(sch) Am Ende ärgerten sich die Gmünder sogar über einen verpassten Sieg gegen die favorisierten Gäste, denen man im Hinspiel noch deutlich mit 1:6 unterlegen war.

Es ist schon bemerkenswert, wie sich im Jugendbereich die Kräfteverhältnisse innerhalb von gerade einmal sechs Monaten verändern können: Beim Hinspiel im September war der Liganeuling aus der Stauferstadt dem Aufstiegsaspiranten noch deutlich mit 1:6 unterlegen, in seiner zweiten Auflage jedoch war das Ostalb-Derby in der Landesstaffel 2 ein Duell auf Augenhöhe und sogar mit leichten Vorteilen für die Normannen. Diese erlebten zwar schon nach wenigen Sekunden einen ersten Schreckmoment, als FCN-Tormann Leon Weiser den entgegenkommenden Gästestürmer anschoss, Abwehrmann Luca Ellinger die Situation aber direkt bereinigte.

Die Hausherren verwerteten ihre erste Torchance dann eiskalt: Nach feiner Kombination über Fabian Strenzl und Max Dudium gelangte das runde Leder hinaus auf den rechten Flügel zu Hannes Wahl, der freistehend vor VfR-Tormann Luca Riolo die Übersicht behielt und überlegt ins lange Eck zum 1:0 vollstreckte (4.). Ein Start nach Maß, doch auch in der Folgezeit war der FCN die tonangebende Mannschaft. Mit Ausnahme von einem Flachschuss, der knapp links unten am Gmünder Gehäuse vorbeizischte, ließ die um Winterneuzugang Ellinger formierte Defensive zunächst gar nichts anbrennen.

Auf der Gegenseite setzten die agilen Normannen ihre Gäste frühzeitig unter Druck und verzeichneten zahlreiche Ballgewinne, allerdings fehlte die nötige Präzision im letzten Drittel. Ein Distanzversuch von Luca Krätschmer flog knapp über den Kasten hinweg, nach einem Steilpass von Dudium auf Wahl stürmte Tormann Riolo heraus und schnappte sich den Ball. Nach schnellem Umschaltspiel vergab die Kunze-Elf die große Gelegenheit, den zweiten Treffer nachzulegen: Lukas Karanikas schickte Wahl auf die Reise, dessen halbhohe Flanke jedoch beförderte Liandro Cudazzo am langen Pfosten über das Tor.

Die vom ehemaligen Normannia-Aktivenspieler Atilla Acioglu trainierten Aalener fanden erst spät in der zweiten Hälfte allmählich in das Spiel hinein und verzeichneten dank einem Missverständnis in der FCN-Abwehr einen ersten Hochkaräter: Selahattin Acar überwand den herausgeeilten Weiser mit einem Lupfer, doch Krätschmer rettete im letzten Moment knapp vor der Torlinie auf Kosten einer Ecke. Zwei Fernschüsse der Gäste parierte Weiser dann sicher, doch ein Versuch von Acar aus rund 20 Metern Entfernung flutschte dem FCN-Tormann durch die Finger – das 1:1 (31.). Doch seinen Fehler machte Weiser kurz darauf wieder wett, als er einen durch Acar scharf getretenen Freistoß bravourös um den Pfosten drehte. Das letzte Ausrufezeichen einer kurzweiligen ersten Hälfte setzte wiederum die Normannia, Ellingers Versuch aus der zweiten Reihe war jedoch zu hoch angesetzt.

Auch nach dem Seitenwechsel wurde der VfR seiner auf dem Papier bestehenden Favoritenrolle nicht gerecht. Näher dran am Derbysieg waren die Gmünder, die sich ein Chancenplus erspielten, dieses jedoch nicht in zählbaren Erfolg ummünzen konnten. Nach feinem Zuspiel von Karanikas legte sich Cudazzo den Ball einen Tick zu weit vor, auch der eingewechselte Semih Cetinkaya blieb nach einer Balleroberung von Wahl tief in der gegnerischen Hälfte glücklos im Abschluss. Kurz darauf drückte Cudazzo das Spielgerät aus nächster Nähe über die Linie, doch bei der vorangegangenen Flanke stand Krätschmer bereits knapp im Aus und der Treffer war somit irregulär.

Die einzige Aalener Möglichkeit in der zweiten Hälfte machte Leon Weiser zunichte, der FCN-Rückhalt lenkte einen Abschluss der Nummer 9 mit einer Hand an die Latte. Die Kunze-Elf schnupperte in der Schlussphase weiter am Siegtreffer, ärgerte sich neben der eigenen Chancenverwertung schließlich aber auch über den Unparteiischen: Zehn Minuten wurde vor dem Ende wurde Cudazzo im Strafraum zu Boden gerissen, doch der fällige Elfmeterpfiff vom ansonsten sehr souverän leitenden Niklas Ripberger blieb trotz aller Proteste aus.

Somit blieb es bei einem Unentschieden, über das keiner der Beteiligten so richtig glücklich war. Für den VfR Aalen (3.Platz/20 Punkte) bedeutete das 1:1 ein Rückschlag im Aufstiegsrennen, da der Rückstand zu Spitzenreiter Eislingen auf mittlerweile neun Punkte angewachsen ist. Für den FCN (7./16) hingegen blieb das Gefühl, das mehr drin war. Allerdings befinden sich die Gmünder im gesicherten Mittelfeld und stehen somit nicht unter allzu großem Druck – stattdessen durfte sich die Mannschaft der beiden Trainer Christoph Kunze und Timo Cudazzo darüber freuen, erstmals gegen einen favorisierten Gegner aus den Top Vier gepunktet zu haben. Angesichts eines komfortablen 14 Punkte-Vorsprungs auf die Abstiegsränge sollte der Klassenverbleib in der Landesstaffel bei sieben ausstehenden Partien nur noch Formsache und bald auch schon rechnerisch perfekt sein.

Bestenfalls ist den Normannia-Youngstern sogar ein Sprung bis auf Platz drei zuzutrauen – die Leistung aus dem Derby darf als Mutmacher gelten. Zunächst aber ist am kommenden Samstag (13 Uhr / Etzwiesenstadion) beim noch sieglosen Schlusslicht TSG Backnang ein Auswärtserfolg fest eingeplant. Doch auch diese vermeintlich einfache Aufgabe gelte es mit voller Konzentration anzugehen, mahnt das Gmünder Trainerduo.

FCN: Leon Weiser – Luca Krätschmer, Luca Ellinger, Max Gjini, Benedikt Eberle – Max Dudium, Fabian Strenzl – Hannes Wahl (65.Erkam Serince), Luca Sigloch, Liandro Cudazzo – Lukas Karanikas (47.Semih Cetinkaya)
Tore: 1:0 Hannes Wahl (4.), 1:1 Selahattin Acar (31.)
Schiedsrichter: Niklas Ripberger (SG Bettringen / SRG Gmünd)
Zuschauer: 70