(sch) Die Mannschaft von Trainer Christoph Kunze gewann ihr Heimspiel gegen die Neckarsulmer Sport-Union sage und schreibe mit 10:5 (5:2) und hat ihr Schicksal nun wieder in der eigenen Hand, während Neckarsulms Abstieg besiegelt ist.

Die 0:6-Klatsche im ersten Aufeinandertreffen war der Tiefpunkt einer desaströsen Normannia-Hinrunde gewesen. Wie dieses Ergebnis im November vergangenen Jahres zustande gekommen war, darüber mussten sich die 75 Zuschauer im Gmünder Schwerzer verwundert die Augen reiben. Eine Woche nach dem Lebenszeichen in Kirchheim, als Dennis Wolf mit einem Hattrick eine beim 0:2 verloren geglaubte Partie noch in ein 3:2 umgewandelt hatte, überrannte die FCN-Offensive den Tabellenletzten förmlich und präsentierte sich von Beginn an in bestechender Torlaune. Das galt insbesondere für Wolf, ihren mit Abstand besten Torjäger und ihren Kapitän Roberto Nicolosi, die am Ende einer rasanten Partie auf insgesamt sieben Treffer bringen sollten.

Gerade einmal 20 Sekunden waren seit dem Anpfiff vergangen, da eröffnete der von Marco Cappadona hervorragend eingesetzte Nicolosi aus 20 Metern Entfernung den einsetzenden Torreigen (1.). Nur vier weitere Zeigerumdrehungen darauf tauchte Wolf nach feinen Zuspiel von Lukas Rein völlig frei vor Gästekeeper Julius Meyer auf und vollendete zum 2:0 (5.). Der Traumstart war perfekt, doch Neckarsulm antwortete mit dem schnellen Anschluss durch Mert Öz (8.). Die Gäste schnupperten daraufhin sogar kurzzeitig am Ausgleich, doch Jannik Löw schaufelte eine scharfe Hereingabe aus kurzer Distanz über das Gehäuse und wenige Augenblicke darauf scheiterte Luis Lutz am glänzend reagierenden FCN-Torspieler Philipp Röhrle. Dann waren es allerdings wieder die Hausherren, die eiskalt zuschlugen: Die NSU-Defensive entschärfte einen Nicolosi-Eckstoß nur unzureichend, vom Strafraumrand aus jagte Luca Molinari den Abpraller kompromisslos zum 3:1 (18.) in die Maschen. Neben Molinari konnte mit Jonas Grimminger auch ein zweiter ins Team aufgerückter B-Jugendlicher auf sich aufmerksam machen. Immer wieder setzte sich Grimminger auf der rechten Außenbahn durch, doch gleich zweimal vergab Stoßstürmer Wolf. Cappadona ließ kurz darauf eine aussichtsreiche Freistoßgelegenheit ungenutzt. Stattdessen gelang es den Gästen wie aus dem Nichts, erneut zu verkürzen: Eine Flanke von Emil Gbadjavi durfte Jason Rank unbedrängt einnicken (34.). Davon aber ließen sich die Normannen nicht aus dem Konzept bringen, hatten vielmehr die passende Antwort parat. Innerhalb von nicht einmal einer Minute war der Zwei Tore-Abstand wieder hergestellt, Molinari bediente Nicolosi und dieser überlupfte den herausgeeilten Meyer (35.). Damit noch nicht genug, erhöhte der FCN-Spielführer unmittelbar vor dem Pausenpfiff sogar noch auf 5:2: Nach einer feinen Kombination und Doppelpass mit Wolf ließ Nicolosi dem NSU-Keeper zum dritten Mal innerhalb einer Halbzeit keine Abwehrchance (44.).

