Schwäbisch Gmünd (fcn) – Es war schon ein wenig paradox. Soeben hatte Fußball-Oberligist 1. FC Normannia Gmünd mit 1:3 daheim gegen den VfR Mannheim verloren. Es war die bereits vierte Niederlage in Serie, so viele wie noch nie unter Cheftrainer Zlatko Blaskic. Dennoch konnten die Normannen hinterher feiern, denn der FV Ravensburg kam gegen den TSV Essingen nicht über ein 1:1 hinaus, was den Klassenerhalt für die Normannen bedeutet hat.
So können die Planungen von Sportdirektor Stephan Fichter planmäßig weitergehen beziehungsweise weiter forciert werden. Zu den Planungen gehören immer auch Abgänge. Vor dem letzten Heimspiel feierlich verabschiedet worden sind Fabijan Domic, Tim Scheible, Joao Viktor Schick, Niklas Kalafatis Paul Conradi, Angelo Barone, Mert Arslan und DanielKeller.
Wenn man auch erneut verloren hat, so war Blaskic alles andere als verärgert nach diesen 90 Minuten – und das hatte nichts mit dem Klassenerhalt zu tun, sondern mit der Art und Weise des Fußballs, den seine Mannschaft gegen den Tabellendritten auf dem Rasen gezeigt hat, vor allem in der ersten Halbzeit. „Es war eine sehr gute erste Halbzeit. Das war vermutlich das Beste, was wir in dieser Saison bislang gezeigt haben. Wir waren defensiv aufmerksam, Mannheim hatte nicht einen einzigen Torschuss“, sagte Blaskic zufrieden. Folgerichtig fiel auch das verdiente 1:0 durch Calvin Körner, der aus rund 13 Metern trocken versenkte. Die Normannia hatte den Gegner vollends im Griff, verpasste es jedoch, das zweite oder dritte Tor nachzulegen. Ein Manko in der jüngeren Vergangenheit, die Chancenverwertung. Alexander Aschauer vergab freistehend (17.), Nico Molinari war frei durch, traf aber nur die Latte (22.) und in der 38. Minute wurde eine Hereingabe von Nico Molinari in höchster Not geklärt. Mit dem Pausenpfiff köpfte noch einmal Aschauer aus fünf Metern neben das Gehäuse, Körner hatte zuvor mustergültig geflankt.


Diesen Chancenwucher bestraften die favorisierten Gäste schließlich im zweiten Durchgang, beim ersten Treffer jedoch unter gütiger Mithilfe von Tobias Rössler und Valerio Avigliano, die sich quasi über den Haufen gerannt sind. Jannik Marx bedankte sich artig mit dem Ausgleich (57.). Dieser Treffer zeigte jedoch Wirkung, die Köpfe der Normannen gingen prompt nach unten, eine Verunsicherung war zu spüren. Bei einem seitlichen Freistoß waren die Normannen schließlich zu schlafmützig, die Hereingabe verwertete der eingewechselte Vincent Hofer jedoch auch stark und schoss das Leder unter die Latte zur Führung für die Gäste (67.).


Doch die Gmünder rafften sich noch einmal auf, probierten alles, um beim letzten Heimauftritt der Saison zumindest einen Zähler zu ergattern. Kopf und Aschauer hatten noch einmal ganz gute Möglichkeiten, doch der Ausgleich sollte nicht mehr fallen. Als die Heimelf am Ende alles nach vorne warf, trafen die Gäste erneut durch Hofer in der vierten Minute der Nachspielzeit. Freude erkannte man nach der Partie dennoch in den Gesichtern der Normannia-Spieler, einzig Blaskic konnte nicht ganz aus seiner Haut. „Ich bin schon ein wenig geknickt. Vier Niederlagen in Serie tun weh. Gefühlt hatten wir einfach zu früh zu viele Punkte und haben im Kopf abgeschaltet“, sagte Gmünds Trainer. Nichtsdestotrotz weiß natürlich auch er, dass es stets eine enorme Leistung ist, mit diesem Verein in Konkurrenz zu den übrigen Oberligisten zu gehen – und sich hier immer wieder zu behaupten. Der Lohn dafür ist die dritte Saison in der Oberliga, die man in der kommenden Saison angehen wird, ein Erfolg für den Fußballverein aus der Stauferstadt. So fand auch Blaskic noch versöhnliche Worte: „Die Reaktion auf die jüngsten beiden Auftritte waren gut, das hat mir gefallen. Gegen solch einen Gegner nichts zuzulassen, ist aller Ehren wert.“ Blaskic fügte an: „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir wieder vier Großchancen fahrlässig liegengelassen haben. Beim 2:0 oder 3:0 wäre dieses Spiel gegessen gewesen.“ Das große Ziel aber, den Klassenerhalt, habe man erreicht, sodass man sich darüber durchaus freuen könne. Im letzten Spiel nun, beim Letzten Villingen II, möchte die Normannia nun gewinnen, um mit einem Sieg aus der Saison zu gehen und sich womöglich noch etwas vorzuschieben im Klassement. „Das ist das klare Ziel, mit 45 Punkten abschließen, um dann endlich in die Sommerpause gehen zu können. In meinem Urlaub werde ich mir detailliert Gedanke darüber machen, was wir gut gemacht haben und wo noch Luft nach oben ist“, so Blaskic. Wenn es auch alles bereits nach Abschied klingt, werden die Normannen noch einmal eine Woche lang trainieren, um dieses letzte Spiel für sich zu entscheiden. Für die Mannschaft geht es dann einen Tag später nach Mallorca, fast alle Spieler werden mitfliegen.
Blaskic sei ein Perfektionist, sagt er von sich selbst. Er werde auch alles prüfen, was er gut und schlecht gemacht hat in der abgelaufenen Saison, möchte nicht einfach nur einen Haken hinter die Saison machen. Die Liga werde in der Breite definitiv stärker sein in der kommenden Saison, da ist sich Blaskic sicher.


FCN: Ellermann – Avigliano, Kopf, Rössler (84. Conradi), L. Molinari – Kianpour, Grupp –Körner (76. Domic), Wilhelm (80. Arslan), N. Molinari – Aschauer.
Tore: 1:0 Körner (12.), 1:1 Marx (57.), 1:2, 1:3 beide Hofer (67., 90.+4)