(sch) Durch den späten Ausgleichstreffer hat sich die Gmünder Ausgangslage vor dem am Donnerstag in Westhausen stattfindenden Rückspiel merklich verbessert.

Die gute Nachricht: Mit Kampfgeist, Moral und dem nötigen Glück haben die Normannia-Youngster eine drohende Hypothek für das zweite Duell abgewendet, nachdem die SGM Kapfenburg in der Schlussphase sogar einen deutlichen Auswärtssieg hätte einfahren können. Die schlechte Nachricht: Einmal mehr hatten die Gmünder erhebliche Probleme, sich gegen körperlich überlegene Gegenspieler durchzusetzen und ihre gewohnte Durchschlagskraft in der Offensive zu entfalten. Die Relegation ist nichts für schwache Nerven – so lautet die einzig sichere Erkenntnis aus hochspannenden ersten 80 Minuten, die für den Donnerstag (19 Uhr / Sportplatz Westhausen) ein nicht minder hitziges Relegationsfinale versprechen.

Im ersten Aufeinandertreffen vor 70 Zuschauern im Gmünder Schwerzer schenkten sich die Vizemeister der Kreisleistungsstaffeln überhaupt nichts. Emotional, intensiv und kampfbetont ging es zu und das wohlgemerkt bei hochsommerlichen Temperaturen, welche insgesamt fünf Trinkpausen erforderlich machten. Nach einer etwas nervös geführten Anfangsphase nahmen die Hausherren das Heft des Handelns in die Hand und erzeugten in der zehnten Minute die erste brenzlige Situation. SGM-Tormann Jannik Heid hatte Max Dudiums Flanke aus den Händen fallen lassen, doch der folgende Kopfball von David Karacic wurde noch auf der Torlinie von einem Verteidiger abgeblockt, ehe David Juric mit seinem Nachschuss an Heid scheiterte. Die Normannia blieb weiterhin die aktivere Mannschaft und hatte Pech, da Milan Gereb infolge einer Juric-Flanke aus nächster Nähe lediglich den Torwart anschoss. Auf der Gegenseite musste die Boschmann-Elf allerdings auch drei Schrecksekunden überstehen. Kapfenburgs Torjäger Luca Massopust (36 Saisontore in Hin- und Rückrunde) war nach einem langen Ball seines Kapitäns David Thomer erstmals freistehend vor Leon Weiser aufgetaucht, doch im Eins-Gegen-Eins vereitelte der herausgeeilte FCN-Schlussmann einen sicheren Gegentreffer. Nur kurz darauf kam Hannes Bannert im Gmünder Strafraum an den Ball, doch mit aller Entschlossenheit warfen sich Weiser und sein Abwehrmann Justus Messerschmidt dazwischen. Als Massopust von Bannert auf die Reise geschickt wurde, parierte Weiser erneut stark. Trotz der höheren Spielanteile fehlte den Normannen in der Offensive hingegen der letzte Punch, um sich endlich für den hohen Aufwand zu belohnen. Ein Gereb-Freistoß aus 25 Metern sowie ein Flachschuss von Luca Krätschmer bereiteten Heid nur geringfügig Probleme. Kurz vor der Pause fehlten dann nur wenige Zentimeter zur Gmünder Führung: Linksaußen Liandro Cudazzo rettete einen Steilpass von Gereb im letzten Moment vor der Auslinie und spielte sofort quer, so dass Karacic aus nächster Nähe eigentlich nur noch hätte einschieben müssen. Doch mit einer hervorragenden Reaktion kratzte der groß gewachsene Gästekeeper das Spielgerät von der Linie und rettete seinen Vorderleuten das 0:0 – in jedem Fall eine Nullnummer der besseren Sorte.

