In der 20. Minute: 0:1. 120 Sekunden später: 0:2. Mit einem Doppelschlag hat der FC Villingen die Weichen beim Gastspiel in Gmünd früh auf Sieg gestellt. Es waren die Szenen, an denen die Normannen nach dem Spiel noch zu knabbern hatten.

Auch, weil’s ein Deja-vu-Erlebnis war: Schon in der Vorwoche in Ravensburg waren die Gmünder in der ersten Halbzeit mit 0:2 in Rückstand geraten, konnten am Ende aber noch zum 2:2 ausgleichen. Diesmal gelang die Harmonie stiftende Aufholjagd nicht mehr. Und Normannia-Spielmacher Bobo Mayer, der wieder die Kapitänsbinde trug, griff ohne Scheu ins Kritik-Fach: „Wir kriegen die Gegentore zu einfach, das geht so nicht in der Oberliga“, sagte Maier.

Benedikt Haibt und Damian Kaminski, die Villinger Torschützen, hatten bei ihren sehenswerten Treffern aus jeweils 16, 18 Metern auch die notwendige Prise Sonntagsschussglück, so dass FCN-Torhüter Yannick Ellermann machtlos war. Aber die Gmünder Defensive hatte die beiden eben auch nichtwirkungsvoll gestört. „Beim 1:0 stehen drei von uns drumherum“, ärgerte sich FCN-Coach Holger Traub. Und Bobo Mayer betonte, dass es jetzt an der Zeit ist, deutlich zu sagen, dass sich das ändern muss: „Nur vom Streicheln kommst du da hinten nicht raus.“

Villingen klar besser

Die 2:0-Führung der Villinger zur Pause war dabei kein Zufallsprodukt aus zwei Szenen, sondern absolut verdient: Die Gäste waren in den ersten 45 Minuten kämpferisch und spielerisch einfach die bessere Mannschaft, „das muss man neidlos anerkennen“, sagt FCN-Spielleiter Claus-Jörg Krischke. Nur eine Großchance – die der zuständige Schiedsrichter-Assistent durch eine Abseits-Fehlentscheidung ermöglichte – hatte die Normannia bis zur Pause, doch Felix Bauer blieb im Eins-gegen-Eins-Duell an FCV-Keeper Christian Mendes Cavalcanti hängen.

Auch nach der Pause kamen die Gastgeber kaum nah genug ans Villinger Tor, das FCN-Team agierte nach dem Motto: viel Fleiß, wenig Ertrag. Ab der 60. Minute schafften es die Gmünder dann, sich am gegnerischen Sechzehner festzubeißen: Kopfball Felix Bauer, Schuss Daniel Stölzel und zwei Ecken von Bobo Mayer – das alles sahen die 280 Zuschauer binnen fünf Minuten. Die Belohnung kam in der 72. Spielminute, als erst Francis Ubabuike den Pfosten traf und Daniel Serejo im Nachschuss das Tor machte.

Als nächstes: Kellerduell

"Wir kriegen die Gegentore zu einfach." Andreas „Bobo“ Mayer, FCN-Spielmacher

Doch diesmal war’s das gewesen, die Normannen hatten noch weitere Chancen, trafen aber nicht mehr. Es war ein Rückschlag, erlitten immerhin gegen eine Spitzenmannschaft der Liga: Der letztjährige Vizemeister schob sich durch den Sieg in Gmünd auf Rang zwei vor.

Für den 1.FC Normannia geht es am kommenden Samstag zum Kellerduell nach Spielberg – Drittletzter gegen Zweitletzter. „Da müssen wir gewinnen“, meinte FCN-Verteidiger Patrick Lämmle. Am besten mal wieder ohne Gegentor ...

So haben Sie gespielt:

Normannia - Villingen 1:2 (0:2)

FCN: Ellermann – Fröhlich, Lämmle, Stölzel, Glück (88. Seltenreich) - Gnaase, Kianpour - Kolb (62. Serejo), Mayer, Ubabuike - Bauer.
FCV: Mendes Cavalanti – P. Haag, Ovuka, Wehrle, Kaminski, Haibt, Tadic, Leberer, Y. Haag (78. Chiurazzi), Serpa (54. Vochatzer), Bak (46. Yahyaijan).
Tore: 0:1 Haibt (20.), 0:2 Kaminski (22.), 1:2 Serejo (72.)
Zuschauer: 280

Die Stimmen zum Spiel:

Holger Traub: „In der Routine liegt der Unterschied“
Holger Traub, Trainer FC Normannia: „Wir waren in einigen Situationen nicht routiniert genug, sondern nervös, fahrig. Da liegt im Moment der Unterschied zu Mannschaften wie Villingen. Und es ist unglaublich schade, dass sich all die Energie, die wir in der zweiten Halbzeit investiert haben, nicht ausgezahlt hat.“

Jago Maric, FCV-Trainer: "Die erste Halbzeit geht klar an uns. Wir wollten Druck ausüben und die Gmünder vom Tor fernhalten, das hat meine Mannschaft sehr gut gemacht. Die zweite Hälfte geht an Gmünd, da hätten wir uns über ein 2:2 nicht beschweren dürfen.“

Andreas Mayer, FCN-Spielmacher: „Wir waren gut drin im Spiel, dann fallen zwei Tore und alle schauen sich an. Auch in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit waren wir noch zu behäbig, da erwarte ich von meinen Mitspielern, dass sie aus den Puschen kommen. Es kann ja nicht sein, dass ich mit 37 mir die Lunge rausschreie. Dabei haben wir ja die Qualität: Wir waren dann topfit bis zur letzten Minute. Das Ärgerliche sind die Gegentore, das muss man auch deutlich ansprechen.“

Christian Mendes Cavalcanti, FCV-Torhüter: "Die Gmünder haben körperlich ihre Qualitäten, sie können schnell spielen - es wundert mich, dass sie so wenig Punkte haben."

Patrick Lämmle, FCN-Innenverteidiger: "In der zweiten Halbzeit waren wir bissiger, aggressiver, leidenschaftlicher. Es wäre mal schön, wenn wir das über 90 Minuten schaffen."

Benedikt Haibt, FCV-Kapitän: „Die erste Halbzeit war gut - wir haben, viele Zweikämpfe gewonnen.“

© Gmünder Tagespost 21.10.2018