(sch) Um dem bitteren Gang in die Bezirksstaffel doch noch entgehen zu können, ist das Team von Trainer Jochen Herbst nun auf Schützenhilfe vom Meister VfL Nagold angewiesen. Ein Gmünder Erfolg unter der Teck war die oberste Voraussetzung gewesen, um die verbliebene Restchance auf den Klassenerhalt aufrecht zu erhalten. Mit dem Rückenwind aus dem vorangegangenen 11:0-Heimsieg gegen Schlusslicht Herrenberg begann die Herbst-Elf mit viel Elan und hatte frühzeitig gute Torgelegenheiten zu verzeichnen. Eine scharfe Hereingabe von Steven Trajcevski segelte jedoch knapp am langen Pfosten vorbei, Jonas Nagel vergab eine aussichtsreiche Kopfballchance. Stattdessen setzten die Kirchheimer durch ihren ersten ordentlich vorgetragenen Angriff den ersten Stich: Eine weite Flanke wurde durch Simon Prinz per Kopf präzise abgelegt, so dass der alleingelassene Ibrahim Sidibe das Spielgerät aus nächster Nähe nur noch über die Linie drücken musste.

Das 1:0 nach gerade einmal acht Minuten sollte die hochmotivierten Normannen allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Die hochkarätigen Tormöglichkeiten fehlten zwar, dennoch war der Ausgleichstreffer vollauf verdient. Nachdem FCN-Aktivposten Wesley Wicker knapp nur durch ein Foulspiel auszubremsen war, trat Jakob Biedermann aus knapp 20 Metern Torentfernung zum Freistoß an. Durch die Kirchheimer Abwehrmauer leicht abgefälscht und somit unerreichbar für VfL-Tormann Maksim Wolf schlug das Spielgerät zum 1:1 im Netz ein. In der Folgezeit hatten die Gäste weiterhin Oberwasser und verpassten den schnellen Doppelschlag nur um Haaresbreite: Infolge eines Eckballs von Lucas Schwarzer kam Wicker aus kurzer Distanz frei zum Kopfball, doch Wolf konnte bravourös abwehren. Erst kurz vor Ende dieser kurzweiligen ersten Hälfte belohnten sich die Gmünder für ihren konzentrierten Auftritt belohnen. Einen ebenso rasant wie schön vorgetragenen Vorstoß über die rechte Außenbahn veredelte Kapitän Schwarzer mit seiner feinen Hereingabe, welche Patrick Anedda zunächst verpasste, doch aus dem Hintergrund sprintete Nagel heran und behielt freistehend vor Wolf die Nerven – diesen leistungsgerechten 1:2-Zwischenstand nahmen die Stauferstädter mit in die Pause und waren somit auf dem besten Wege, die eigenen Hausaufgaben im packenden Fernduell gegen den Abstieg zu erledigen.

Nach Wiederanpfiff jedoch gerieten die Normannen zunehmend in Bedrängnis und mussten um ihren dünnen Vorsprung zittern. Bereits wenige Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff war Sidibe durchgebrochen, doch FCN-Torspieler Philipp Röhrle rettete. Die Herbst-Elf hatte auch eine gehörige Portion Glück, als ein von Prinz verlängerter Eckstoß lediglich auf dem Querbalken des Gmünder Gehäuses aufsetzte. Nachdem man diese beiden kurzen Momente der Unaufmerksamkeit schadlos überstanden hatte und die Partie zunehmend an Tempo gewann, trat der FCN-Nachwuchs selbst zweimal gefährlich in Erscheinung: Alexander Iatan scheiterte nach gelungenem Doppelpass mit Nagel am eingewechselten VfL-Keeper Felix Rühs und nur wenig später wurde der von Trajcevski angespielte Wicker von zwei Mann zu Boden gerissen, doch die Forderungen auf einen Strafstoß verhallten ungehört. Stattdessen leistete sich die Gmünder Hintermannschaft auf der Gegenseite ein unnötiges Foulspiel am linken Strafraumrand, die folgende Freistoßflanke von Danijel Djedovic segelte an Freund und Feind vorbei zum 2:2 in die Tormaschen. Doch die Normannen bewiesen abermals Moral und konnten prompt zurückschlagen: Wicker setzte sich auf dem linken Flügel entschlossen durch und bediente den mitgelaufenen Anedda, welcher den Ball am Tormann vorbei über die Linie bugsierte – nicht einmal 60 Sekunden nach dem erneuten Gleichstand war die Gästeführung wieder hergestellt. In einem an Dramatik und Spannung nicht zu überbietenden Saisonfinale bejubelten die zahlreiche mitgereisten FCN-Anhänger unter den knapp 90 Zuschauern knapp eine Viertelstunde vor Spielende die vermeintliche Vorentscheidung: Nach einem weiten Ball von Schwarzer in die Spitze war Wicker durchgestartet, lief frei auf das gegnerische Gehäuse zu und überwand den herausgeeilten Rühs mit einem herrlichen Lupfer. In der Schlussphase jedoch mussten die Gmünder noch einmal gehörig um ihren Auswärtsdreier bangen, da der sträflich alleingelassene Sidibe nach einer Flanke von Tim Mank unbedrängt zum 4:3 einköpfen konnte. Somit herrschte bis zum Ende Hochspannung an der Jesinger Allee und die Normannia-Defensive musste sich mit letzter Kraft den wütenden Kirchheimer Angriffen entgegenstellen. Während sich das Gästeteam auf seine beiden zweikampfstarken Innenverteidiger Robin Fischer und Marc Seibold sowie Rückhalt Philipp Röhrle verlassen konnte, fehlte dem VfL das Abschlussglück: Ein scharf geschossener Freistoß von Djedovic prallte dieses Mal an der Latte ab, ein Distanzschuss von Prinz strich knapp über das Ziel hinweg. In der Nachspielzeit blockte Fischer den letzten Schussversuch von Sidibe erfolgreich ab – nach über 90 unterhaltsamen Minuten ertönte der aus Gmünder Sicht erlösende Abpfiff.

