Aus Sicht eines neutralen, auf Fußball-Unterhaltung bedachten Zuschauers konnte die zweite Hälfte als Entschädigung dienen für die ersten 45 Minuten. Die sehr ereignisarm waren: Beide Mannschaften bearbeiteten sich intensiv, ohne dass viel dabei herauskam. Nur je eine richtig gute Torchance hatten die beiden Teams in den ersten 45 Minuten. Für die Normannen, die zu Ehren des verstorbenen früheren Aufsichtsrats Hans Widmann mit Trauerflor spielten, traf Florijan Ahmeti den Außenpfosten (19.), in der 40. Minute kam VfB-Mann Eugenio Del Genio allein auf FCN-Keeper Ellermann zu, doch der blieb Sieger des Duells.
Nach der Pause hatte Neckarrems zunächst sogar den besseren Start, doch dann schlug Felix Bauer für die Normannia mit einer feinen Einzelleistung zu, er traf mit einem platzierten Flachschuss ins linke Toreck (57.). Ein Führungstreffer fast aus dem Nichts – den sich die Normannia erst nachträglich mit guten Aktionen verdiente. Rund um die 70. Minute hatten die Gastgeber vier erstklassige Torchancen im Minutentakt, doch das 2:0 blieb aus.
Ellermann geht volles Risiko
Neckarrems kam vor allem gefährlich über links, wo Sebastian Rief zweimal FCN-Außenverteidiger Iurii Kotiukov überspielte und den Ball hochgefährlich in den Sechzehner brachte. Es war nach der „Das-2:0-verpasst-Phase“ der Spielabschnitt, in der Yannick Ellermann mit überragenden Paraden die knappe Führung festhielt.
In der 87. Minute musste der FCN-Tormann dann gegen Carmine Pescione volles Risiko gehen, weil seine etwas zu sorglos aufgerückten Vorderleute sich von einen Konter der Gäste hatten ausspielen lassen. Ellermann kam aus dem Tor und foulte zwei Meter außerhalb des Strafraums den Neckarremser: eine klare rote Karte.
Der folgende Freistoß für den VfB brachte nichts ein, die Hektik aber blieb. Zum zweiten Mal Rot gab’s dann in der 3. Minute der Nachspielzeit, als FCN-Stürmer Alexander Aschauer es nicht lassen konnte, dem Schiri-Gespann eine allumfassende Sehschwäche nachzusagen.
"Mit einem 2:0 wären die Emotionen nicht so hochgegangen."
Holger Traub, FCN-Trainer
Was das Derby in Essingen am kommenden Donnerstag wohl nicht einfacher macht für den FCN: Es wird die Gmünder Nummer eins fehlen und der mit fünf Saisontreffern bisher beste Gmünder Torjäger.
Die Stimme zum Spiel
Stimmen aus der Pressekonferenz
FCN - Neckarrems 1:0 (0:0)
FCN: Ellermann - Kotiukov, Schuckenböhmer, Stölzel, Glück – Gnaase, Kianpour (95. Iatan) – Coppola (63. Kolb), Ahmeti (76. Seltenreich), Bauer (87. Bozic) – Aschauer.VfB: Rodgrigues Locao – Läubin (74. Fota), Rief, Ruckh, Mamic, Ahmeti, Pescione, Spiegelhalter (74. Knecht), Ribeiro, Popescu (67. Slawig), Del Genio.
Tor: 1:0 Felix Bauer (57.)
Zuschauer: 220
Bes. Vorkommnisse: Rote Karte Ellermann (87.), Rote Karte Aschauer (93.)
Weitere Stimmen zum Spiel
„Nicht immer 4:0 oder 5:0“
Holger Traub, FCN-Trainer: „Wir hätten uns in diesem Spiel über ein 1: 1 nicht beschweren können. Meine Mannschaft hat in der ersten Halbzeit Zug und Durchschlagskraft komplett vermissen lassen, das war sehr ärgerlich. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht. Hätten wir es geschafft, das 2: 0 zu machen, dann wären die Emotionen wohl nicht so hochgegangen. Aber jetzt müssen wir die Situation so annehmen wie sie ist.“Markus Koch, VfB-Trainer: „Wir hatten genug Möglichkeiten, um die Punkte mitzunehmen.“
Alexander Aschauer, Normannia-Stürmer: „Wir haben in der ersten Halbzeit viele leichte Fehler gemacht und den Rhythmus etwas verloren. Aber am Ende war es ein verdienter Sieg. Vor der Roten Karte habe ich mich zu einem blöden Satz verleiten lassen – das sollte nicht sein, aber manchmal kommen die Emotionen doch hoch …“
Felix Bauer, FCN-Torschütze: „Es war, wie bei diesem Gegner zu erwarten, ein umkämpftes Spiel, aber wir haben immer weiter an uns geglaubt. Man kann nicht immer 4: 0 oder 5: 0 gewinnen – das haben wir selbst in der Meistersaison nicht getan.“
Yannick Ellermann, Normannia-Torwart: „Wir sind relativ offen gestanden vor der Situation, die zu meinem Platzverweis geführt hat. Es war für mich eine 50: 50-Situation, aber ich komme dann zu spät, und die Rote Karte geht in Ordnung. Ärgerlich, aber am Ende überwiegt die Freude über den Sieg.“
Christian Knecht, Neckarrems: „Gmünd hat eine gute Defensive, wir aber auch - das hat die erste Halbzeit geprägt.“
Stephan Fichter, FCN-Teammanager: Eine Rote Karte wie die von Yannick Ellermann kann immer passieren, er geht in der Situation volles Risiko. Jetzt sind in der Startelf zwei Plätze frei fürs Derby gegen Essingen, bis dahin sind es zwei Trainingsabende, in denen sich die Spieler empfehlen können.“
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