Die Sportfreunde Dorfmerkingen, das kann man ohne Übertreibung sagen, sind die Mannschaft des Jahres 2017 auf der Ostalb. Die Truppe von Trainer Helmut Dietterle gewann nicht nur den WFV-Pokal und spielte dann vor 10 000 Zuschauern im DFB-Pokal gegen RB Leipzig, sie stieg auch nach einer beeindruckenden Saison aus der Landes- in die Verbandsliga auf.

Erstes von sechs Ostalb-Derbys

Das garantiert sechs Ostalb-Derbys in der laufenden Saison zwischen dem TSV Essingen, dem FC Normannia Gmünd und den Sportfreunden Dorfmerkingen – verbunden mit der spannenden Frage, wer am Ende die beste, weil bestplatzierte Ostalb-Mannschaft unter den hiesigen Amateurfußballern sein wird.

Den ersten Direktvergleich gibt es am kommenden Samstag, wenn der FC Normannia die Dorfmerkinger empfängt (Samstag, 15.30 Uhr). Derby Nummer zwei folgt gleich am Samstag drauf zwischen Dorfmerkingen und Essingen.

Helmut Dietterle, SFD-Trainer
Wie lange hat es gedauert, bis wieder Normalität erreicht war nach dem DFB-Pokal?
Wir sind noch mittendrin. Wir hatten wegen des Leipzig-Spiels keine normale Vorbereitung. Da leiden wir immer noch ein bisschen drunter, in mancher Hinsicht haben wir drei, vier Trainingseinheiten zu wenig. Darum haben wir unser Potenzial auch noch nicht erreicht.

Dieser Satz muss beängstigend klingen für die Konkurrenz...
Diese Schlussfolgerung ist eine Möglichkeit. Allerdings ist es so: Wir sind Aufsteiger, unser Ziel ist es so schnell wie möglich 40 Punkte zu erreichen, also den Klassenerhalt. Das ist sehr wichtig für den Verein.

Sie stapeln tief, Herr Dietterle: Ihr Team steht aktuell auf Rang drei.
Zehn Punkte aus fünf Spielen sind für einen Aufsteiger durchaus bemerkenswert, aber es ist zu früh, daraus einen Trend abzuleiten – es wäre sogar gefährlich. Wir haben, mit Ausnahme von Hollenbach, gegen Mannschaften aus dem hinteren Bereich gespielt. Jetzt kommen die gewichtigen Teams.

Gehört die Normannia da auch dazu?
Auf jeden Fall. Die Normannia ist ein etablierter Verein in der Liga; sie stecken in einem kleinen Umbruch, aber sie sind sicherlich auf einem guten und richtigen Weg.

Ihr Team hat schon im ersten Halbjahr 2017 mehrfach überzeugend bewiesen, dass es mehr als Landesliga-Niveau hat. Zum Beispiel im WFV-Pokal-Viertelfinale mit einem 2:0 gegen den FC Normannia. Die Gmünder waren damals chancenlos.
Richtig, das war so. Aber Pokal- und Punktspiel sind zwei verschiedene Dinge. Ich wäre gar nicht auf den Vergleich gekommen.

Damals haben sogar Nietzer und Weiß gefehlt. Und inzwischen sind noch Marco Haller, Carl Murphy und Benjamin Schiele zum Team gestoßen. So gesehen sind Sie alles andere als schwächer geworden.
Wir haben gute Monate hinter uns mit guten Spielen, ohne Frage. Aber im Fußball fängt es immer wieder von vorne an. Und auch eine starke Mannschaft, wie es meine sicher ist, muss sich ständig neu beweisen und an ihre Grenzen gehen wollen.

Tut es der Verbandsliga gut, dass nun drei regionale Mannschaften – Dorfmerkingen, Gmünd, Essingen – um die Vormachtstellung in der Region unterhalb des Profi-Vereins VfR Aalen kämpfen?
Absolut, die Verbandsliga entwickelt sich insgesamt zu einer guten Liga. Ich habe schon einiges gesehen, was besser ist als in der Landesliga. Und die Derbys sind das Salz in der Suppe des Amateurfußballs.

Holger Traub, FCN-Trainer

Herr Traub, beim letzten Vergleich mit Dorfmerkingen im April war der FC Normannia chancenlos: 0:2 im WFV-Pokal-Viertelfinale.
Was da war, hat mit der Gegenwart nichts zu tun. Wir werden unser Spiel mit der entsprechenden Einstellung angehen, um einen anderen Eindruck zu hinterlassen.

Das 0:2 von damals war auf jeden Fall ein Beleg der Klasse des Gegners: Haben Sie die Entwicklung der Sportfreunde Dorfmerkingen im letzten halben Jahr verfolgt?
Spätestens seit dem Finaleinzug im WFV-Pokal. Ich habe das Finale dann nicht live gesehen, aber Mitschnitte; das war schon richtig überzeugend. Aber das ist Vergangenheit, auch Dorfmerkingen schaut nach vorne.

Wie schätzen Sie den Gegner aktuell ein?
Ich habe Dorfmerkingen angeschaut gegen Pfullingen, das ist eine tolle Mannschaft mit tollen Individualisten und tollem Zusammenspiel. Dorfmerkingen hat absolut Verbandsliga-Niveau, sie sind sogar im vorderen Drittel anzusiedeln.

Wird Ihnen da bange?
Nein, wir freuen uns auf das Spiel und wollen gewinnen.

Dorfmerkingen setzt auf die Erfahrung einiger Ex-Profis: Marco Haller, Fabian Weiß, Niklas Weissenberger, Carl Murphy.
Ich kannte die Jungs vorher nicht. Aber Fakt ist, was auf dem Platz passiert. Weissenberger ist natürlich im Zentrum der totale Lenker, und wenn er sich nach vorne einschaltet bei Standardsituationen, dann gilt Alarmstufe Rot. Aber wir haben auch tolle Fußballer in unseren Reihen, es ist nicht so, dass wir uns verstecken müssen.

Ihre beiden Ex-Profis, Nermin Ibrahimovic und Andreas „Bobo“ Mayer, standen am vergangenen Samstag nicht in der Startelf.
Ibrahimovic war auf einem Trainerlehrgang in Ruit, und Bobo Mayer ist erst die zweite Woche bei uns im Kader. Wir wollen uns schon sicher sein, wie er ins Gefüge passt, auf welche Position wir ihn nachher reinstellen. Das braucht einfach eine Findungsphase.

Und das sieht er auch so?
Jeder Fußballer will spielen, das wäre ja der falsche Ansatz, wenn er etwa anderes wollte.

Wie wichtig sind Ihnen Derbys?
Für mich ist jedes Spiel wichtig, und keines ist wichtiger als ein anderes.

Aber Sie verstehen es, wenn ein Zuschauer das anders sieht?
Absolut. Die Zuschauer sollen es genießen. Und es ist an uns als Trainerteam, unseren Job so fokussiert und alles andere ausblendend zu machen, dass sie es genießen können.

© Schwäbische Post 20.09.2017