Es ist, also ob man fast jeden Samstag das gleiche Theaterstück anschaut. Regelmäßige Normannia-Zuschauer kennen die Handlung längst auswendig. Erster Akt: Der FCN ist dem Gegner ebenbürtig und lässt kaum Tormöglichkeiten zu. Zweiter Akt: Die Gmünder erarbeiten sich Chancen, treffen aber so gut wie nie. Dritter Akt: Der Gegner macht genau das besser – und nutzt seine Torchancen. Vierter Akt: Die Normannen zeigen trotzdem enormen Willen und Laufbereitschaft bis zum Schluss – aber es bringt nichts.

Weil sich das Schauspiel – mit gelegentlichen Variationen – schon zu oft wiederholt hat, hängt der FCN wie festgetackert in der Abstiegszone der Tabelle fest.

Premiere hatte das Stück im August, am ersten Spieltag beim 0:1 daheim gegen Göppingen. Im Rückspiel am Samstag führte es die Normannia ein weiteres Mal auf. Mit ein paar neuen Nuancen, die den Zuschauern durchaus kurzzeitig Freude machten. Denn beim ersten Spiel der Rückrunde zeigten der FCN in Göppingen von Beginn an eine der besten Halbzeiten überhaupt: Giftig, zweikampfstark, stabil – obwohl die Trainer in der Abwehr vor dem Spiel hatten umstellen müssen, weil Simon Fröhlich wegen Rückenbeschwerden kurzfristig ausgefallen war. Und die Gmünder suchten immer wieder die Offensive, spielten so energisch wie Trainer Holger Traub seine Jungs anfeuerte: „Ballbesitz! Auf geht’s!“. Die ersten 20 Minuten gehörten klar dem FCN, der die Gastgeber gar nicht recht ins Spiel kommen ließ. Ein Göppinger Fan meinte anerkennend: Die machen das nicht schlecht.“. Bis auf das eine: „Wir haben es nicht geschafft, im letzten Drittel die richtig hundertprozentigen Torchancen herauszuarbeiten“, musste FCN-Trainer Holger Traub wieder einmal konstatieren.

Plötzlich schaltet der GSV hoch

Und Göppingen machte es halt auch nicht schlecht, hielt sich streng an die taktische Marschroute von Trainer Gianni Coveli: „Und ging’s zunächst darum, die Null zu halten. In der zweiten Halbzeit wollten wir dann zulegen.“ Bis zur 55. Minute war’s ein völlig offenes, ausgeglichenes Spiel gewesen, dann deuteten die Göppinger an, was ihr Matchplan nun vorsah: Zwei scharfe Zuspiele kamen in den Gmünder Sechzehner, die die SV-Angreifer aber noch knapp verpassten. In der 61. Minute funktionierte dann alles perfekt: Patrick Schwarz nahm im Mittelfeld Fahrt auf, ließ sich von drei Normannia-Spielern nicht stoppen und spielte den perfekten Steilpass in die Schnittstelle der Gmünder Innenverteidigung, wo Anthony Coppola zur Stelle war und nur noch FCN-Keeper Yannick Ellermann umkurven musste um das 1:0 zu machen. Auch die Göppinger griffen zu dem Handlungsmuster, das im Hinspiel schon (damals per Freistoßtrick) zum 1:0-Sieg geführt hatte: ein brillantes Tor, herausgespielt in kühler Spitzenteam-Manier.

Dann noch der letzte Akt: Die Normannia bewundernswert kämpfend bis zum Schluss, um vielleicht doch noch zu treffen. Im Rahmen der üblichen Schlussphasen-Reizbarkeiten sah Gmünds Spielmacher Bobo Mayer dann noch gelb-rot (85.) – unerheblich für den gewohnten Ausgang des Dramas.

"Wie ihr auf diesen Tabellenplatz kommt, das verstehe ich nicht."
Ein Göppinger Zuschauer zu FCN-Trainer Holger Traub

Ein Blick auf die Tabelle machte den Abschluss des Fußballjahres 2018 für Gmünd nicht besser: Die zwei direkt vor dem FCN stehenden Teams, SV Linx und SV Oberachern, hatten beide gewonnen hatten. Was für die Normannia (elf Punkte aus 18 Spielen) den Abstand zum Mittelfeld nochmal vergrößert hat. Weil ein Derby eine feine Sache sei, wünsche er sich, dass die Normannia drinbleibt, meinte SVG-Coach Coveli. Musste aber realistisch hinzufügen: „Die Luft wird extrem dünn für die Gmünder.“

Und Komplimente helfen bekanntermaßen nicht. „Wie ihr auf diesen Tabellenplatz kommt, das verstehe ich gar nicht“, sagte ein Göppinger Zuschauer nach dem Spiel zu FCN-Trainer Traub. Wer den zweiten Akt des Normannia-Schauspiels oft genug gesehen hat, weiß mehr.

Göppingen – Normannia 1:0(0:0)


GSV: Schleicher – Schwarz, Stierle, Loser, Osipidis, Renner (83. Cerimi), Kotiukov, Brück, Dicklhuber, Ziesche (76. Wende), Coppola (79. Leonhardt).
FCN: Ellermann – Glück, Lämmle, Serejo, Iatan (76. Knecht) – Gnaase, Kianpour (83. Seltenreich) – Kolb, Mayer, Ubabuike – Ibrahimovic (25. Bauer).
Tor: 1:0 Coppola (61.)
Zuschauer: 800

Die Stimmen zum Spiel:

„Defensiv habe wir’s gut gemacht, offensiv ist es einfach zu wenig“

Gianni Coveli, Trainer SV Göppingen:
„Wir wussten dass es nicht einfach wird, wenn der Gegner hinten drin steht. Uns ging’s zunächst darum, die Null zu halten; in der zweiten Halbzeit wollten wir dann zulegen. Das 1:0 war hervorragend gemacht.“

Holger Traub, FCN-Trainer: 
„Wir haben hier nur eine Torchance zugelassen. Aber man muss auch selbstkritisch sagen: Wir haben es nicht geschafft, im letzten Drittel die richtig hundertprozentigen Torchancen herauszuarbeiten. Jetzt müssen wir das alles ein wenig sacken lassen, uns austauschen - und dann schauen, wie wir die Runde nach der Winterpause angehen.“

Andrea Aiello, FCN-Teammanager:
„Dieser Sieg war nicht verdient. Ich habe eine ordentliche Mannschaftsleistung von unserem Team gesehen - und keinen SV Göppingen, der besser war. Sie hatten eine gelungene Aktion - und wir den einen Fehler, wo wir zu dritt nicht zugreifen konnten.“

Daniel Glück, FCN:
„Das ist nicht Verbandsliga, das merken wir jeden Samstag. Da musst du dir doppelt und dreifach alles erarbeiten. Für uns war in der ersten Halbzeit mehr drin. Das eine Tor machen sie natürlich richtig gut, die Göppinger - das ist der Unterschied ...“

Yannick Ellermann, FCN-Torhüter:
„Das ist sehr ärgerlich, wir haben über 90 Minuten kaum Torchancen zugelassen, und Göppingen macht eben dieses eine Ding. Man muss aber auch ehrlich zugeben: Wir selbst hatten keine extrem guten Torchancen. Defensiv habe wir’s gut gemacht, offensiv ist es einfach zu wenig.“

© Gmünder Tagespost 02.12.2018