eiskalt mit dem 0:4 den Sack zu. Holger Traub war sauer: „Unsere Körpersprache nach dem 0:2 war katastrophal; eine Mannschaft, die an sich glaubt, kann ein Pokalspiel in 30 Minuten noch drehen, aber da haben wir versagt. Ganz bitter ist, dass dieses Ergebnis in keiner Weise unsere Leistung in der ersten Halbzeit widerspiegelt.“
Unsere Körpersprache hat mich geärgert.
Holger Traub, Normannia-Trainer
In der Tat hatte die Normannia in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz und die besseren Chancen in einer „weitgehend ausgeglichen Partie, in der man merkt, dass viele Spieler tagsüber arbeiten mussten“, wie Beniamino Molinari, das FCN-Urgestein und letztjährige Trainer der TSG Backnang, konstatierte. Aber weil auf Normannia-Seite Fabian Kolb, dessen Qualitäten auf der Außenverteidigerposition nicht zum Tragen kamen, schon nach vier Minuten freistehend verzog, FCN-Neuzugang Ubabuike erneut Entschlossenheit beim Abschluss vermissen ließ und auf der anderen Seite Yannik Ellermann zweimal prächtig gegen Biyik und Marinic klärte, blieb es bis zur Pause beim 0:0. „Wir waren nicht mutig genug und in vielen Szenen zu weit weg vom Ball“, bemängelte TSG-Trainer Andreas Lechner die Leistung seines Teams. Offensichtlich fruchtete seine Halbzeitansprache.
Bereits in der 46. Minute konnte der laufstarke Lang von Simon Fröhlich in letzter Sekunde noch abgeblockt werden, aber die TSG übernahm zunehmend das Kommando. Jetzt machte sich bei den Gmündern das Fehlen von Bobo Mayer (der Routinier ist in Urlaub) eklatant bemerkbar und auch die Einwechslung von Felix Bauer erhöhte nicht die Durchschlagskraft des Normannia-Angriffs. Mit den beiden TSG-Doppelschlägen war die Messe dann gelesen. „Wir haben heute Lehrgeld bezahlt, aber wir werden daraus lernen und fahren am Samstag zum Bahlinger SC, um dort zu gewinnen“, trichterte Holger Traub seinen Jungs ein und forderte: „Kopf hoch, Brust raus!“
So spielten sie:
Normannia: Ellermann – Iatan (79. Fichter), Stölzel, Fröhlich, Lämmle, Kianpour (80. Seltenreich), Gnaase (81. Ibrahimovic), Kolb, Schmid, Groiss (46. Bauer), Ubabuike.
TSG Backnang: Knauss – Kienast (73. Wiesheu), Doser (83. Bauer), Tichy, Baez, Geldner (77. Schmid), Biyik, Lang, Schiffmann, Marinic (77. Loris Maier), Dannhäuser.
Schiedsrichter: Asmir Osmanagic aus Stuttgart.
Zuschauer: 334
Tore: 0:1 (60.) Marinic, 0:2 (62.) Marinic, 0:3 (75.) Wiesheu, 0:4 (76.) Geldner.
© Gmünder Tagespost 15.08.2018