Sein Team hatte gerade eine der höchsten Niederlagen der Saison eingesteckt, aber trotzdem klang Normannia-Kapitän Stephan Fichter positiv und optimistisch: „Ich bin stolz auf diese Truppe; auf dieser Leistung können wir aufbauen.“

Das klang erst mal paradox mit Blick aufs nackte Resultat: 0:3 aus Gmünder Sicht. Doch die Zahlen erzählen nur einen kleinen Teil vom Topspiel der Normannia gegen den Aufstiegskandidaten TSV Ilshofen.

In der ersten Halbzeit sahen die rund 150 Zuschauer im Schwerzer eine ausgeglichene Partie, in der es den Gmündern fast immer gelang, den Ilshofener Spielfluss vor der Gefahrenzone am eigenen Strafraum auszubremsen. Das war beeindruckend, wie wenig die Normannen zuließen. Und stark war auch, wie sie den erklärten Plan ihres Trainers darüber hinaus auf den Platz brachten: nach Ballgewinn schnelle Gegenangriffe zu starten, „Nadelstiche zu setzen“, wie das FCN-Trainer Holger Traub formulierte. In der 21. Minute wäre die Taktik fast aufgegangen, als Bobo Mayer mit einer gefühlvoll-perfekten Vorlage Felix Bauer in Position brachte, TSV-Keeper Karel Nowak kam dem Normannia-Stürmer aus seinem Tor entgegen, Bauer überwand ihn mit einem gechippten Ball – doch der ging rechts am Pfosten vorbei. Eine Chance der Marke „zum Hinterhertrauern“.

„Auf Standards Wert gelegt“
Die Ilshofener bewiesen in Halbzeit eins – immer wieder und sehr variantenreich – ihre Stärke bei Standardsituationen. Zum Beispiel in der 17. Minute: TSV-Spielertrainer Ralf Kettemann schlägt einen Eckball scharf flach nach innen, in Höhe des Elfmeterpunkts ist Schmelzle zur Stelle und zieht ab.

Doch auch der TSV traf nicht; das 0:0 zur Pause war absolut leistungsgerecht, die besseren herausgespielten Chancen hatte klar der FC Normannia gehabt.

Worauf der Kapitän so stolz ist
Aber die Chancenstatistik ist ein Muster ohne Wert, besonders wenn der Gegner beim nächsten Eckball zuschlägt. Diesmal ging die Variante so: Kettemann schlägt den Eckball scharf in Kopfhöhe herein, am Fünfmeterraum taucht plötzlich Michele Varallo auf und köpft den Ball unhaltbar zum 0:1 ins Tor. Die Taktik war aufgegangen. „Auf Standards hat der Trainer in den letzten Wochen besonders viel Wert gelegt“, erzählte der Torschütze hinterher. Das Tor sei der „Türöffner“ gewesen, wie sich Varallo ausdrückte, „ohne den wär’s schwer geworden“.

Nun kam die Phase, die nicht nur Kapitän Fichter, sondern fast wortgleich auch seinem Trainer nach dem Spiel den Satz mit dem Wörtchen „stolz“ entlockten. Denn nach dem 0:1 zeigten die FCN-Kicker keine Schocksymptome, sondern ihre stärkste Phase, in der sie, teilweise im Zwei-Minuten-Takt, Chancen zum Ausgleich herausspielten. „Diese Reaktion auf das 0:1 war fantastisch; das ist nicht selbstverständlich“, so Traub.

Das 1:1 wäre absolut verdient gewesen, doch das war der entscheidende Punkt: Es fiel halt nicht. Fabian Kolb und der eingewechselte Vljko Milojkovic hatten noch zwei dieser großen Nachtrauer-Chancen, einmal parierte TSV-Torhüter Nowak mit dem Fuß, der zweite Ball ging knapp am Pfosten vorbei.

Das klare 0:3 kam dann in den letzen zehn Minuten zustande, als die Normannen beschlossen ins Risiko zu gehen und hinten aufmachten. Die „abgezockte Truppe“ (Fichter) aus Ilshofen nutzte es konsequent aus.

Normannia – Ilshofen 0:3 (0:0)
FCN: 
Ellermann – Fichter, Lämmle, Stölzel, Glück (79. Knecht) – Kianpour, Gnaase – Pfeifer, Mayer, Kolb – Bauer (75. Milojkovic).
TSV: 
Nowak – Kettemann, Gehring, Varallo, Kandazoglu, Lindner, Gebert, Rummler, Wilske, Lienert, Schmelzle.
Tore: 
0:1 Varallo (51.), 0:2 Wackler (83.), 0:3 Hess (87.).
Zuschauer: 
150

© Gmünder Tagespost 11.03.2018