Simon Knecht wusste es, als er in der 83. Minute aufs Feld lief: Dass seine Mannschaft in diesem Moment mit der Führung Meister war, weil Verfolger Ilshofen aktuell in Schwäbisch Hall nur ein 1:1 hatte. „Ich hab’s beim Warmmachen gehört.“ Doch der Gmünder Einwechselspieler hielt den Mund und konzentrierte sich aufs Fußball spielen.

Vernünftigerweise, denn das war schwer genug: Der VfB Neckarrems ließ auch in den Schlussminuten nicht locker und drückte auf den Ausgleich, nachdem Dominik Pfeifer den FCN in Führung gebracht hatte (82.). Der Tabellenelfte war für die Gmünder auch an diesem wichtigen Samstag der aus vergangenen Duellen gewohnt schwere Gegner.

Die Normannen konnten die Führung ins Ziel retten, und nach dem Abpfiff um 17.22 Uhr begann unter den 600 Zuschauern im Schwerzer das Warten. Während die fussball.de-App noch 1:1 und keinen Spielschluss in Hall zeigte, griff Normannia-Spielleiter Claus-Jörg Krischke zum Telefon und rief seinen dortigen Amtskollegen an. Und der sagte nur: „Ich könnte heulen.“ Ilshofen hatte in der 92. Minute den Siegtreffer erzielt und damit das Fernduell mit der Normannia weiter offengehalten. Der Traum, die Meisterschaft einen Spieltag vor Schluss daheim feiern zu können, war ausgeträumt.

FCN in Idealbesetzung

Doch wer die schwere Prüfung besteht, die Neckarrems den Normannen auferlegte, der darf weiter optimistisch sei. „Wir haben uns schwergetan, aber wir sind ruhig geblieben“, lobte Kapitän Marcel Funk seine Mannschaft. Die Traub-Elf lief wieder in exakt der Besetzung auf, mit der die Normannia die meisten Spiele der Traum-Rückrunde bestritten hatte: Spielmacher Andreas Mayer hatte sich am Freitagabend wieder fit gemeldet. Und der griff gleich in der ersten Spielminute zu einem erprobten Erfolgsrezept: Freistoß Mayer in den VfB-Sechzehner, präzise auf den Kopf des aufgerückten Innenverteidigers Daniel Stölzel – doch VfB-Keeper Rodrigues Loucao hielt. Auch andere bewährte Offensivrezepte des FCN führten erst mal nicht zum Erfolg: Fabian Kolb blieb im Eins-gegen-eins gegen Rodrigues Loucao zweiter Sieger (15.), ein Mayer-Freistoß ging knapp übers Tor (26.), Felix Bauer scheiterte per Kopf (44.).

Die Gmünder erarbeiteten sich zwar ein Chancenplus, doch die mitunter hart einsteigenden Neckarremser stoppten viele Angriffe – und hatten selbst zwei, drei gute Möglichkeiten, die mal FCN-Keeper Yannick Ellermann, mal eine Portion Glück vereitelten.

Das war anders als die beruhigende Gmünder 3:0-Halbzeitführung vom Samstag zuvor: Man war nervös im Stadion; und auch auf dem Platz. Die FCN-Kicker schafften es wieder einmal, die richtige Balance zu finden zwischen defensiver Stabilität und Angriffsbemühungen, sie bleiben ruhig, geduldig, konzentriert, aber den Offensivaktionen merkte man das Eigentlich-müssen-wir-gewinnen deutlich an. „Die Leichtigkeit hat etwas gefehlt – es lässt sich nicht wegreden, dass um etwas geht“, sagt FCN-Trainer Holger Traub nach dem Spiel.

Als ein Gmünder Mayer-Freistoß-Aufsetzer an den Pfosten prallte (63.), war eine neue Nachricht von der Konkurrenz auf die Handys gekommen: Schwäbisch Hall macht das 1:1 gegen Ilshofen. „Mensch, Du musst ja nur ein Tor machen…“, meinte ein Zuschauer. Und dann fiel es: Daniel Stölzel fing einen gegnerischen Ball ab, bediente Dominik Pfeifer, und der traf mit einem Flachschuss aus 20 Metern ins linke Eck.

„Mensch, Du musst ja nur ein Tor machen…“

ein Normannia-Fan in der 63. Minute angesichts des 1:1-Zwischenstands bei Hall gegen Ilshofen

Leider nur elektronisch

In dem, was man heutzutage „Live-Tabelle“ nennt, war die Normannia Meister. Aber es bleibt halt nur eine elektronische Echtzeit-Spielerei. Knapp zehn Minuten währte die Hoffnung, am letzten Spieltag nicht mehr unter Druck zu stehen, sondern als Meister und Aufsteiger zum Derby in Essingen auflaufen zu können.

Nun kommt es anders: „Es ist wie es ist“, gab FCN-Trainer Holger Traub gewohnt pragmatisch die Losung vor. Und Optimismus ist nach wie vor berechtigt. Die Normannia geht mit zwei Punkten Vorsprung in den letzten Akt des Fernduells mit Ilshofen. Und FCN-Routinier Stephan Fichter sagt: „Wir haben die Rückrunde überragend gespielt, warum sollten wir dieses Spiel nicht auch gewinnen?“

FCN – Neckarrems 1:0 (0:0)

FCN: Ellermann – Fichter, Lämmle, Stölzel, Glück – Gnaase, Kianpour (89. Funk) – Pfeifer (86. Schmid), Mayer, Kolb (91. Werba) – Bauer (83. Knecht).
VfB: Rodrigues Loucao – Läubin, Fota, Ruckh, Ancona, Mamic, Franzen, Spiegelhalter, Ribeiro, Popescu (83. Scimenes), Del Genio.
Tor: 1:0 Pfeifer (82.)
Zuschauer: 600

© Gmünder Tagespost 03.06.2018


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