Das muntere Scheibenschießen setzt sich auch nach dem Seitenwechsel nahtlos fort – und das auf beiden Seiten. Die Gmünder legten erneut einen Blitzstart hin. Als Dennis Wolf nach nur 90 Sekunden Grimmingers Vorarbeit zum 6:2 (47.) nutzte, war allen Beteiligten klar, dass nichts mehr anbrennen würde. Dass Neckarsulms Öz nach einem langen Ball das 6:3 (51.) markierte, blieb Makulatur. Eine Verschnaufpause erlebte die Begegnung vor allem deshalb nicht, weil die Normannia um ihre beiden Angriffsmotoren Nicolosi und Cappadona unaufhaltsam weiter nach vorne stürmten. Bei bestem Fußballwetter erlebten die Zuschauer ein erfrischendes Offensivspektakel und es wirkte so, als würde die gesamte Last einer so schwierigen Saison von der Kunze-Elf abfallen. Torchance reihte sich an Torchance: Nach Flanke von Vincens Toscano und Ablage von Nicolosi scheiterte Wolf aus kurzer Distanz am NSU-Rückhalt, auf der Gegenseite durfte sich Röhrle bei einem scharf geschossenen Öz-Freistoß nochmals auszeichnen. Vier weitere Gmünder Treffer innerhalb von nur einer Viertelstunde bescherten den Gästen schließlich vollends ein Debakel. Wolf drang in den Strafraum ein, war nur durch ein Foul zu stoppen und verwandelt den fälligen Strafstoß selbst zum 7:3 (70.). Kurz darauf wuchtete der eingewechselte David Felske einen Toscano-Eckstoß per Kopf in die Maschen (74.) und dann war es der aufgerückte Robin Fischer, der infolge einer Carucci-Flanke aus dem Hintergrund heranrauschte und den neunten Treffer erzielte (82.). Bei insgesamt 20.Saisontreffern steht mittlerweile Dennis Wolf, der in dieser Partie maßgeblich an der zweistelligen Torausbeute seines Teams beteiligt war: Der zahlenmäßig zweitbeste Schütze der Verbandsstaffel Nord wurde sechs Minuten vor dem Ende ein weiteres Mal von Rein in Szene gesetzt und vollstreckte zum umjubelten 10:3 (84.). Gegen entfesselte Normannen waren die Neckarsulmer über weite Strecken nicht mehr als hilflose Statisten, durften unter Mithilfe der Hausherren aber zumindest noch für ein wenig Ergebniskosmetik sorgen. Mert Öz entwischte bereits zum dritten Mal seinen Bewachern (83.). schließlich traf Jean-Lou Kinzel ebenfalls völlig unbedrängt per Kopf zum 10:5-Endstand (85.). Ein Resultat, das alles aussagt: Beide Offensivreihen hatten einen Sahnetag, die Abwehrreihen hingegen einen unterirdischen Tag erwischt.

Während die NSU den sofortigen Wiederabstieg aus der Verbandsstaffel nun nicht mehr verhindern, sind die Gmünder Chancen auf den Klassenerhalt hingegen stark gestiegen. Gemeinsam mit den punktgleichen TSG Backnang (12./26 Punkte) und GSV Maichingen (10./26) streitet sich der FCN (11./26) um den ersten Nichtabstiegsrang, auch der TSV Ilshofen (9./28) und der SKV Rutesheim (8./29) sind noch in Reichweite. Zwei Spieltage vor Saisonende halten die Normannen alle Trümpfe in der eigenen Hand, zwei weitere Siege gegen Maichingen (Sonntag, 11 Uhr) und eine Woche darauf beim SV Fellbach (7./31) würden in jedem Fall für den sicheren Klassenverbleib reichen. Wohlgemerkt eine Situation, mit der zu Jahresbeginn angesichts von acht Punkten Rückstand noch nicht zu rechnen war und die sich das Team von Trainer Christoph Kunze als viertbestes Rückrundenteam redlich verdient hat. Gegen den direkten Rivalen aus Maichingen bietet sich nun die Chance, den nächsten großen Schritt zu gehen – zumal die Gmünder auch hier nach der 0:6-Hinspielschlappe noch eine Rechnung offen haben.

FCN: Philipp Röhrle – Riccardo Carucci (76.Luca Iacobucci), Emrullah Maloku, Robin Fischer, Lukas Rein – Marco Cappadona (68.David Felske), Luca Molinari – Jonas Grimminger, Roberto Nicolosi, Vincens Toscano (72.Leon Takerer) – Dennis Wolf
NSU: Julius Meyer – Emre Kaplan, Emil Gbadjavi, Marvin Heide, Mert Öz, Philipp Ehrle, Jannik Löw, Luis Miguel Lutz, Jason Rank, Jean-Lou Kinzel, Fabian Bratz
Tore: 1:0 Roberto Nicolosi (1.), 2:0 Dennis Wolf (5.), 2:1 Mert Öz (9.), 3:1 Luca Molinari (18.), 3:2 Jason Rank (34.), 4:2 Roberto Nicolosi (35.), 5:2 Roberto Nicolosi (44.), 6:2 Dennis Wolf (47.), 6:3 Mert Öz (51.), 7:3 Dennis Wolf (70./FE), 8:3 David Felske (74.), 9:3 Robin Fischer (82.), 10:3 Dennis Wolf (84.), 10:4 Mert Öz (85.), 10:5 Jean-Lou Kinzel (87.)
Schiedsrichter: Luca Schüttler (TV Rot am See / SRG Crailsheim)
Zuschauer: 75