Die Normannen dominierten das Geschehen zu Beginn der zweiten Hälfte, hatten ein Plus an Ballbesitz und Torgelegenheiten aufzuweisen, doch nur selten gelangen das Kombinationsspiel gegen tiefstehende Gäste. Zwei weitere Male stand Heid im Fokus: Zunächst entschärfte der SGM-Tormann Krätschmers Freistoß aus großer Distanz und wenig später auch Dudiums Direktabnahme. Nach starkem Zuspiel des zur Halbzeit eingewechselten Max Gjini bot sich Max Dudium eine weitere Großchance, doch sein Lupfer flog über Heid und das Gehäuse hinweg. Der FCN schaffte es nicht, seine Überlegenheit zu nutzen. Kapfenburg hingegen war immer zur Stelle, wenn die Gmünder Fehler machten. Gjini hatte sogar Glück, als er den Ball am eigenen Strafraumrand gegen Andre Bees vertändelte, dessen sofortiger Abschluss allerdings direkt in Weisers Armen landete. Nach knapp einer Stunde Spielzeit schlug die SGM dann jedoch eiskalt zu: Die FCN-Verteidiger ließen die Zweikampfbereitschaft vermissen, so dass Felix Neumann völlig unbedrängt den durchgestarteten Banner in Szene setzen konnte. Dessen platzierter Flachschuss schlug im langen unteren Toreck ein, Weiser war machtlos (59.). Vom plötzlichen Rückstand wirkte die Boschmann-Elf sichtlich geschockt, während die Kapfenburger in der folgenden Viertelstunde dem zweiten oder sogar dritten Treffer weitaus näher waren als die Normannia dem Ausgleich. Nur dank einem überragenden Leon Weiser zwischen den Pfosten überstand man die Drangphase der Gäste schadlos. Nachdem Neumann sowohl Juric als auch Messerschmidt stehen ließ und mit Effet abzog, lenkte Weiser das Geschoss noch mit einer Hand über den Querbalken. Die folgende Ecke wurde zunächst aus der Gefahrenzone befördert, doch aus der zweiten Reihe nahm Niklas Borst Maß und der FCN-Rückhalt musste sich mächtig strecken, um den Fernschuss aus dem Eck zu fischen. Damit nicht genug, verpasste Oliver Kartheiser eine scharfe Hereingabe nur um Haaresbreite und Massopust setzte einen Kopfball knapp am Ziel vorbei. Schließlich vergab Kapfenburg durch zwei Konter die große Chance zur Vorentscheidung. Als Bannert völlig alleingelassen dem zweiten Treffer entgegenmarschierte, wehrte Weiser zur Seite ab, ehe sich Gjini heldenhaft in den Nachschuss von Massopust warf. Nur wenige Minuten darauf stoppte der zurückgeeilte Milan Gereb mit einer entschlossenen Grätsche den schnell gestarteten David Thomer.

So stand die Partie bis zum Ende auf des Messers Schneide und blieb für beiden Seiten ein wahrer Kraftakt angesichts der drückenden Hitze. Allen Umständen zum Trotz gaben sich die Normannen nicht auf und versuchten immer wieder für Entlastung zu sorgen. Nach zwei Eckstößen kam jeweils der eingewechselte Erdinc Burgucu zum Kopfball, doch beide Male war Heid auf dem Posten. Die Nachspielzeit war bereits angebrochen, als der SGM-Tormann einen letzten Verzweiflungsschuss von Luca Ellinger aus rund 40 Metern abwehrte. Bei der folgenden Ecke bekam ein Gästeakteur die Hand an den Ball, Schiedsrichter Angelo Anedda zögerte keine Sekunde und zeigte zum Entsetzen der Gäste auf den Punkt. In dieser Drucksituation übernahm Cudazzo die Verantwortung für sein Team und sorgte für den ultimativen Nervenkitzel, als sein Schuss an den linken Innenpfosten prallte und von dort aus ins Netz sprang. Direkt danach ertönte der Abpfiff und die Gmünder freuten sich über ein am Ende glückliches, über die volle Spielzeit betrachtet aber leistungsgerechtes 1:1-Remis.

Die Ausgangslage für den finalen Showdown ist damit eindeutig: Beide Teams benötigen einen Sieg für den Bezirksstaffel-Aufstieg, bei einem weiteren Remis folgt ein Elfmeterschießen, da die Auswärtstorregel im Juniorenbereich nicht gilt. Jubel auf der einen, Tränen auf der anderen Seite – am Donnerstagabend wird die Entscheidung in diesem dramatischen Relegationsfight fallen.

So haben sie gespielt:

FCN: Leon Weiser – David Juric, Justus Messerschmidt, Luca Ellinger, Luca Krätschmer – Milan Gereb, Nico Grützmacher – Paul Bareiß, Max Dudium, Liandro Cudazzo – David Karacic (eingewechselt: Max Gjini, Luca Sigloch, Erdinc Burgucu)
SGM: Jannik Heid – Nico Mangold, David Thomer, Paul Welsandt, Niklas Borst, Oliver Kartheiser, Andre Bees, Tim Kleemann, Fabian Lehmann, Hannes Bannert, Luca Massopust (eingewechselt: Felix Neumann, Noah Weik, Simon Röhrl)
Tore: 0:1 Hannes Bannert (59.), 1:1 Liandro Cudazzo (80.+2)
Schiedsrichter: Angelo Anedda (TV Lindach / SRG Gmünd)
Zuschauer: 70