(sch) Beim Saisonfinale vor heimischer Kulisse hatte das Team vom Trainerduo Christoph Kunze und Timo Cudazzo den souveränen Meister 1.FC Eislingen am Rande seiner ersten Niederlage, musste aber mit dem Schlusspfiff den bitteren 2:2-Ausgleichstreffer schlucken.

Obwohl es auf dem Papier um nichts mehr ging, erlebten jene 60 Zuschauer, die den Gmünder Schwerzer dem Bundesliga-Finale vorzogen, beste Unterhaltung bei einem hochklassigen Jugendspiel. Beide Mannschaften konnten befreit aufspielen und die FCN-Youngster traten gegen den Klassenprimus ebenso mutig wie couragiert auf, so dass zu keiner Zeit ein Qualitätsunterschied erkennbar wurde. Zwei erste Abschlüsse von Max Dudium und Liandro Cudazzo landeten allerdings in den Armen des Gästekeepers. Eislingen hingegen verwertete eiskalt seine erste Tormöglichkeit, nach zwei einfachen Pässen durfte der FCE-Angreifer unbedrängt zum 0:1 abschließen (12.). Wer nun allerdings den Favoriten im Vorteil vermutete, sah sich getäuscht.

Vielmehr blieb es ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Gmünder noch vor der Halbzeitpause zurückschlagen sollten. Nach einem feinen Pass von Lukas Karanikas in die Spitze wehrte ein Eislinger Verteidiger den Ball mit der Hand ab und Cudazzo verwandelte den folgerichtigen Strafstoß ganz sicher zum 1:1-Gleichstand (23.) – es war der achte Saisontreffer für den nach Dudium (9) zweitbesten FCN-Torjäger dieser Saison. Die Kunze-Elf bleibt am Drücker und stellte den Spielstand innerhalb von nur vier Minuten auf den Kopf. Zunächst verzweifelten zwar der aufgerückte Benedikt Eberle und dann auch Karanikas nach einer Freistoßhereingabe von Dudium am Tormann.

Die folgende Szene bescherte den Hausherren dann aber die keinesfalls unverdiente Führung: Innenverteidiger Dudium erlief sich auf der linken Außenbahn einen weiten Ball von Innenverteidiger Max Gjini und spielte präzise in die Mitte ab, wo Karanikas mit einem platzierten Flachschuss ins lange untere Eck vollendete (27.). Dem FCE boten sich noch zwei Möglichkeiten zur schnellen Antwort, doch ein Distanzschuss drehte sich am Pfosten vorbei und ein Kopfball flog knapp über das Gmünder Gehäuse hinweg.

Zu Beginn der zweiten Hälfte waren die Normannen dem dritten Treffer deutlich näher als die Gäste dem Ausgleich, doch gleich zweimal wurde das vermeintliche 3:1 vom Schiedsrichter aberkannt. Nach einem feinen Spielzug, als Cudazzo von Luca Krätschmer auf die Reise geschickt wurde und Karanikas den folgenden Querpass über die Linie drückte, machte Metih Turan aus Lorch den Gmündern erstmals einen Strich durch die Rechnung.

Die Begründung: Beim Abspiel von Cudazzo habe der Ball bereits die Grundlinie überschritten – eine Szene, die ohne Videobeweis eigentlich nicht korrekt aufzulösen ist. Nur zehn Minuten darauf verstummte der Torjubel erneut ganz schnell: Der Gästekeeper klatschte einen direkt geschossenen Dudium-Freistoß lediglich nach vorne ab, so dass der gerade erst eingewechselte Hannes Wahl mit seinem ersten Ballkontakt abstaubte – doch der Unparteiische entschied zurecht auf Abseits. Luca Krätschmer vergab zwei weitere aussichtsreiche Chancen, sowohl beim Abschluss aus 20 Metern als auch nach einem hervorragenden Sololauf, eingeleitet durch den Ballgewinn von Luca Sigloch im Mittelfeld, war der gegnerische Schlussmann auf dem Posten. Nur mit Glück überstand Eislingen die Gmünder Drangphase schadlos. Bezeichnend dafür der nächste Hochkaräter, als Krätschmer eine Cudazzo-Flanke per Kopf ablegte, ein Verteidiger in höchster Not vor dem einschussbereiten Wahl klärte und Dudium den Nachschuss schließlich an den Querbalken nagelte.

