(sch) Gegen das chancenlose Schlusslicht VfL Herrenberg konnte die Elf von Trainer Jochen Herbst einen völlig souveränen 11:0 (5:0) - Heimerfolg einfahren und eine große Portion Selbstvertrauen für das anstehende Saisonfinale tanken. Trotz ihres besonders in moralischer Hinsicht wertvollen Kantersieges verbleiben die Gmünder weiterhin auf einem Abstiegsplatz.

Nach zuvor vier sieglosen Partien war der Druck aus das Herbst-Team bereits enorm, denn bei einem Patzer gegen Herrenberg wäre der Abstieg wohl vorzeitig beschlossene Sache gewesen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen, denn auf heimischem Platz ließen hochmotivierte Normannen von Beginn an keine Zweifel aufkommen. Sechs eher verhaltene Spielminuten nach dem Anpfiff benötigte es, ehe sich eine Freistoßflanke von Lucas Schwarzer an Freund und Feind vorbei zur frühen Führung in die Maschen senkte. Gerade einmal 120 Sekunden darauf legte Robin Fischer einen Schwarzer-Eckstoß per Kopf präzise ab, so dass der alleingelassene Wesley Wicker aus nächster Nähe nur noch einzuschieben brauchte. Die Hausherren hatten das Spielgeschehen auch in der Folgezeit im Griff, ohne jedoch zu glänzen oder sich eine Vielzahl an hochkarätigen Torchancen zu erspielen. Mit der Sicherheit des Zwei Tore-Vorsprungs im Rücken ließ es sich jedoch deutlich befreiter und ruhiger aufspielen, Herrenberg konnte nur selten für Entlastung sorgen fand keinerlei Mittel gegen die sattelfeste FCN-Defensive. Alles andere als unverdient dann auch der dritte Torerfolg, als VfL-Tormann Valentin Kislat einen Abschluss von Wesley Wicker nur zur Seite abklatschen und Jonas Nagel den Abpraller problemlos verwerten konnte. Wiederum nur acht Minuten darauf spielte Innenverteidiger Fischer einen weiten Ball in die Spitze, Schwarzer grätschte heran und beförderte das Spielgerät sehenswert über Kislat hinweg zu seinem zweiten Treffer ins Netz. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Normannen ins Rollen gekommen und ließen sogar noch die ein oder andere Torgelegenheit ungenutzt: Alexander Iatan verpasste eine scharfe Hereingabe von Marc Seibold nur um Haaresbreite, Wicker und Jakob Biedermann setzen zwei Distanzschüsse knapp am Ziel vorbei. Zum Ende einer zunehmend einseitigen ersten Halbzeit kamen die Gäste immerhin noch zu ihrer ersten und einzigen nennenswerten Torchance, als Linksaußen Hasan Asmadili durchgebrochen war und den mitgelaufenen Lucas Nardella bediente, dieser vergab freistehend vor dem Tor allerdings kläglich. Stattdessen markierte die Normannia erneut infolge einer Standardsituation den 5:0-Pausenstand: Die nah vor das Tor herangetretene Ecke von Kapitän Schwarzer bugsierte der aufgerückte Abwehrmann Calvin Klause aus nächster Nähe über die Linie.

Der Wille der Gäste war gebrochen und die Grundlage für den erst vierten Gmünder Heimsieg in dieser Saison gelegt. Nach dem Seitenwechsel spielte die drittschwächste Offensive der Liga wie im Rausch, dominierte den Tabellenletzten nach Belieben und schraubte das Resultat weiter in die Höhe. Gerade einmal fünf Minuten nach Wiederanpfiff setzte Biedermann den Torreigen fort, als er einen perfekt getretenen Eckstoß von Steven Trajcevski aus nächster Nähe freistehend einnicken konnte. Die eingewechselten Mady Sissoko und Patrick Anedda brachten zusätzlichen Schwung ins Gmünder Offensivspiel, beide konnten sich auch binnen kürzester Zeit direkt in die größer werdende Torschützenliste eintragen. Zunächst staubte Sissiko gnadenlos ab, als der VfL-Schlussmann einen Trajecevski-Schuss erneut nicht festhalten konnte, sechs Zeigerumdrehungen später gelang ihm der schönste Treffer in dieser Partie: Eine feine Flanke von Vincens Toscano vergoldete Sissoko mit einem herrlichen Flugkopfball zum achten Treffer. Das Gmünder Schützenfest setzte sich ohne große Verschnaufpause fort, nach Zuspiel von Biedermann fackelte Anedda nicht lange und vollendete mit einem wuchtigen Abschluss zum 9:0. Es folgten weitere gute Torchancen, doch Gästekeeper Kislat konnte eine Direktabnahme von Biedermann ebenso abblocken wie auch weitere Schussversuche von Schwarzer und Kenji Klimaschewski. In der Schlussphase wurde es dann zweistellig: Zunächst schnürte Biedermann mit einem direkt verwandelten Freistoß seinen persönlichen Doppelpack und den Schlusspunkt zum auch in dieser Höhe leistungsgerechten 11:0 setzte Alexander Iatan, der nach dem von Kislat abgewehrten Trajcevski-Schuss hervorragend nachsetzte und eiskalt einnetzte.

