Freilich sind Testspiele zum testen da. Der FCN-Coach machte sich viele Notizen, wo er beim Training noch den Hebel ansetzen muss. Aber Holger Traub durfte auch zufrieden konstatieren, dass das „Gesamtpaket Normannia“ wie im Endspurt zur Verbandsligameisterschaft gut funktioniert. Dabei fehlten am Samstag Spielmacher Andreas Mayer und Rückkehrer Simon Fröhlich vom TSV Essingen. Zudem wechselte Holger Traub zur zweiten Halbzeit gleich sieben neue Spieler. „Rückschlüsse auf Stammplätze kann man aus der Aufstellung aber nicht ziehen“, betonte Holger Traub, „wir testen die volle Breite unseres Kaders durch.“
Zu erkennen war aber: Mit dem inzwischen fest verpflichteten Ricardo Dias Matos (von den Stuttgarter Kickers) haben die Gmünder sich offensiv deutlich verstärkt. Der Neuzugang erzielte in der 25. Minute abgeklärt das 1:0, Marvin Gnaase hatte mit einem energischen Sololauf und einem feinen Querpass die Vorarbeit geleistet. Zu diesem Zeitpunkt hätte es schon 2:0 stehen können, doch Sturmspitze Felix Bauer zögerte in der 10. Minute nach Zuspiel von Gnaase zu lange mit dem Schuss. Zwischen der 25. und 40. Minute gab die Normannia klar den Ton an, nutzte aber beste Chancen zur Resultatserhöhung nicht. Felix Bauer scheiterte aus spitzem Winkel am VfB-Keeper, Gnaases Schüsse aus kurzer Distanz wurden zweimal abgeblockt und Dominik Pfeifer ignorierte den besser positionierten Stephan Fichter. Genau solche Aktionen missfielen Traub. Und besonders die Szene in der 41. Minute: Torwart Yannik Ellermann und Innenverteidiger Daniel Stölzel, die beide ansonsten überzeugten, ließen sich von VfB-Mittelstürmer Eric Hottmann irritieren – 1:1. Damit war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Es sollte aber noch schlimmer kommen.
In der 47. Minute konnte Fabian Kolb den wuchtigen Leon Dajaku noch abblocken, zwei Minuten später standen gleich mehrere Normannen im eigenen Strafraum auf dem Schlauch – der serbische U-17-Nationalspieler Jovan Djermanovic staubte zum 1:2 ab. Dabei bleib es, weil beide Trainer viel wechselten und der Spielfluss ins Stocken geriet. Dennoch hätte die Normannia mindestens ausgleichen können: Kopfbälle von Niklas Groiß und Patrick Lämmle strichen aber übers Tor der Cannstatter.
So waren am Ende nur Trainer Nico Willig und Teammanager Volker Digulla vom VfB zufrieden: „Im Gegensatz zum mit 1:3 bei der TSG Backnang verlorenen Match klappte die schnelle Balleroberung bei uns einige Mal gut und auch bei Kontern zeigten unsere Jungs gute Ansätze.“ Dabei muss man den Stuttgartern zugutehalten, dass drei Viertel des Teams noch dem jungen A-Jugendjahrgang angehören. „Da kann gegen eine Aktiven-Mannschaft aus der Oberliga noch nicht alles rund laufen“, befand Digulla, der wie der Trainer in der letzten Runde für die U 17 des VfB verantwortlich war. Das Gespann hat neben dem Serben Djermanovic fünf Jugendnationalspieler im Kader: Maximilian Maier, Per Lockl, Leon Dajaku und Antonis Aidonis (alle U 17) sowie Erich Hottmann (U19).
"Rückschlüsse auf Stammplätze kann man aus diesem Spiel noch nicht ziehen."
