(sch) Mit dem allerletzten Aufgebot empfing das Team von Trainer Jochen Herbst den VfL Kirchheim/Teck und konnte dem Tabellenzweiten lange Zeit Paroli bieten. In der zweiten Hälfte allerdings wurden die Gmünder phasenweise überrannt und kassierten mit dem 1:4 (1:1) die nächste deutliche Niederlage.

Jochen Herbst ist derzeit wirklich nicht um seinen Job zu beneiden. Die Mission Klassenerhalt ist ohnehin schon schwierig genug, nun hat auch die Personalnot einen neuen Höhepunkt erreicht. Das missglückte Gastspiel bei der SG Sonnenhof/Großaspach, als die Normannen mit drei Gegentoren binnen zehn Minuten nach der Pause auf die Verliererstraße geraten waren, hatte neben der 0:4-Schlappe drei weitere Verletzte eingebracht. Insgesamt neun Spieler fehlten daher gegen Kirchheim aufgrund verschiedenster Blessuren, nur dank vier aufgerückten B-Jugendlichen konnte Herbst einen 13 Mann-Kader aufbieten.

Zumindest im ersten Durchgang meisterten die Gmünder ihre denkbar schlechte Situation hervorragend. Kirchheim war zwar in allen statistischen Werten – Ballbesitz, Passquote, Torschüsse – führend, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Dies lag zum einen daran, dass die FCN-Defensive aufopferungsvoll verteidigte: Torspieler Niklas Esswein parierte den ersten Abschluss von VfL-Torjäger Lasse Fröschle, Abwehrmann Luca Iacobucci unterband mit einer entschlossenen Grätsche den Alleingang von Danijel Djedovic bei einem Konter. Das Unvermögen der Gäste tat sein Übriges: Jan-Luca Schlauer setzte einen Kopfball aus kurzer Distanz über das Tor, ein Flachschuss von Spielführer Tim Mank wurde durch den eigenen Mitspieler abgefälscht und strich knapp am langen Pfosten vorbei.

Die Offensivreihe der Normannia war weitestgehend abgemeldet, handelte dann aber getreu dem Motto "Du hast keine Chance, also nutze sie" und sorgte wie aus dem Nichts für das äußerst schmeichelhafte 1:0. Roberto Nicolosi hatte sich im Mittelfeld durchgesetzt und geschickt zu Riccardo Carucci weitergeleitet, der unbewacht im gegnerischen Strafraum lauerte und den Ball mit dem langen Bein präzise ins untere Toreck beförderte (22.). Die Führung sollte allerdings nur für neun Minuten Bestand haben. Mit einer weiten Flanke überlistete Djedovic die Gmünder Hintermannschaft und am langen Pfosten legte Fröschle für Raphael Piskureck ab, der nur noch einzuschieben brauchte (31.).

Die Hausherren konnten sich weiterhin kaum aus der gegnerischen Umklammerung befreien, nichtsdestotrotz leistete die Viererkette als einzig eingespieltes Mannschaftsteil richtig gute Arbeit und ließ kaum gegnerische Chancen zu. Michael Fischer sowie Malte Kaiser kamen zwar jeweils einmal zum Abschluss, doch beide Male war Esswein auf dem Posten. Die Begegnung war in keinster Weise ein Spektakel für die knapp 50 Zuschauer, doch die Normannen hatten sich das Unentschieden zur Pause vollauf verdient und spürten: Hier ist mehr drin.

Die Hoffnungen hätten sich unmittelbar nach Wiederanpfiff auch beinahe erfüllt: Nach einem schnellen Gegenstoß nagelte Luca Uhl das Spielgerät aus 16 Metern an den Innenpfosten, der Nachschuss von Lukas Rein wurde noch auf der Torlinie abgeblockt. Pech für die Normannen in dieser Szene, in der Folgezeit jedoch bestimmte wieder Kirchheim das Geschehen. Mit einer doppelten Glanztat gegen die durchgebrochenen Fröschle und Djedovic bewahrte Esswein seine Mannen zunächst vor dem Rückstand, musste sich aber nur wenig später gleich zweimal binnen kürzester Zeit geschlagen geben.

