Vor 100 Jahren: Wohltätigkeitsspiel eskaliert.
Noch immer befinden sich zahlreiche Gmünder in alliierter Kriegsgefangenschaft. Zu Jahresbeginn kehrt eine größere Gruppe von Mitgliedern der Turngemeinde in die Stauferstadt zurück. Die TG-Fußballabteilung arrangiert Wohltätigkeitsspiele zu Gunstender Heimgekehrten, unter denen sich auch teilweise Invaliden befinden.Namhaftester Gegner ist Lokalrivale Normannia, und gespielt wird auf demPlatz hinter der neuen Kaserne in der Buchstraße. Der Eintritt, der mindestens eine Mark betragen muss aber gerne auch höher sein darf, geht dabei vollständig den Heimkehrern zu. Den Fußballturnern ist das Glück jedoch nicht hold.
Die harte Gangart der Schwerzer-Elf sorgt schon recht früh, dass ein TG‘ler verletzt ausscheiden muss. Auch hadert man mit dem Schiedsrichter, der gegen die Normannen nicht energisch genug vorgeht und diesen sogar einen umstrittenen Elfmeter zuspricht. Nach einer weiterenVerletzung sind die dezimierten Turngemeindler nicht mehr in der Lage, dem FCN Paroli zu bieten – Normannia gewinnt deutlich mit 8:0.
Ein neutraler Zuschaueraus Frankfurt am Main schreibt später der Normannia: „Meine Herren! Wenn Sie den Sport nur so in Ihremschönen Gmünd pflegen und hochzubringen suchen, so tun mir die Spieler sowohl als auch die jeweiligen Zuschauer wirklich leid: denn ich muß als Sportsmann offen gestehen, nich um 10 Mark Entschädigung würde ich einem solchen Spiel nochmals zusehen.“
Vor 50 Jahren: Trauer um Heinrich Nonner.
In Unterbettringen stirbt im 92. Lebensjahr das letzte Gründungsmitglied des Deutschen Fußballbundes an den Folgen eines Unfalls. Heinrich Nonner, 1878 in Prag geboren, war ein Fußballpionier in Böhmen und gründete dort mehrere Vereine. Als Mannschaftskapitän von Germania Prag war er am 25.Januar 1900 in Leipzig vertreten, wo der Deutsche Fußballbund ins Leben gerufen wurde.Nach dem Krieg und dem Verlust der Heimat verschlug es Nonner nach Gmünd, wo er Mitglied des 1. FC Normannia wurde. Bis wenige Wochen vor seinem Tod ließ er sich kein Spiel im Schwerzer entgehen. Bei seiner Beerdigung auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof sprach Dr. Fritz Walter als Vertreter des DFB: „Mit Heinrich Nonner hat der deutsche Fußball einen Pionier verloren!“
Vor 25 Jahren: Mein erstes Normanniaspiel.
Am den 12. März 1995, bestieg ich in meinem damaligen Wohnort Böbingen den Zug nach Schwäbisch Gmünd, um endlich einmal die Normannia in Aktion zu sehen. Die siechte in der Landesliga auf dem letzten Platz, und der Klassenerhalt war eigentlich schon zu Jahresbeginn illusorisch geworden.Auf dem Hartplatz wartete der Vorletzte TSV Stuttgart-Rohr als Gast. Fußballerisch war die Begegnung eine pure Enttäuschung. Die 200 Zuschauer sahen zwar eine frühe Führung durch Bernhard Widmann, aber die Begegnung verflachte recht schnell, und die Stuttgarter erzielten in der 62.Minute den verdienten Ausgleich. Für beideTeams zum Überleben zu wenig, zum Sterben aber gerade gut genug, denn beide stiegen in die Bezirksliga ab. Geblieben ist meine Liebe zur Schwerzer-Elf.
Vor 10 Jahren: Normannia schlägt den VfB.
Die Hockeyfrauen der Normannia nehmen die weite Fahrt nach Rohrbach auf sich, kommen aber mit einem 2:1-Erfolg über die renommierten Hockeyfrauen des VfB Stuttgart wieder nach Hause. Indessen wird der Rückrundenauftakt der Oberliga-Fußballer witterungsbedingt verschoben, was Trainer Lothar Mattner sogar freut. Im Training hingegen lernt er Gmünder Gepflogenheiten kennen: die Normanniaspieler erscheinen in der Faschingszeit verkleidet.Mattner ändert seinen Trainingsplan, und statt ernsthaftem Üben gibt es ein Trainingsspiel, geleitet von Guiseppe Catizone, der sich als Schiedsrichter Pierluigi Collina verkleidet hat.