Wer so viele Chancen vergibt, darf sich am Ende nicht beklagen, nur einen Punkt „gewonnen“ zu haben. 2:2 trennte sich die Gmünder Normannia am Samstag im ersten Oberligaspiel nach der Winterpause gegen die abstiegsbedrohte Elf des RV Ravensburg. Dabei hatte sich die Mannschaft von FCN-Coach Zlatko Blaskic Tormöglichkeiten für gleich mehrere Siege erspielt.

„Natürlich ist das Unentschieden zu wenig. Wir hätten schon vor dem Ausgleich 3:0 führen müssen. Unsere Chancenauswertung war heute nicht gut“, ärgerte sich Marvin Gnaase nach dem Schlusspfiff. Den 29-jährigen Mittelfeldmotor der Gmünder Normannia, der erst vor wenigen Tagen im Schwerzer für weitere zwei Jahre unterschrieben hat, hatte FCN-Trainer Blaskic zusammen mit Calvin Körner auf die Doppelsechs beordert, wo die beiden den personellen Ausfall von Tim Grupp (mehrfacher Bänderriss im Sprunggelenk) und Fabian Kianpour (Zehenbruch) wettmachen mussten.

Doch daran lag es nicht, dass sich der Oberligaaufsteiger zum Einstieg in das Restprogramm dieser Saison vor rund 250 Zuschauern auf dem Kunstrasenplatz im Schwerzer mit dem Tore schießen schwer tat.

Nach drei Minuten in Führung

Die Partie hatte vielversprechend begonnen. Henrick Selitaj hatte die Hausherren bereits nach drei Zeigerumdrehungen mit einem flachen 20-Meter-Schuss ins rechte untere Ecke in Führung gebracht. Die Gäste standen sofort unter Druck und hätten sich über einen 0:2- oder gar 0:3-Rückstand in der ersten Viertelstunde nicht beklagen dürfen. Die bis dahin beste der Gmünder Torchance hatte Jermain Ibrahim in der 14. Minute, als er nach einem schönen Zuspiel von Alexander Aschauer freistehend vor Ravensburgs Keeper Ramon Castellucci vergab.

Die Gäste bissen sich bis dahin an der gut stehenden FCN-Abwehr die Zähne aus. FCN-Keeper Yannick Ellermann schien sich auf einen ruhigen Nachmittag einrichten zu können.

Ausgleich wie aus dem Nichts

Doch dann kam alles anders. Wie aus dem Nichts erzielte Ravensburgs Jannik Fippl nach einer Ecke den 1:1-Ausgleich (17. Minute). Und obwohl die Normannia die spielbestimmende Mannschaft blieb, kamen die Oberschwaben fortan besser ins Spiel.

Verblüfftes Staunen

Verblüfftes Staunen unter Spielern und Zuschauern beider Seiten, als Schiedsrichter Matthias Wituschek plötzlich auf indirekten Freistoß entschied, als der Ball nach einem Zweikampf von Körner zu Ellermann kam und der Keeper das Spielgerät dann aufnahm. Der Schiri wertete dies als kontrolliertes Zuspiel. Ellermann: „Ich kann nicht einmal sagen, ob der Ball überhaupt direkt von Calvin kam.“ Nach kurzem Antippen des Balls eines Mitspielers jagte Philipp Kirsamer das Leder zur Ravensburger 2:1-Führung in die Maschen (27.).

Der Ausgleich noch vor dem Seitenwechsel wäre Gold wert gewesen. Alexander Aschauer prüfte Ravensburgs Keeper in der 42. Minute und Ibrahim knallte den Abpraller an den Außenpfosten. Zwei Minuten später legte Winter-Neuzugang Niklas Kalafatis den Ball auf die Querlatte.

Chancen im Minutentakt

Calvin Körner besorgte per Kopfball in der 51. Minute den 2:2-Ausgleich. Fortan spielte die Normannia ihren Gegner regelrecht an die Wand. „Zwischen der 55. und der 70. Minute hatten wir Chancen im Minutentakt“, ärgerte sich FCN-Trainer Zlatko Blaskic darüber, dass es seiner Mannschaft nicht gelang, ihre haushohe Überlegenheit in Tore umzumünzen. „Wir haben leider nur einen Punkte geholt. Aber wir haben relativ viel richtig gemacht. Vor dem Tor waren wir einfach zu inkonsequent. Deshalb müssen wir uns mit dem 2:2 begnügen“, zog der FCN-Coach sein Fazit.

„Wir können mit dem Punkt leben“, urteilte auch der Sportliche Leiter der Normannia, Stephan Fichter. Obwohl die Normannia auf Tabellenplatz vier und damit im vorderen Tabellendrittel angesiedelt ist, hat Fichter stets auch den Blick nach unten. Durch das Unentschieden habe man die Ravensburger punktetechnisch wenigstens auf Distanz gehalten. Spielerisch habe es sein Team vor allem in der zweiten Halbzeit „schon richtig gut gemacht. Wir haben viele Torchancen kreiert. So gesehen bin ich nicht komplett unzufrieden.“

Normannia: Ellermann – Avigliano, Caliskan, Rössler, L. Molinari – Körner, Gnaase – Ibrahim – Selitaj, Aschauer, Kalafatis.
Tore: 1:0 Selitaj (3.), 1:1 Fippl (17.), 1:2 Kirsamer (27.), 2:2 Körner (51.)
Schiedsrichter: Matthias Wituschek (TSV Erbach)
Zuschauer: 250