Der FCE aber hatte sich noch lange nicht geschlagen gegeben und wollte die erste Saisonniederlage unbedingt verhindern. Die Normannen konnten in der Schlussviertelstunde kaum noch für Entlastung sorgen, konnten sich aber bei ihrem herausragenden Schlussmann Aik Schneider bedanken, der mehrmals bravourös parierte. Zwei Kopfbälle infolge einer Ecke blockten Schneider und sein Abwehrmann Tim Hieber ab, den nächsten Eckstoß kratzte Benedikt Eberle von der Torlinie.

Schneider konnte sich in Eins-gegen-Eins-Situationen noch drei weitere Mal auszeichnen und so sah es bis zum Ende der regulären Spielzeit danach aus, als ob der starke Rückhalt den unerwarteten Coup festhalten sollte. Doch dieses mitreißende letzte Saisonspiel sollte ein bitteres Finish für die tapfer kämpfenden Hausherren bereit halten. In der dreiminütigen Nachspielzeit musste Krätschmer den Rasen nach einem Zusammenstoß mit dem FCE-Tormann verletzungsbedingt verlassen, wenige Augenblicke darauf agierte Dudium bei einem Konter zu unentschlossen und vergab somit die große Chance zur späten Entscheidung. Und so kam es, wie es kommen musste: Im direkten Gegenzug war der Eislinger Rechtsaußen durchgebrochen, seine scharfe Hereingabe verwertete der Mittelstürmer im Nachschuss gegen den zuvor glänzend reagierenden Schneider zum umjubelten 2:2 (70.+3) – direkt danach ertönte der Abpfiff.

In letzter Sekunde wahrte der souveräne Meister seine weiße Weste und fiebert nun den Aufstiegsspielen zur Oberliga gegen den SV Zimmern entgegen. Für die Normannen (28 Punkte) bedeutete der späte Nackenschlag nicht nur zwei verlorene Punkte, sondern auch das Abrutschten auf den fünften Tabellenplatz, da die Sportfreunde Schwäbisch Hall (29 Punkte) zeitgleich mit 5:2 gegen Weilheim gewannen und Rang vier eroberten. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge dürfen die Gmünder auf einen ordentlichen Abschluss zurückblicken. Mit diesem starken Auftritt offenbarte die Mannschaft vom Trainerduo Christoph Kunze und Timo Cudazzo einmal mehr ihr großes spielerisches Potenzial.

Das Fazit der ersten Landesstaffel-Saison fällt durchweg positiv aus: Zu keinem Zeitpunkt musste der Neuling, bei dem ein völlig neu zusammengestelltes Team mit nur vier Spielern aus der Aufstiegssaison zusammenwuchs, ernsthaft um den Klassenverbleib fürchten. Die Platzierung im gesicherten Mittelfeld ist der Lohn für ein äußerst konstantes Jahr. Und auch wenn ihnen die große Krönung, ein Erfolg gegen den Meister mit viel Pech nicht vergönnt war, haben die C-Junioren aus dem Gmünder Schwerzer eindrucksvoll bewiesen, dass sie auf ganz hohem Niveau nicht nur mithalten, sondern auch selbst den Ton angeben können.

FCN: Aik Schneider – Tim Hieber, Luca Ellinger, Max Gjini, Benedikt Eberle – Fabian Strenzl, Lica Sigloch – Luca Krätschmer, Max Dudium, Liandro Cudazzo (70.+2 Erkam Serince) – Lukas Karanikas (52.Hannes Wahl)
Tore: 0:1 (12.), 1:1 Liandro Cudazzo (23./HE), 2:1 Lukas Karanikas (27.), 2:2 (70.+3)
Schiedsrichter: Metin Turan (SF Lorch / SRG Gmünd)
Zuschauer: 60