Holger Traub, FCN-CheftrainerNormannia: Ellermann, Fichter, Stölzel, Lämmle, Glück, Ibrahimovic, Schmid, Gnaase, Pfeifer, Dias Matos, Bauer. In der zweiten Halbzeit kamen Röhrle (Tor), Kolb, Iatan, Kianpour, Seltenreich, Werba und Groiß.
VfB Stuttgart U19: Hornung, Fröhlich, Kleinhansl, Cetinkaya, Schuckenböhmer, Mistl, Maier, Lockl, Hottmann, Bätznt, Dajaku; eingewechselt wurden Schock, Aidonis, Cabrajam Djermanovic, Kopf, Reutter, Volkert.
Schiedsrichter: Schlegel
Andrea Aiello bastelt weiter am FCN-Team
Andrea Aiello war am Samstag nicht beim Heimspieltest der Normannia gegen die U19 des VfB Stuttgart. Der Team-Manager bastelt nämlich weiter daran, den Kader des Oberligaaufsteigers nochmals um einige Nuancen qualitätsmäßig zu steigern. „Ich war bei einem Vorbereitungsspiel einer Oberligamannschaft, in der ein für uns interessanter Fußballer steht“, sagte Aiello. Mehr wollte er aber nicht verraten: „Wir stehen nicht unter Druck, weil wir schon eine gute Mannschaft haben. Und wir haben ja noch bis zum 31. August Zeit, noch einen Neuzugang zu verpflichten. Der muss aber zu uns passen!“ Zur Erinnerung: In der letzten Saison zauberte Andrea Aiello auf den letzten Drücker noch Bobo Mayer aus dem Hut. Und der war der Türöffner zur Verbandsligameisterschaft.In Sachen Neuverpflichtungen gab es bei der Normannia am Samstag eine weitere Vollzugsmeldung: Der 19-jährige Mittelfeldspieler Ricardo Dias Matos ist jetzt fix ein Normanne und wurde von Trainer Holger Traub auch sofort eingesetzt. Der 1,81 Meter große Techniker stellte seine Fähigkeiten gleich unter Beweis: Er erzielte in der 25. Minute nach einem Pass von Marvin Gnaase nicht nur den 1:0-Führungstreffer, sondern er fügte sich sofort nahtlos ins Aufbauspiel des FCN ein.
Ricardo Dias Matos kommt aus Geislingen. Der Rechtsfuß, der sich am liebsten auf der „Zehnerposition“ sieht, hat bereits eine beachtliche Laufbahn hinter sich, allerdings auch großes Verletzungspech. In der U 15 und in der U 16 spielte er beim SSV Ulm, wechselte dann in die U 17-Bundesligamannschaft der Stuttgarter Kickers. In der U 18 trug er das Trikot des 1. FC Heidenheim, um dann in die U 19 der Kickers zurückzukehren.
„Ich wurde bei der Normannia vom Trainerteam und den Spielern super gut aufgenommen, ich spürte sofort, dass es hier für mich passt“, erklärte Ricardo Dias Matos zufrieden.
Neben dem privat verhinderten Andreas Mayer und dem erkrankten Simon Knecht vermissten die Fans am Samstag auch Simon Fröhlich im Normannia-Team. Der am 1. August 28 Jahre alt werdende Rückkehrer vom TSV Essingen war zusammen mit seinem Zwillingsbruder Aaron, dem Spielmacher der TSB-Handballer, nur als Zuschauer im Stadion. „Natürlich hätte ich gerne mitgemacht“, sagte der Defensivspieler, der als D-Jugendlicher vom TSGV Waldstetten zur Normannia kam und erst vor zwei Jahren zum TSV Essingen ging. Wie berichtet, hat sich Simon Fröhlich trotz noch laufenden Vertrags mit dem TSV Essingen auf einen Wechsel zur Normannia geeinigt. „Wir werden uns in den kommenden Tagen zusammensetzen und in Ruhe alle Formalitäten besprechen und regeln“, erklärte Andrea Aiello.
© Gmünder Tagespost 14.07.2018