Es war an kalten Dezembersonntag im Jahr 1971: In der engen Gäste-Umkleidekabine im Ulmer Donaustadion bereiteten sich die Spieler des 1.FC Normannia gerade auf das Match in der damaligen dritten Liga, der 1. Amateurliga Nordwürttemberg, gegen die TSG Ulm 1846 vor. Da ging die Tür, Abteilungsleiter und Mäzen Willi Feucht kam herein und stellten der verblüfften Mannschaft einen jungen blonden Burschen vor: „Das ist der Heinz Eyrainer vom FV Biberach. Der spielt in Zukunft für uns!“

Teil der Württemberg-Auswahl

So war das damals: Willi Feucht erfüllte praktisch alle Wünsche seines Trainers Fritz Millinger. Die Normannia-Mannschaft war eine württembergische Auswahl. Zum Beispiel: Wilhelm Bubi Röcker, Horst Raubold, Dieter Renner, Alfred Schwarzer, Helmuth Ayerle, Horst Hayer, Gerd Swillus, Klaus Gerstenlauer, „Knagge“ Bauer, Hajo Treder und auch Rudi Abele. Mit dieser Truppe spielte die Normannia ein halbes Jahr später um die deutsche Amateurmeisterschaft und schied erst im Halbfinale gegen den FSV Frankfurt (2:0 und 0:3) aus. Fast alle dieser „Profikicker“ zogen schnell wieder weiter und bis hinauf in die Bundesliga, nur Rudi Abele und Heinz Eyrainer, die bis heute eine Freundschaft verbindet, blieben.

Längst ein Gmünder

An diesem Dienstag feiert Heinz Eyrainer seinen 70. Geburtstag. Längst ist er ein Gmünder geworden und ein Normannia-Urgestein. Dabei wollte 1972 Sepp Piontek, Fußballlegende und Manager bei Werder Bremen, Schwarzer und Eyrainer an die Weser zum Bundesligisten locken. Schwarzer erlag der Versuchung und kehrte später frustriert ins Schwabenland zurück. Heinz Eyrainer wurde bei der Normannia zur tragenden Säule als „Sechser“, wie man heute sagt. Mehrfach spielte er in der WFV-Auswahl, unter anderem mit den beiden späteren Bundesligakickern Helmut Dietterle und Erwin Hadewicz. Er war aber auch bei der Normannia gut „versorgt“. Der Verein verschaffte der Familie Eyrainer eine Toto-Lotto-Annahmestelle im Türlensteg, Heinz Eyrainer bekam einen Job bei der TRW in Alfdorf. Dort allerdings bekam er nichts geschenkt. Mit dem ihm eigenen Ehrgeiz, mit Disziplin, aber natürlich auch mit seinem Wissen und Intellekt arbeitete er sich bis zum Bereichsleiter Seitensicherungssysteme empor. 1998 machte sich Heinz Eyrainer mit einem Entwicklungsbüro selbstständig, heute noch ist er als Berater für Ingenieure und Führungskräfte aktiv und erfolgreich tätig.

Fußballerisch zog es ihn allerdings, als die Normannia sich keine Topstars mehr leisten konnte, weiter: Zwei Jahre lang spielte er für den SV Göppingen, dann wechselte er zum SB Heidenheim, wo Millinger inzwischen als Trainer gelandet war. Im Winter 1980 feuerte der HSB Millinger; Eyrainer wurde Spielertrainer, konnte den Abstieg aus der 1. Amateurliga aber nicht mehr abwenden. Es folgte dann noch eine Saison beim VfR Aalen und die erste Trainerstation beim TSGV Waldstetten. Danach war erst mal Schluss mit Fußball, Tennis beim FC Bargau und Radfahren mit seinen Freunden Rudi Abele, dem früheren Torwart Dieter Koziara und FCN-Physio Elmar Burkhardt waren angesagt.

Eyrainer als Sanierer

Nach der Jahrtausendwende, als die Normannia wieder einmal kurz vor der Pleite stand, kehrte Heinz Eyrainer als Funktionär zur Normannia zurück. Er sanierte den Verein, holte mit Trainer Alexander Zorniger den sportlichen Stabilisator und verpasste dem Schwerzerklub neue Strukturen mit einem Aufsichtsrat, der das Präsidium bestellt. Später gründete er einen Initiativkreis, aus dem der Wirtschaftsbeirat entstand. So öffnete sich die Normannia für neue Sponsoren. Das erforderte viel Geduld und Durchsetzungsvermögen. Eyrainer ging auch mit neuen, für viele bisweilen auch unbequemen, Ideen an die Öffentlichkeit – Kooperationen, Spielgemeinschaften, hauptamtlicher Fußball-Manager oder Fusion der fußballtreibenden Gmünder Vereine zum Beispiel. Von 2011 bis 2017 stand Heinz Eyrainer als Fußball-Bereichsleiter in der Verantwortung, heute ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Viele sagen „graue Eminez“, allerdings im positiven Sinn. Denn Eigeninteresse steht und stand bei ihm nie im Vordergrund, sondern stets die (Fußball)Sache.

Die Wünsche

Was er sich zum 70. Geburtstag wünscht? Gesund und fit bleiben, die Normannia in der Oberliga halten und schöne Zeiten mit seinen Kindern Martina und Michael und den Enkeln verbringen. Das Fußball-Gen hat der Jubilar besonders seinem Sohn mitgegeben. Michael spielte lange bei der Normannia und dem TSGV Waldstetten aktiv und arbeitete als Physio beim Bundesligisten VfB Stuttgart, ehe er sich mit einer eigenen Praxis selbstständig machte. Viele Profikicker schwören auf die Heilkunst von Michael Eyrainer, zum Beispiel auch Sami Khedira, der heute bei Juventus Turin spielt.

© Schwäbische Post, 08.10.2018