Doch obwohl man den zuvor neun Spiele in Folge ungeschlagenen Tabellenvierten mit 4:3 niedergerungen hatte und dabei die sowohl kämpferisch als auch spielerisch beste Leistung in der abgelaufenen Rückrunde geboten hatte, wollte bei den siegreiche Normannen anschließend kein großer Jubel ausbrechen. Denn als nach und nach die Ergebnisse der Konkurrenten bekannt wurden, war klar, dass es für die Herbst-Elf trotz großer Bemühungen nicht zum direkten Klassenverbleib gereicht hat. Denn der TSV Weilheim (4:2 gegen Fellbach) sowie die TSG Hofherrnweiler (1:0 gegen Hollenbach) siegten vor heimischer Kulisse und erhielten somit ihr Zwei Punkte-Polster zu den Gmündern aufrecht. Trotz einer starken Bilanz von 36 Punkten aus 26 Saisonspielen beschließen die Normannia-Youngster die Verbandsstaffel-Runde auf dem elften Platz, dem ersten Abstiegsrang. Rein faktisch ist der bittere Gang in die Bezirksstaffel nicht mehr abzuwenden, doch ein Hoffnungsschimmer verbleibt: Sollte sich Meister VfL Nagold in den Relegationsspielen gegen Südstaffel-Primus SV Zimmern durchsetzen und in die Oberliga aufsteigen, würden die Normannen den frei werdenden Platz für das kommenden Verbandsstaffel-Jahr einnehmen. Die kommenden zwei Wochen muss man sich im Schwerzer also noch gedulden und zugleich den Nagoldern die Daumen drücken – erst dann ist die endgültige Entscheidung über die künftige Ligazugehörigkeit gefallen. Der Absturz auf Bezirksebene wäre zweifellos ein harter Rückschlag für die Nachwuchsarbeit beim Gmünder Traditionsverein – doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

VfL: Maksim Wolf (46.Felix Rühs) – Serdar Helvaci, Raphael Piskureck (46.Patrick Liebl), Dilibrin Yilmaz (58.Danijel Djedovic), Simon Prinz, Tim Mank, Niklas Müller, Ibrahim Sidibe, Moritz Waggershauser (55.Ammar Memic), Lasse Fröschle, Lucas Knapp
FCN: Philipp Röhrle – Lucas Schwarzer, Marc Seibold, Robin Fischer, Vincens Toscano – Jakob Biedermann – Patrick Anedda (84.Kenji Klimaschewski), Steven Trajcevski, Alexander Iatan, Jonas Nagel (89.Mady Sissiko) – Wesley Wicker
Tore: 1:0 Ibrahim Sidibe (8.), 1:1 Jakob Biedermann (25.), 1:2 Jonas Nagel (40.), 2:2 Danijel Djedovic (64.), 2:3 Patrick Anedda (65.), 2:4 Wesley Wicker (73.), 3:4 Ibrahim Sidibe (80.)
Schiedsrichter: Marcel Maier (Stuttgart)
Zuschauer: 90