Diese elf Treffer waren Balsam für die Normannia-Seele und für das zuvor doch etwas angekratzte Selbstbewusstsein. Wohlgemerkt gelang der mit Abstand höchste Saisonsieg aber auch gegen einen Kontrahenten, der mit derzeit nur drei Zählern aus dem Konto aus der Verbandsstaffel absteigen wird und daher kein ernsthafter Gradmesser darstellte. Die drei Punkte waren aus Gmünder Sicht eingeplant, deutlich wertvoller war der moralische Aspekt: Trotz der zahlreichen Rückschläge in den vergangenen Wochen ist die Mannschaft absolut intakt und der Glaube an den Nichtabstieg weiterhin vorhanden. Auch die Ergebnisse von den anderen Plätzen waren durchaus erfreulich für die Herbst-Elf: Da die direkten Konkurrenten aus Weilheim (0:6 in Hollenbach) und Hofherrnweiler (0:6 in Nagold) deutliche Niederlagen kassierten, schrumpfte der Rückstand zum rettenden Ufer auf nur noch zwei Zähler und die Chance auf den direkten Klassenverbleib wurde somit gewahrt.

Für den letzten Spieltag am kommenden Sonntag (Anpfiff auf allen Plätzen: 11 Uhr) ergibt sich damit eine ebenso spannende wie dramatische Ausgangslage, die für insgesamt vier Beteiligte noch alle Möglichkeiten offen lässt. Der TSV Weilheim/Teck (9./35 Punkte) und die TSG Hofherrnweiler (10./35) liegen derzeit auf den sicheren Nichtabstiegsplätzen, doch der SV Böblingen (11./33) und der 1.FC Normannia (12./33) sitzen ihnen dicht im Nacken. Platz neun und zehn markieren das rettende Ufer und der Zwölfte der Endabrechnung ist sicher abgestiegen, während der Elfte darauf hoffen muss, dass Meister VfL Nagold über die Relegation in die Oberliga aufsteigt.

Die Prämisse ist daher eindeutig: Die Normannen müssen beim Tabellendritten VfL Kirchheim/Teck zwingend gewinnen – eine schwierige, aber keinesfalls unlösbare Aufgabe. Gleichzeitig müssen die Gmünder darauf hoffen, dass zwei der direkten Konkurrenten – Böblingen spielt gegen Meister Nagold, Hofherrnweiler hat den Fünften Hollenbach zu Gast und Weilheim den achtplatzierten SV Fellbach – nicht gewinnen, damit wie im Vorjahr die "Last Minute-Rettung" gelingt. Bei einer möglichen Punktgleichheit mit einem oder mehreren Teams würde eines oder mehrere Entscheidungsspiele um die entscheidende Endplatzierung folgen – doch zunächst einmal richtet sich der Fokus auf das Endspiel in Kirchheim.

FCN: Philipp Röhrle - Marc Seibold (56.Patrick Anedda), Calvin Klause, Robin Fischer, Vincens Toscano - Jakob Biedermann - Lucas Schwarzer, Steven Trajcevski, Alexander Iatan, Jonas Nagel (64.Kenji Klimaschewski) - Wesley Wicker (46.Mady Sissoko)
VfL: Valentin Kislat – Maximilian Multrus, Matteo Saturno, Jakob Schneider, Hasan Asmadili, Lucas Nardella (46.Oguzhan Üregil), David Zaid, Noah Vogt (46.Giovanni Posa), Can Solmaz, Luca Widmayer, Ransford Say
Tore: 1:0 Lucas Schwarzer (6.), 2:0 Wesley Wicker (8.), 3:0 Jonas Nagel (24.), 4:0 Lucas Schwarzer (33.), 5:0 Calvin Klause (44.), 6:0 Jakob Biedermann (50.), 7:0 Mady Sissoko (64.), 8:0 Mady Sissoko (70.), 9:0 Patrick Anedda (73.), 10:0 Jakob Biedermann (80.), 11:0 Alexander Iatan (85.)
Schiedsrichter: Luca Schüttler (TV Rot am See/SRG Crailsheim)
Zuschauer: 25