Wie so oft: Die großen Hoffnungen vieler Fans auf ein knackiges Lokalderby erfüllten sich wieder nicht. 0:0 trennten sich am Samstag im Gmünder Jahnstadion Gastgeber FC Normannia und der stark in die Verbandsligarunde gestartete Neuling Sportfreunde Dorfmerkingen. Die Spielbewertung in einem Satz: Die Normannen zeigten ihre beste Saisonleistung, bei den Sportfreunden erreichten vor allem die Leistungsträger nicht ihre Normalform. Diese Einschätzung, die beide Trainer teilten, zeigt die Ausgangsposition: Dorfmerkingen war eigentlich aufgrund seiner „namhafteren“ Einzelspieler klarer Favorit. Aber SF-Coach Helmut Dietterle, der vor sechs Jahren auch die Normannia trainierte, hatte diese Rolle schon im Vorfeld weit abgewiesen: „Wir können in Gmünd nicht im Schongang die Punkte holen,“ sagte er mit Hinweis auf das 2:2 am vergangenen Spieltag gegen den VfL Pfullingen. Dietterle vertraute in Gmünd aber dennoch der gleichen Startformation wie eine Woche zuvor.

Holger Traub dagegen baute sein Team auf drei Positionen um: Für Dominik Pfeifer, Fabian Kianpour und Marius Nuding, der ein „langes Gesicht zog“, schickte er neben Erolf Efendi auch die Ex-Profis Nermin Ibrahimovic und Andreas Mayer von Anfang aufs Feld. Damit war klar: Der FCN-Coach setzte auf Erfahrung und rührte Beton an. Diese Maßnahme begründete Traub so: „Wir haben die Dorfmerkinger genau beobachtet und ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen analysiert. Unser Ansatz war ein schnelles Umsatzspiel, über eine kompakte Abwehr wollten wir schnelle Konter starten und die Sportfreunde so überraschen“. Der Plan ging, was die Abwehrarbeit anging, voll auf. Helmuth Dietterle musste anerkennen: „Die Gmünder haben das taktisch sehr gut gemacht, sie haben leidenschaftlich gekämpft, sind viel gelaufen und haben so die Räume immer eng gemacht.“

Allerdings waren für die Gmünder die Wege nach vorne doch zu weit – und Felix Bauer, der einzigen Spitze, fehlte die Unterstützung. Lediglich Bobo Mayer, der hinten ackerte und im Mittelfeld die Fäden zog, rückte nach, Marvin Gnaase hing zu weit zurück. Bei den Sportfreunden bemängelte Helmut Dietterle die Laufbereitschaft: „Wir hatten zwar mehr Ballbesitz, aber konnten kein Tempo aufbauen und blieben deshalb ungefährlich.“ Lediglich bei einem 30-m-Knaller von Marco Haller, der knapp über Ellermanns Gehäuse rauschte, und bei einer Großchance von Fabian Weiß kurz vor der Pause „roch“ es nach einem Sportfreunde-Tor. Dabei war es freilich schon ein Kunststück, wie Weiß nach Pass von Tim Brenner die Kugel nicht im Netz versenkte. Auf der anderen Seite waren auch Normannia-Torgelegenheiten zu notieren: Einmal verpasste Dauerläufer Fabian Kolb ein schnelles Zuspiel von Mayer nur knapp, dann verfehlte ein feiner Drehschuss von Felix Bauer das Ziel und schließlich musste sich Christian Zech mächtig strecken, um einen Fernschuss von Bobo Mayer um den Pfosten zu drehen.Auch in der zweiten Halbzeit drückten die Dorfmerkinger nicht aufs Tempo. Es schien so, als ob sie darauf vertrauten, irgendwann zum Torerfolg zu kommen. Die Chancen dazu hatten sowohl Fabian Weiß in der 49. als auch Patrick Kurz in der 66. Minute, doch sie „verdattelten“ beide kläglich. Das hätte sich rächen können: Marvin Gnaase zwang nach Pass von Mayer SF-Keeper Zech in der 55. Minute zu einer Glanzparade und ein Freistoß von Mayer senkte sich in der 71. Minute nur knapp am Tor vorbei.

„Bei uns fehlte der absolute Siegeswille, den letzten Pass in die Spitze kam nicht“, klagte Helmut Dietterle, der mit Fabian Weiß besonders haderte. Der Torjäger holte sich wegen einer unsportlichen „Schwalbe“ die Gelbe Karte und wäre nach einer weiteren „Fallübung“ in der Nachspielzeit, für die er heftig einen Elfmeter reklamierte, fast noch vom Platz geflogen. Am Ende waren sich die Trainer einig: „Das Unentschieden ist gerecht“. Dietterle fordert von seinen Jungs, „dass sie beim nächsten Ostalbderby gegen den TSV Essingen ihr Potenzial voll abrufen“, und Holger Traub ist sich sicher, „nach dieser famosen Abwehrleistung“ auch in Sindelfingen „etwas zu holen“.

Wir müssen die große kämpferische Leistung der Normannia anerkennen, das Remis ist gerecht! Helmut Dietterle


So haben Sie gespielt:
1.FC Normannia Gmünd: Ellermann, Fichtner (78. Kianpour), Stölzel, Ibrahimovic, Glück, Kolb (81. Harder), Lämmle, Erol (56. Knecht), Gnasse, Mayer, Bauer (92. Milojkovic).
SF Dorfmerkingen: Zech, Gruber, Janik, M. Schiele, Brenner, Weißenberger, Murphy, Haller, Nietzer (61. Kurz), B. Schiele (61. Scherer), Fabian Weiß.
Schiedsrichter: Manuel Hellwig (Schönaich).
Zuschauer: 300

© Gmünder Tagespost 24.09.2017