(sch) Herber Rückschlag für den 1.FC Normannia auf der Zielgeraden im Rennen um den Klassenerhalt: Beim erfolgreichsten Team der laufenden Verbandsliga-Rückrunde setzte es für die Elf von Trainer Beniamino Molinari ein wahres Debakel. Nach der Halbzeitpause hatten die Gmünder dem Tempofußball des TSV Ilshofen nichts mehr entgegenzusetzen und kassierten beim Tabellendritten eine 0:6 (0:0)-Schlappe.

Es war die zweite haushohe Niederlage bei einem Verbandsliga-Topteam innerhalb von nur wenigen Wochen: Wie bereits beim Spitzenreiter in Freiberg (1:5) war auch in Ilshofen klar zu erkennen, warum die Normannen in dieser Spielzeit keinerlei Ansprüche auf eine Top-Platzierung anmelden dürfen und tabellarisch weiterhin nach hinten blicken müssen. Dabei hatte die Molinari-Truppe in ihrer offensiv ausgerichteten Formation gut in die Partie gefunden und war den Hausherren zunächst auf Augenhöhe begegnet. 

Zu Beginn standen die Gmünder unter Druck, der aufgerückte Daniel Schmelzle vergab auf Zuspiel von Maximilian Gebert sowie infolge einer Ecke die ersten guten Torgelegenheiten.Nur kurz darauf folgte der erste Hochkaräter, als Stürmer Benjamin Kurz von Gebert mit einem feinen Zuspiel in Szene gesetzt wurde, allerdings am herausgeeilten Yannick Ellermann scheiterte. Auch Lukas Lienert fand mit einem Distanzschuss im FCN-Keeper seinen Meister. 

Die Normannia befreite sich dann aber zunehmend aus dieser Bedrängnis und konnte mit zunehmender Spieldauer zunehmend für Entlastung sorgen und eigene Chancen kreieren. Marius Nuding stellte TSV-Keeper Jürgen Groß erstmals auf die Probe, wenig später verpasste ein glückloser Felix Bauer eine scharfe Hereingabe von Patrick Lämmle nur um Haaresbreite. Nach einem von Nermin Ibrahimovic initierten Konter schloss Bauer zu überhastet ab, den folgenden Eckstoß köpfte Ibrahimovic am Ziel vorbei. Währenddessen ragte Atilla Acioglu aus der Gmünder Defensive heraus, er war mit zahlreichen gewonnenen (Luft-)zweikämpfen der Fels in der Brandung für sein Team. In einer Verbandsliga-Partie auf gutem Niveau ließen beide Seiten noch vor der Pause weitere Einschussgelegenheiten ungenutzt. Ein direkter Freistoß von Ralf Kettemann aus aussichtsreicher Position setzte knapp neben dem Gmünder Gehäuse auf, ein Flankenball von Gebert setzte hinter dem verdutzten Ellermann auf dem Querbalken auf. 

Ibrahimovic kam zur besten FCN-Chance, als er am Strafraumrand zwei Gegenspieler versetzte, ehe Tormann Groß glänzend reagierte und den Abschluss des Normannia-Aktivpostens gerade noch um den Pfosten drehen konnte. "Wir müssen einfach mindestens ein Tor machen", ärgerte sich Molinari im Rückblick nach Spielende und fügte hinzu: "Nach dieser guten ersten Halbzeit war es nicht abzusehen, dass das Spiel eine solche Richtung einschlägt..."

Denn jene Wendung, welche unmittelbar nach Wiederanpfiff erfolgte, hatten sicher nur die wenigsten der rund 160 Zuschauer erwartet. Es wurde eine zweite Halbzeit zum Vergessen für die Normannia, welche innerhalb von zehn rabenschwarzen Minuten auf die Verliererstraße geriet. Mit dem schön anzusehenden Tempofußball der Hausherren konnten die Normannen nicht mehr mithalten und wurden förmlich überrannt. "Es war bezeichnend, wie wir mit unseren Torchancen umgegangen sind und wie effektiv Ilshofen war", so Molinari.
47.Minute: Gerade einmal 100 Sekunden im zweiten Durchgang benötigt Ilshofen, um den Torreigen zu eröffnen. Lukas Lienert konnte sich einen weiten Ball erlaufen und setzte den Ball über Ellermann hinweg in die Maschen – es sollte der vorzeitige Genickbruch für die Gmünder sein.

