(sch) Mit der zweiten Niederlage in Folge aus der Winterpause zurückgekehrt, ist die Elf von Trainer Christoph Kunze damit wieder ans Tabellenende abgerutscht und steht in den kommenden Wochen kräftig unter Zugzwang.

110 Zuschauer erlebten bei bestem Fußballwetter ein verrücktes Derby, lediglich die erste halbe Stunde verlief weitestgehend unspektakulär. Die Gäste präsentierten sich dabei gnadenlos kaltschnäuzig vor dem Gmünder Gehäuse. FCN-Torspieler Maurice Brauns vereitelte die erste Torgelegenheit, war beim folgenden Eckstoß allerdings machtlos: Der Abpraller gelangte zu Jonas Nietzer, dessen gefühlvoller Schluss vom Strafraumrand schlug unhaltbar im Torwinkel ein (5.). In der Folgezeit präsentierten sich beide Teams erschreckend harmlos und kreativlos, selbst die zahlreichen Standardsituationen brachten zunächst keinen Erfolg.

Der nächste Höhepunkt folgte erneut infolge einer TSG-Ecke, doch mit einer Glanzparade fischte Brauns den Kopfball von Lukas Gröner aus dem Eck. Der erste Torschuss der Normannia datierte aus der 32.Spielminute, eine Flanke von Patrick Anedda verlängerte Vincens Toscanos per Kopf aber lediglich in den Arme von Keeper Simon Hägele. Im direkten Gegenzug konnte Außenverteidiger Lukas einen feinen Sololauf von Altin Lutolli in höchster Not nur auf Kosten einer weiteren Ecke beenden. Die Hausherren waren einmal mehr schlecht sortiert, Hannes Discher stieg am höchsten und wuchtete den Ball zum 0:2 in die Maschen (34.) - zwei Standardtreffer genügten dem Spitzenreiter bis hierhin, um seiner Favoritenrolle gerecht zu werden.

Doch die Normannen zeigten eine bemerkenswerte Reaktion und kämpften sich noch vor der Pause zurück in die Partie. Zur Initialzündung für die Aufholjagd genügte ein Schubser gegen Riccardo Carucci, den folgenden Strafstoß verwandelte FCN-Kapitän Roberto Nicolosi dermaßen platziert, dass der in die richtige Ecke abgetauchte Hägele nicht mehr herankommen konnte (40.). Nur 120 Sekunden darauf war alles wieder auf Null gestellt: Nach einem von Toscano schnell ausgeführten Einwurf tankte sich Dennis Wolf auf der linken Außenbahn durch, seinen präzisen Querpass brauchte Nicolosi nur noch zum 2:2 über die Linie zu drücken (42.). Nun hatte das Ostalbderby richtig Fahrt aufgenommen.

An dieses Tempo konnte die Partie auch im zweiten Durchgang nahtlos anknüpfen. Direkt nach Wiederanpfiff gerieten die Gmünder erneut ins Hintertreffen: Der zur Pause erst eingewechselte Patryk Rafal Stas verwertete ein weites Zuspiel kaltschnäuzig zum 2:3 (48.).

Doch auch von diesem Nackenschlag ließ sich der FCN nicht unterkriegen und schlug nun selbst durch einen Eckstoß zu: Nicolosis scharfe Hereingabe segelte an Freund und Feind vorbei durch den Strafraum gesegelt, ehe am langen Pfosten der aufgerückte Innenverteidiger Marc Seibold zum 3:3 (53.) einnickte.

Nur kurz darauf jubelten die "Boys In Red" sogar über den vermeintlichen Führungstreffer: Ein Freistoß von Robin Fischer wurde zunächst von der Mauer abgeblockt, doch der Abpraller landete bei Toscano, der aus spitzem Winkel ins lange Eck einnetzte – doch zum Entsetzen der Hausherren entschied Schiedsrichter Can Daler auf Abseits, obwohl der Ball vom Gegner und nicht vom eigenen Mitspieler zu Toscano gelangt war. Der FCN übernahm in dieser Phase endgültig die Spielkontrolle, ärgerte sich aber über zwei weitere fragwürdige Entscheidungen des Unparteiischen aus Schnaitheim. Zunächst erhielt Mittelfeldspieler Tom Berger eine überzogene Zeitstrafe, nachdem er dem TSG-Tormann bei einem schnell ausgeführten Abschlag nicht rechtzeitig ausweichen konnte.

