Die Zuschauerin, die seit Jahren fast jedes Spiel sieht, gab dem Cheftrainer-Neuling, den sie noch als FCN-Spieler kennt, eine gute Haltungsnote: „Patrick Faber macht eine gute Figur als Trainer an der Seitenlinie.“


Doch entscheidend war an diesem Samstagnachmittag, wie Faber im dritten Spiel als Interimstrainer sein Team eingestellt hatte: Die TSG schien den Plan zu haben, die Gastgeber von der ersten Minute an mit hohem Tempo zu überraschen und aus dem Konzept zu bringen. „Wir wussten, dass die Normannia Druck aufbaut, das wollten wir gleich von Anfang an unterbinden und sie zu langen Bällen zwingen“, erzählte später TSG-Stürmer Nicola Zahner.


Das Spiel machte stattdessen Hofherrnweiler, gute Torchancen inklusive. „Hier könnt’s schon 2:0 stehen“, sagte ein Zuschauer bereits nach fünf Minuten. Auffälligster in der torgefährlichen TSG-Offensive war Daniel Serejo, der auch vor zwei Jahren für eine halbe Saison das Normannia-Trikot getragen hatte. Wie sich Serejo im Sturm körperlich durchsetzte – mal fair, auch mal unfair –, das war exemplarisch für sein Team.


„Den Schneid abkaufen“, heißt das im Wörterbuch des Fußballs, was die TSG in Gmünd machte. Folgerichtig und hochverdient fiel der Führungstreffer, freundlichst eingeleitet durch einen misslungenen Rückpass von FCN-Außenverteidiger Angelos Sanozidis: Nicola Zahner schnappte sich den Ball, legte per Hacke für Daniel Serejo auf, der mit einem schönen Lupfer FCN-Keeper Yannick Ellermann überwand (24.).



Ein wenig wachten die Normannen nun auf: Nachdem sie eine halbe Stunde lang nicht recht in den TSG-Sechzehner gekommen waren, folgte nach ein paar Minuten die die beste Phase der Gmünder, in der sie auch den Ausgleich schafften: Flachschuss Bastian Joas, TSG-Keeper Philipp Röhrle kann nur abklatschen, Jermain Ibrahim schiebt ein – 1:1 nach 32 Minuten.


Wer diesen Ausgleichstreffer aber für die Wende im Spiel zugunsten des Favoriten hielt, der die letzten beiden Heimspiele jeweils 6:0 gewonnen hatte, der sah sich bald getäuscht. In den zehn Schlussminuten der ersten Halbzeit war’s ein fast schläfriger Kick, Hofherrnweiler schonte nach dem sehr hohen Anfangstempo seine Kräfte, die Normannia machte unverständlicherweise einfach mit.

Ellermann ruft: „Zu wenig!“

In der zweiten Halbzeit hatte der FCN etwas mehr vom Spiel, aber im Vergleich zu den Spielen zuvor wenig Zwingendes vor dem Tor. Die zwei Worte, die Keeper Yannick Ellermann nach 20 Minuten laut nach vorne rief, sagten alles: „Zu wenig!“ Die TSG hielt ihre Linie bei, defensiv wie offensiv. Und belohnte sich mit dem entscheidenden Tor, als Johannes Rief einen Freistoß per Kopf ins Tor setzte (79.).

"Ich habe die ganze Woche gewarnt."

Zlatko Blaskic, FCN-Coach

Am Ende verlor der 6:0-Seriensieger sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten, der bis dahin in acht Spielen ein Tor geschafft hatte. Ein Spiel, das eine uralte Fußballweisheit unterstrich: Es fängt immer wieder bei 0:0 an. Man mag als Mensch oft dem Schicksal ausgeliefert sein – als Fußballer hat man, sobald angepfiffen ist, immer wieder neu die Chance zum Rollenwechsel.


Die Zuversicht haben die Hofherrnweilern vom Sieg aus Gmünd, mit dem sie den letzten Tabellenplatz verlassen haben, mitgenommen: dass sie genau das geschafft haben. „Jetzt geht’s bergauf“, meinte TSG-Stürmer Nicola Zahner. Für die Gmünder gilt die Regel tröstlicherweise genauso. Wie sich die schwache Vorstellung auf die kommende Trainingswoche auswirkt, mochte FCN-Coach Zlatko Blaskic noch nicht sagen: „Da muss ich erst zwei Nächte drüber schlafen.“ Nur eins ist glasklar: „Wir müssen daraus lernen.“

FC Normannia – TSG  1:2 (0:1)

FCN: Ellermann – Sanozidis, Kianpour, Stölzel, Glück (58. Aziz) – Coppola, Gnaase, Molinari, Ibrahim (73. Bauer) – Aschauer, Joas.
TSG: Röhrle – Weisensee, Ganzenmüller, Rief, Schwarzer (61. Horlacher) – Avduli (66. Melzer), Borst (52. Milojkovic), Leister, Rieger – Serejo (86. Fichtner), Zahner.
Tore: 0:1 Serejo (24.), 1:1 Ibrahim (32.), 1:2 Rief (79.).
Zuschauer: 300

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