Das feine Zuspiel von Dennis Gawruschenko in die Schnittstelle der Abwehr nutzte Fröschle um seinen Bewachern zu entkommen und markierte freistehend seinen zehnten Saisontreffer (55.). FCN-Rückhalt Esswein zeigte sogar noch eine sensationelle Parade, als Schlauer mit viel Wucht abgezogen hatte. Der dritte Gästetreffer resultierte dann aus einem unberechtigten Freistoß, welchen Schlauer gefühlvoll über Mauer und Tormann hinweg ins Netz schlenzte (60.). Der VfL drängte auf die endgültige Entscheidung und konnte es sich sogar leisten, weitere gute Einschussgelegenheiten ungenutzt zu lassen, die die Normannen sichtlich geschockt waren und kaum noch etwas entgegenzusetzen hatten.

Einzig Niklas Esswein verdiente sich weiterhin Bestnoten und bewahrte die Gmünder mit den Rettungstaten gegen die Aktivposten Fröschle und Gawruschenko vor einem weitaus höheren Rückstand. Seine Vorderleute waren zwar weiterhin bemüht, sendeten jedoch erst zehn Minuten vor dem Ende noch einmal ein Lebenszeichen: Zuerst Nicolosi und dann im zweiten Anlauf Uhl profitierten von der starken Vorarbeit von Vincens Toscano, doch VfL-Schlussmann Paul Heer kratzte den Ball von der Torlinie und verhinderte somit den Anschlusstreffer. Im Gegenzug sorgten die Gäste für klare Verhältnisse. Ein Freistoß von Noah Kiyici setzte lediglich auf dem Lattenkreuz auf, nur eine Zeigerumdrehung darauf setzte Tim Mank mit einem humorlosen 18 Meter-Schuss den Schlusspunkt zum 1:4 (83.).

Während Kirchheim mit dieser starken Vorstellung seine Rolle als erste Verfolger von Spitzenreiter Hofherrnweiler festigte, sitzt die Normannia nach dem vierten sieglosen Spiel in Folge weiterhin auf einem Abstiegsplatz fest. In puncto Einsatz und Wille konnte man der ersatzgeschwächten Herbst-Elf nichts vorwerfen. Positiv stimmt auch die Tatsache, dass sich das Team im zweiten Durchgang trotz des klaren Spielstandes nicht hängen ließ und bis zum Abpfiff höchst engagiert auftrat.

Letzten Endes war nach dem nächsten schmerzhaften Tiefschlag einmal mehr kollektives Wundenlecken angesagt. Der Rückstand ans rettende Ufer ist auf vier Zähler angewachsen, womit der Druck auf die jungen Gmünder weiter zunimmt. Lediglich die beiden Liganeulinge GSV Maichingen (14./4 Punkte) und Neckarsulmer Sport-Union (13./6) rangieren derzeit noch hinter dem FCN (12./7) – und genau gegen diese beiden Gegner hofft man im Schwerzer nun auf den dringend benötigten Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Am Samstag, 17.November (18 Uhr) gastieren die Normannen in Neckarsulm, eine Woche darauf geht es nach Maichingen. Ungeachtet der angespannten Personallage zählt nun nur noch eines: Ein Erfolgserlebnis muss her.

FCN: Niklas Esswein – Marc Seibold, Emrullah Maloku, Luca Iacobucci, Vincens Toscano – Tom Berger – Riccardo Carucci, Luca Uhl, Roberto Nicolosi, Lukas Rein – David Felske (73.Jonas Adam)
VfL: Paul Heer – Dennis Flegel, Fabien Borchardt, Jan-Luca Schlauer, Raphael Piskureck, Lasse Fröschle (80.Lukas Scheiber), Tim Mank, Danijel Djedovic (73.Noah Kiyici), Malte Kaiser (46.Dennis Gawruschenko), Michael Fischer, Edian Pudic (64.Kole Lekaj)
Tore: 1:0 Riccardo Carucci (22.), 1:1 Raphael Piskureck (31.), 1:2 Lasse Fröschle (55.), 1:3 Jan-Luca Schlauer (60.), 1:4 Tim Mank (83.)
Schiedsrichter: Stefan Flaig (SV Sillenbuch / SRG Stuttgart)
Zuschauer: 50