Kurz darauf hätte die Kunze-Elf einen weiteren Elfmeter zugesprochen bekommen müssen, doch die Pfeife von Daler blieb stumm: Toscano hatte das runde Leder direkt vor dem gegnerischen Strafraum erobert und direkt zu Anedda weitergeleitet, der frei auf Hägele zustürmend von Verteidiger Samuel Schwarzer unsanft ausgebremst wurde – alle Gmünder Proteste verhallten ungehört. Stattdessen verpassten eiskalte Hofherrnweilermer tapferen Normannen kurz vor Schluss den Todesstoß: Einen schnellen Angriff vollendete Jannik Schmidt aus dem Gewühl heraus zum 3:4 (81.).

Der eingewechselte Ex-Normanne Elvan Beyer hatte sogar die Entscheidung auf dem Fuß, doch bei seinem Schuss stand der eigene Mitspieler im Wege. Den Gmündern hingegen fehlten die zündenden Ideen und auch die nötigen Kraftreserven, um noch ein drittes Mal auszugleichen. Mit der letzten Aktion hätte der FCN mit einer Freistoßhereingabe für Gefahr sorgen können und auch Tormann Brauns war vor das gegnerische Tor geeilt, doch ein Stürmerfoul beendete das spektakuläre Derby und hinterließ den Normannia-Nachwuchs als unglücklichen Verlierer.

Trotz ansprechender und couragierter Leistung stand das Schwerzer-Team nach 90 hochspannenden Minuten mit leeren Händen da und rutschte aufgrund der weiteren Ergebnisse ans Tabellenende der Verbandsstaffel Nord ab.

"Wir haben sehr glücklich gewonnen", gestand auch Gästetrainer Jürgen Roder, dessen Schützlinge weiterhin die Spitzenposition behaupten: "Vor allem in der zweiten Hälfte war es ein richtiges Derby mit allem, was dazu gehört, aber zu keinem Zeitpunkt unfair. Nach dem 3:3 war klar, dass derjenige, der das nächste Tor macht, auch gewinnen wird. Heute hatten wir das Glück auf unserer Seite." Sein Gegenüber Christoph Kunze resümierte, dass "wir in den entscheidenden Situationen einen Schritt zu langsam waren. Hofherrnweiler hat es im Angriff blitzsuber zu Ende gespielt, wir hingegen nicht – das macht in einem solchen Spiel den Unterschied aus."

Eine Woche nach dem 0:2 in Freiberg war es für die Normannen bereits die zweite Niederlage nach der Winterpause, wodurch der Druck im Abstiegskampf weiter anwächst. Zehn Spiele verbleiben für die Rettung, jedes davon ein Endspiel. Fünf Punkte liegt der FCN hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz zurück, wo mit der SKV Rutesheim der kommende Gegner rangiert. Ein Auswärtserfolg in Rutesheim (23.März, 17 Uhr) ist Pflicht, um erfolgreich in die "Wochen der Wahrheit" zu starten. Gegen Aufsteiger TSV Ilshofen (31.März) sowie beim Neunten TSV Weilheim/TReck (07.April) warten weitere wegweisende Duelle auf die Kunze-Elf.

FCN: Maurice Brauns – Riccardo Carucci, Marc Seibold, Robin Fischer, Lukas Rein – Marco Cappadona, Tom Berger (78.Leon Takerer) – Patrick Anedda, Roberto Nicolosi, Vincens Toscano – Dennis Wolf
TSG: Simon Hägele – Dennis Ulrich, Lukas Gröner, Fabrizio La Giudice (90.Jonas Eßwein), Samuel Schwarzer, Jonas Nietzer, Jannik Schmidt, Hannes Discher (64.Jannis Schlosser), Altin Lutolli, Tim Krohmer, Adrian Grimm (46.Patryk Rafal Stas)
Tore: 0:1 Jonas Nietzer (5.), 0:2 Hannes Discher (34.), 1:2 Roberto Nicolosi (40./FE), 2:2 Roberto Nicolosi (42.), 2:3 Patryk Rafal Stas (48.), 3:3 Marc Seibold (53.), 3:4 Jannik Schmidt (81.)
Zeitstrafen: Tom Berger (FCN/72.) - TSG (69.)
Schiedsrichter: Can Daler (TSG Schnaitheim / SRG Heidenheim)
Zuschauer: 110