„Wir werden alles in die Waagschale werfen, um nächste Woche diesen Dreier zu holen. Darauf habt ihr mein Wort“, versprach ein nachdenklich gestimmter Holger Traub bei der Pressekonferenz nach der Partie. Was den Einsatzwillen und die Spielgestaltung betreffe, könne er „meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.“ An der Cleverness müsse gearbeitet werden.
In der Tat haben sich Stephan Fichter & Co. am Samstag in der Gmünder Tectomove-Arena völlig anders präsentiert als noch drei Tage zuvor bei der 1:4-Niederlage gegen die Stuttgarter Kickers im Gazi-Stadion auf der Waldau. Beide Mannschaften begannen nervös. Und obwohl sich die Gäste aus Pforzheim zunächst spielfreudiger zeigten, fanden die Gastgeber immer besser ins Spiel. Die Zuschauer spürten schon Mitte der ersten Halbzeit, dass etwas zu holen ist für die Normannen an diesem Tag. „Wer jetzt ein Tor schießt, der hat das Spiel auf seiner Seite“, stellte ein FCN-Fan hoffnungsvoll fest. Doch außer bei Standards schafften es beide Teams zunächst nicht, gefährlich in den gegnerischen Strafraum einzudringen. Was auch an einer in der ersten Halbzeit relativ hohen Fehlpassquote von beiden Mannschaften lag.
„Geht doch mal einer ran“, rief Bobo Mayer, als einer seiner Freistöße in der gegnerischen Strafraummitte keinen Abnehmer fand. Der Routinier und Ex-Profi war es, der seine Mannschaft von Beginn an lautstark dirigierte. Die Anweisungen fruchteten. Zwar durfte FCN-Keeper Yannick Ellermann in der 21. Minute sich bei einem Schuss von Tim Oman auszeichnen. Dann waren es aber die Gmünder, die ihrerseits erste Gelegenheiten kreierten. Als ein Schuss von Francis Ubabuike nur knapp über die Querlatte strich, brandete Beifall auf auf der Tribüne.
Der wäre beinahe von der Gästeführung erstickt worden. Pforzheims Kreshnik Lushtaku fuhr den direkten Konter in Richtung FCN-Gehäuse und wurde vom Gmünder Schlussmann gerade noch per Fußabwehr gestoppt. Die Normannia ließ sich nicht unterkriegen, fand über den Kampf ins Spielgeschehen, das sie nach einer halben Stunde auch diktierte. Dennoch war es erneut FCN-Keeper Ellermann, der seine Elf mit einer Glanztat noch vor dem Halbzeitpfiff vor einem Rückstand bewahrte.
Der Volleyschuss, den Marvin Gnaase nach einem Freitstoß Maiers direkt in Richtung Gästegehäuse abfeuerte, wäre die Führung wert gewertet. Doch Pforzheims Keeper stand genau richtig.
„Wir werden nicht aufgeben. Es sind noch 28 Spiele.“Stephan Fichter Kapitän der Gmünder Normannia
Es war das Signal eines dauerhaften Gmünder Ansturms auf das gegnerische Tor. Als Fabian Kolb in der 52. Minute im Strafraum zu Boden ging, rechneten alle mit einem Elfmeterpfiff. Der Schiri sah dies anders. Kurz darauf lag das Leder im Netz. Doch Daniel Queiroz Serejo stand im Abseits. CfR-Keeper Manuel Salz hielt einen Kopfball von Ubabuike, dann scheitere der Nigerianer freistehend am gegnerischen Torhüter.Am Ende machten die Gäste das Tor. Tim Oman spielte das Leder nach innen, wo Pforzheims Innenverteidiger Bogdan Cristescu eine Unachtsamkeit der FCN-Abwehr zum Siegtreffer nutzte (71.).
Fünf Minuten Nachspielzeit halfen der Normannia nichts. Im Gegenteil. Simon Fröhlich wurde wegen eines Foulspiel noch mit einer roten Karte bedacht und wird der Normannia in den nächsten Spielen fehlen. Fröhlich: „Für mich war das ein taktisches Foul, das lediglich mit einer gelben Karte hätte geahndet werden müssen.“
„Es war klar, dass die Mannschaft, die das Tor macht, das Spiel gewinnen würde. Verdient oder unverdient, danach fragt nachher keiner mehr“, freute sich Julian Grupp – der Waldstetter im Pforzheimer Team – über die drei Punkte. FCN-Kapitän Stephan Fichter konstatierte: „Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet und haben das Tor nicht gemacht. Wir müssen einfach weiter an uns glauben und weiter hart arbeiten. Es ist uns bewusst, dass das eine ganz schwere Saison für uns werden wird. Wir werden nicht aufgeben. Es sind noch 28 Spiele.“
Normannia: Ellermann – Fichter, Lämmle, Stölzel, Fröhlich – Gnaase, Kianpour – Ubabuike, Serejo Queiroz (75. Groiß), Kolb (85. Bauer) – Mayer.
Tor: 0:1 Cristescu (71.)
Schiedsrichter: Manuel Dürr (Rohrdorf)
Gelbe Karten: Stölzel, Kianpour – Gudzevic, Lushtaku, Tardelli Rancano.
Rote Karte: Fröhlich (90. +3 / Tätlichkeit).
Zuschauer: 482
Ruhig und konzentriert weiterarbeiten
Die Mannschaft arbeitet an sich. Auch wenn die englische Woche für den Oberliga-Aufsteiger aus dem Gmünder Schwerzer glück- und damit auch punktlos verlief, ist Bereichsleiter Fußball und FCN-Präsidiumsmitglied, Marco Biegert, weit davon entfernt, in Panik zu verfallen. „Wir werden ganz ruhig und konzentriert weiterarbeiten, dann wird sich auch der Erfolg einstellen“, ist er überzeugt.Herr Biegert, nur einen Punkt, zwei Tore und noch keinen Sieg aus den bisherigen sechs Spielen. Die Normannia ist Schlusslicht der Liga. Ist die Mannschaft der Oberliga gewachsen?
Biegert: Auf jeden Fall ist sie das. Das hat die Mannschaft auch schon bewiesen. Dass wir einen schwierigen Saisonstart hatten, hat auch mit dem Verletzungspech zu tun. Das Spiel gegen Pforzheim hat aber gezeigt, dass wir zuversichtlich nach vorne schauen dürfen. Wir hatten ganz starke Phasen und haben unverdient verloren.
Die Normannia hätte gegen Pforzheim gewinnen müssen. Es hat nicht geklappt. Woran hapert’s?
Biegert: Das Team hat wirklich alles gegeben, eine starke kämpferische Leistung geboten und sich viele Chancen erarbeitet. Dafür sind wir am Ende leider nicht belohnt worden.
Sechs Spieltage ohne Sieg. In solchen Situationen wird vielerorts schnell der Ruf nach einem Trainerwechsel laut. Hat Holger Traub – der die Mannschaft in die Oberliga geführt hat – weiterhin Ihr Vertrauen?
Biegert: Das hat er absolut. Wir werden ganz ruhig und konzentriert weiterarbeiten, dann wird sich auch der Erfolg einstellen.
Nächste Woche geht’s zum Mitaufsteiger Ilshofen. Holger Traub hat den Fans den ersten Dreier versprochen. Wird’s klappen?
Biegert: Ja.
© Gmünder Tagespost 09.09.2018