51.Minute: Ein herrlich herausgespielter Treffer, auf die butterweiche Flanke von Andrey Nagumanov folgt die mustergültige Verwertung per Kopf durch Benjamin Kurz.

56.Minute: Mit einem herrlichen Solo von Maximilian Gebert erfolgt bereits die Vorentscheidung. Der pfeilschnelle Mittelfeldspieler darf vollkommen unbedrängt über den halben Platz marschieren und seine herrliche Einzelleistung mit dem platzierten Abschluss zum 3:0 belohnen.
Was Molinari in der Folgezeit besonders ärgerte, war die mangelnde Gegenwehr seiner Mannen: "Nach der Halbzeit ist bei uns einiges zusammengebrochen. Aber auch wenn die Aussichten auf einen Punkt damit weg waren, kann man so nicht auftreten." Die Hausherren um ihren erfahrenen Spielertrainer Ralf Kettemann hingegen ließen Ball und Gegner abgeklärt laufen und stellten so eindrucksvoll unter Beweis, warum sie sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf die Aufstiegsrelegation machen dürfen. "Bei uns war jeder nur noch mit sich selbst beschäftigt", kritisierte Molinari, "jeder Schuss war dann ein Tor."

67.Minute: Ausgangspunkt ist in diesem Fall eine FCN-Torchance, als sich Groß einen von Ibrahimovic verlängerten Kolb-Freistoß sichert und den schnellen Gegenstoß einleitet. Während sich die Normannen nicht schnell genug zurückziehen, ist Goalgetter Kurz bereits auf und davon und netzt alleingelassen ein.

69.Minute: Kurz macht mit seinem 21.Saisontreffer den persönliche Hattrick perfekt, nachdem er von Simon Wilske gedankenschnell bedient wird.
Anstatt den Vorsprung daraufhin zu verwalten, blieb der TSV hochüberlegen und auffällig durch ebenso einfache wie effiziente Offensivaktionen. Michele Varallo scheiterte zunächst am besten Gmünder, Yannick Ellermann, und dann an Simon Knecht, der per Kopf auf der Torlinie klären konnte. Florian Maas ließ wenig später den Pfosten erzittern.

89.Minute: Der eingewechsele Volkan Demir setzt den Schlusspunkt und profitiert dabei in erster Linie von einem vorangegangenen, fatalen Fehler im Gmünder Spielaufbau. Entsprechend erleichtert waren die förmlich demontierten Gäste, als dann der Schlusspfiff des souverän leitenden Schiedsrichters Andreas Zürn ertönte.

Auch Molinari war nach Spielende sichtlich bedient. "Nach einer 0:6-Niederlage gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, sondern nur viel zu arbeiten", lautete das ernüchternde Fazit des Normannia-Coaches nach der höchsten Saisonniederlage, der wohl eine unangenehme Trainingswoche folgen wird. Die einzig positive Nachricht an diesem aus Normannia-Sicht vollkommen frustrierenden Samstagnachmittag: Weiterhin liegt der FCN als Tabellenneunter sieben Zähler vor der Gefahrenzone, in den kommenden Wochen geht der Blick hin zur 40 Punkte-Marke, mit der man im Abstiegskampf wohl auf der sicheren Seite wäre. Eine schnelle Leistungssteigerung wird für die Molinari-Elf jedoch die primäre Voraussetzung für den frühzeitigen Klassenerhalt sein: Bereits am kommenden Freitagabend (18 Uhr) steht vor heimischer Kulisse das Ostalbderby gegen den Lokalrivalen TSV Essingen bevor.

TSV: Groß – Rief (70.Baumann), Gehring, Kettemann, Schmelzle, Wilske - Nagumanov, Lienert (66.Maas), Gebert (78.Rummler) – Kurz (70.Demir), Varallo
FCN: Ellermann – Lämmle, Simion, Acioglu, Knecht – Ibrahimovic – Nuding, Gnaase, Kolb – Bauer, Colletti
Tore: 1:0 Lukas Lienert (47.), 2:0 Benjamin Kurz (51.), 3:0 Maximilian Gebert (56.), 4:0 Benjamin Kurz (67.), 5:0 Benjamin Kurz (69.), 6:0 Volkan Demir (89.)
Schiedsrichter: Andreas Zürn (Künzelsau)
Zuschauer: 160