Die Hinrunde ist zur Abschluss-Bilanz von Trainer Holger Traub geworden, der den FC Normannia verlässt. Nachdem Traub entschieden hatte, nach der Saison Schluss zu machen, wollte der Verein die Trennung gleich im Winter. Die Lage beim FCN im Überblick.

Platz vier – gut oder schlecht?

Der Blick auf die Hinrunde führt fast automatisch zu dieser klassischen Frage, ob man ein Glas als halb voll oder halb leer ansehen soll. Weil Platz vier ganz o.k. ist, aber der Tabellenführer Backnang schon 12 Punkte Vorsprung hat. Weil es richtig gute Spiele gab, aber auch schwer zu verkraftende Tiefpunkte wie ein ganz schwacher Auftritt beim 0:3 im Derby gegen Essingen und ein blamables 0:3 beim Tabellenletzten.

Bei Marco Biegert, dem Fußball-Bereichsleiter des FCN, zeigt sich das so: Auf die Frage, ob er mit der Hinrunde zufrieden ist, sagt er nicht Nein. Aber auch nicht Ja. Sondern: „Wir stehen auf Platz vier und sind vorne mit dabei. Und wir schauen nach vorne ...“

Unzufriedenheit? Das Tribünen-Gerücht, dass über eine Trennung von Trainer Traub, etwa nach dem 0:3 in Heimerdingen, durchaus nachgedacht wurde, weist Marco Biegert weit von sich. So etwas habe bei der Entscheidung, nach der Winterpause einen neuen Coach zu suchen, „keine Rolle gespielt“. Sondern: „Jetzt gleich mit einem neuen Trainer die kommende Runde zu planen.“

Traub mit sich im Reinen: Holger Traub, der nun verabschiedete Coach, ist bei der Bewertung der Hinrunde meinungsfreudiger als Marco Biegert. „Grundsätzlich bin ich zufrieden mit der Hinrunde“, sagt Traub. Die Vorgabe, im vorderen Drittel dabei zu sein, habe man erreicht. Der Ex-Trainer sieht natürlich auch die Halb-voll-halb-leer-Situation: „Wir haben nicht die Tor- und Punktquote erreicht, wie wir uns das vorgestellt haben. Es hätte besser laufen können, aber auch schlechter.“

Und da sei eben nicht nur dies 0:3 beim Letzten gewesen, „sondern wir haben auch zwischendurch sechs von sieben Spielen gewonnen“.


"Fünf Punkte auf Platz zwei und drei – wir haben Kontakt.!

Stephan Fichter, Sportlicher Leiter FC Normannia


Traub ist mit sich im Reinen: „Ich behaupte, wir haben einen guten Job gemacht“, sagt er über sich und seinen Co Tobias Dreher.

Die Restrunde: Mit einem neuen Coach gleich perspektivisch zu planen, bedeutet nicht, dass die Normannia die laufende Saison schon abgeschrieben hat. „Es sind fünf Punkte Rückstand auf Platz zwei und drei – wir haben Kontakt“, sagt Stephan Fichter, der Sportliche Leiter.

Holger Traub sagt, er hätte sich „zugetraut, mit dem Team wieder eine starke Rückrunde zu spielen.“ Doch davon war die Vereinsführung nicht überzeugt. Fichter: „Wenn Spieler wissen, der Trainer ist nur bis Saisonende da, kann es schon sein, dass mal ein Schritt weniger gemacht wird. Diese Gefahr war uns zu groß.“

Der Trainersucher: Stephan Fichter (32) ist erst seit diesem Jahr Sportlicher Leiter, es ist seine erste Trainersuche. Bange ist ihm darum nicht: „Ich bin ganz gut vernetzt.“ Bei seinen Stationen als Spieler sei er häufig als Kapitän nah dran gewesen am Trainer, betont er. Und hat einige hochklassige Coaches selbst als aktiver Fußballer erlebt, zum Beispiel Hansi Flick (in Hoffenheim) und Markus Gisdol (in Großaspach).

Der Trainermarkt: Fichter selbst wird nicht auf die Bank wechseln, auch der seitherige Co-Trainer Tobias Dreher nicht, das stellt der Sportliche Leiter klar. Kommt ein bisheriger Co- oder Jugendtrainer in Frage oder muss es ein Mann mit Cheftrainer-Erfahrung sein? „Da gibt es kein Muss. Die Spielidee muss zum Verein passen und umgekehrt.“ Der Ansatz bleibe wie bisher: „Wir wollen dominant auftreten, mit Ballbesitz.“

Bis zum Trainingsauftakt am 13. Januar soll der neue Coach da sein. Und obwohl der Trainermarkt im Winter deutlich kleiner ist als zum Saisonende hin, ist Fichter optimistisch: „Die Normannia ist ein attraktiver Verein und für viele Trainer interessant, auch für welche, die momentan woanders trainieren.“

© Gmünder Tagespost 02.12.2019