Marvin Gnaase verzieht seinen Schuss ein wenig, zufällig genau dahin, wo Normannia-Sturmspitze Felix Bauer steht, und der gibt dem Ball die kleine, entscheidende Richtungsänderung - mit der Hacke. „Zugegeben, der geht nicht jedes Mal rein…“, meinte Bauer später.

Die Prise Zufall, das Quentchen Stürmerglück, es waren nur Zugaben beim souveränen 4:1-Sieg der Normannen gegen den SKV Rutesheim. Was Felix Bauer und seine Teamkollegen über die 90 Spielminuten auf den Platz brachten, war das Gegenteil von Zufall und Glück: Die Normannia spielte so dominant und kontrolliert, erarbeitete sich die Torchancen so zielstrebig, dass dieser Sieg am Ende ganz zwangsläufig aussah.

Schon die Anfangsminuten verliefen im kleinen wie das gesamte Spiel: Die Gmünder starteten stark in die Partie, brachten Angriff um Angriff vors Rutesheimer Tor, und nach neun Minuten – Pfeifer hatte Kolb zum Kopfball aufgelegt – traf per Nachschuss Innenverteidiger Daniel Stölzel.

Geradezu zwangsläufig, dieses 1:0. Gästetrainer Rolf Kramer musste sein Team wie eine Gruppe von Statisten vorkommen, von deren eigenem Plan („Wir wollten die Normannia unter Druck setzen“) so gar nichts zu sehen war.

Planvolle Zielstrebigkeit

Beeindruckend, mit welch planvoller Zielstrebigkeit die Normannia sich inzwischen ihre Siege erspielt. Die Traub-Elf drückt ihr Spiel durch, Rutesheimer Offensivspiel fand kaum statt: „Wir haben nicht auf den Platz gebracht, was wir vorhatten“, musste Kramer zugeben. Ihm blieb nach der Partie nur übrig, als unvoreingenommener Zeuge auszusagen: „Die Normannia hatte komplette Kontrolle über das Spiel, sie haben sich gut bewegt, waren sehr ballsicher und haben fast immer die richtigen Entscheidungen getroffen.“ Die paar kleinen Störungen in der Normannia-Perfektion waren unbedeutend: dass die Normannia-Elf in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit, im Gefühl der sicheren Spielkontrolle, das Tempo ein wenig zu sehr verschleppte und kurz etwas träge wirkte. Und dass es Luca Alberici in der 68. Spielminute schaffte, mit dem ersten Schuss der Rutesheimer, der wirklich aufs Gmünder Tor und nicht nur grob in dessen Richtung ging, den Anschlusstreffer zu erzielen. Dass Normannia-Antreiber Andreas Mayer an diesem Tag nicht alles gelang. Kein Treffer, zum Beispiel. „Es ist völlig egal, wer die Tore schießt, ich leg’ auch gern auf“, so Mayer. Wie beim zwischenzeitlichen 2:0 (63), bei dem Felix Bauer nach Mayer-Flanke die Kleine-Berührung-große-Wirkung-Methode per Kopf angewandt hatte. Fürs 4:1 sorgte dann der eingewechselte Simon Knecht, indem er einen Konter im Alleingang erfolgreich abschloss.

„Die Normannia hatte komplette Kontrolle.“
Rolf Kramer, SKV-Trainer

Diese Normannia-Mannschaft, das zeigte auch dieser Mai-Nachmittag, hat die Vergangenheit hinter sich gelassen: die Spiele, in denen man eine Führung unter dem Ansturm der gegnerischen Schlussoffensive häufig ins Ziel zitterte oder gar in den letzten Minuten noch weggeben musste, sind derzeit nur noch blasse Erinnerungen. Und diese Mannschaft hat Zukunft. Der FC Normannia Gmünd scheint kaum aufzuhalten auf dem Weg zum Titel. Noch vier Spieltage bis zum Saisonende, und der FCN hat fünf Punkte Vorsprung auf die Verfolger Dorfmerkingen und Ilshofen und sieben Zähler auf den FSV Hollenbach, die allerdings an diesem Spieltag alle ebenfalls siegten. Der Oberliga-Aufstieg scheint trotzdem zum Greifen nah.

Die Methode im Schwerzer bleibt die, die sich bewährt hat: „Wir konzentrieren uns nur aufs nächste Spiel“, sagte FCN-Coach Traub. Und das mit großem Ehrgeiz, auch im direkten Duell mit dem Vierten, das nun ansteht: „Wir wollen das Spiel in Hollenbach gewinnen.“

FCN: Ellermann – Fichter, Lämmle, Stölzel, Glück - Gnaase, Kianpour (73. Ibrahimovic) - Pfeifer (88. Schmid), Mayer, Kolb (89. Werba) - Bauer (78. Knecht).
SKV: Bär – Vaihinger, Wellert, Haug, Baake (58. Alberici), Müller (64. Lubenskiy), Elfadil (83. Weeber), Gebbert (58, Ayaz), Hertenstein, Wemmer, Schneider.
Tore: 1:0 Stölzel (9.), 2:0 Bauer (63.), 2:1 Alberici (68.), 3:1 Bauer (70.), 4:1 Knecht (86.).
Zuschauer: 300

© Gmünder Tagespost 13.05.2018