Es gibt Tage, da läuft gefühlt nichts zusammen: Einen solchen Tag erwischten die Fußballer des FC Normannia Gmünd am Samstag beim Auswärtsspiel gegen den Tabellenletzten in Heimerdingen: Der FCN hatte deutlich mehr vom Spiel – über 70 Prozent Ballbesitz –, Zählbares sprang hierbei aber nicht heraus.

Anders auf der Gegenseite: Der effiziente Gastgeber brauchte nur wenige Chancen, um drei Tore zu erzielen und die drei Punkte in Heimerdingen zu behalten.

Der TSV Heimerdingen plante das Spiel auf dem Rasenplatz auszutragen, die Co-Trainer hatten bereits ihre Markierungen auf dem Rasenplatz angebracht, da kam das Schiedsrichtergespann aus Stuttgart und prüfte den Rasenplatz eine halbe Stunde lang, um dann zum Entschluss zu kommen, dass der Rasen nicht bespielbar sei – und so musste das Spiel auf dem kleinen Kunstrasen neben dem Rasenplatz ausgetragen werden.

Die Normannen zeigten in den folgenden 90 Minuten guten Kombinationsfußball, geschickt ließen sie den Ball durch die eigenen Reihen laufen – das Problem: Zumeist verpufften die Bemühungen des Tabellenvierten kurz vor der gegnerischen Gefahrenzone. Hinzu kamen auch immer wieder unnötige Fehler in Spielaufbau und Defensive, welche es den Heimerdingern immer wieder ermöglichte, gefährlich vors Gehäuse von Normannia-Keeper Ellermann zu kommen. Mann des Spiels bei den Gastgebern war Michele Ancona, der seine fußballerische Klasse zur Schau stellte und sich zugleich auch als Torschütze einbrachte.

Für die Normannen war Ancona sicher kein Unbekannter: Bis zum Jahr 2016 spielte der fünf Jahre lang für den VfB Neckarrems und traf demnach nicht das erste Mal auf die Mannschaft aus dem Schwerzer. Umso verwunderlicher also, dass er sich immer wieder seinen Bewachern entziehen konnte – und dies scheinbar ohne große Anstrengung.

FCN steht defensiv schlecht

Ebenfalls überraschend war, wie viel Platz die Heimerdinger Angreifer bei ihren relativ seltenen Angriffen hatten, scheinbar schätzte die Gmünder Defensive die Offensive des Tabellenletzten als eher ungefährlich ein. Die Gastgeber standen grundsätzlich sehr tief, versuchten den Spiel- und Angriffsfluss der Normannen mit zwei Viererketten zu bremsen, um dann bei Ballgewinn über Ancona mit langen Bällen schnell vor das von Yannick Ellermann fehlerfrei gehütete Tor zu gelangen.

Während die spielfreudigen Gmünder selten den Heimerdinger Abwehrriegel knacken konnten, zeigte sich das einfach strukturierte Spiel als das erfolgreichere an diesem Tag.

Personell hatte Normannia-Trainer Holger Traub kaum Sorgen, er musste lediglich auf den aktuell beruflich in den USA verweilenden Daniel Glück und auf den gesperrten Anthony Coppola verzichten. Für Glück rückte Simon Fröhlich in die Abwehrkette, im Mittelfeld bekam der Youngster Alexander Iatan seine Chance.

Das Spiel begann für die Normannen mit einer Chance in der zehnten Minute durch Alexander Aschauer, der sich links durchgesetzt hatte und dessen präzise Hereingabe gerade noch vor Florijan Ahmeti zur Ecke geklärt werden konnte.

Fünf Minuten später die nächste Möglichkeit für die Gäste, als Simon Fröhlich einen Kopfball nach einer Kotiukov-Ecke knapp über das Heimerdinger Tor setzte. Von den Gastgebern war in der ersten halben Stunde offensiv nichts zu sehen, Yannick Ellermann war bis dahin beschäftigungslos, während sein Gegenüber in der 18. Minute alles aufbieten musste, um die Führung der Normannen zu verhindern, Alexander Aschauer war von Iurii Kotiukov freigespielt worden, doch Maik Riesch im Tor der Gastgeber konnte parieren.

Nochmals musste Riesch gegen Aschauer klären, als dieser in der 25. Minute einen gefährlichen Freistoß auf dessen Tor zirkelte. Sein Gegenüber Yannick Ellermann musste in Hälfte eins zweimal eingreifen.


"Es ist uns nicht gelungen, die entscheidenden Situationen zu kreieren."

Holger Traub , FCN-Coach


Die Gmünder kamen noch offensiver und mit viel Elan aus der Kabine, vom Wiederanpfiff an drückten sie auf die 1:0-Führung. Dadurch entstanden natürlich auch mehr Räume für Konter der Gastgeber.

Kurz nach Wiederanpfiff hätte es wohl einen Strafstoß für die Normannen geben müssen, doch die Pfeife des Schiedsrichters aus Stuttgart blieb stumm.

Eine mögliche Schlüsselszenes des Spiels: Beim Stand von 0:0 wird FCN-Angreifer Felix Bauer im Strafraum umgerissen. Der Elfmeterpfiff blieb aus.

In der 53. und 55. konnte Ellermann noch große Chancen von Michele Ancona vereiteln, drei Minuten später war er dann aber machtlos: Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung wurde der Ball blitzschnell auf Dos Santos Coehlo gespielt, der freistehend aus halbrechter Position ins lange Eck traf.

Normannen fehlt die Effizienz

Die Normannen versuchten weiter mit spielerischen Mitteln dem Abwehrbollwerk der Gastgeber beizukommen, doch es sollte an diesem Tage einfach nicht sein. Deutlich effizienter in der Offensive agierte hingegen der Gegner, der die zusätzlichen Räume, die aus der Umstellung der Normannen auf eine Dreierkette resultierten, eiskalt ausnutzte – wie auch in der 78. Minute. Flanke von Michele Ancona auf den eingewechselten Murat Öztürk, der souverän zum 2:0 einnickte. Matthias Kolb ließ in der 90- Spielminute die endgültige Entscheidung folgen.

Ein enttäuschter Holger Traub resümierte „Es kam, wie wir es erwartet hatten: ein tief stehender und aufopferungsvoll kämpfender Gegner, den wir über 90 Minuten dominiert haben: Aber es ist uns nicht gelungen, vor deren Tor die entscheidenden Situationen zu kreieren. Dafür waren wir im Umkehrschluss in der zweiten Halbzeit in der Defensive zu anfällig. Nach dem 2:0 sind wir volles Risiko gegangen, aber unter dem Strich stehst Du mit leeren Händen da. So ein Ergebnis – es ist der Wahnsinn.“

Heimerdingen – Normannia 3:0

TSV: Riesch – Prkacin (72. Öztürk), Schlichting, Geppert, Ancona (86. Kolb), Bitzer, Coehlo,Grau (88. Schäffler), Pellegrino, Di Matteo, Riffert

FCN: Ellermann – Kotiukov (83. Karaca), Stölzel, Lämmle, Fröhlich, Kianpour, Gnaase, Iatan (46. Bauer), Ahmeti (71. Dias Matos), Kolb, Aschauer
Tore: 1:0 Dos Santos Coelho (58.) 2:0 Murat Öztürk (78.) 3:0 Matthias Kolb (90.)
Zuschauer: 135
Schiedsrichter: Christian Schipper (Stuttgart).

© Gmünder Tagespost 24.11.2019