Individuell, wie sonst?“ Auf die Frage, wie der FC Normannia derzeit trainiere, gibt Zlatko Blaskic zunächst nur eine kurze Antwort. Wobei das Wort bei den Gmündern nicht nur bedeutet, dass sich jeder Spieler selbstständig fit hält. Blaskic hat seinen Kickern genau Vorgaben mitgegeben – an den jeweiligen Spielertypen und dessen Position angepasst. Individuell eben.

Viermal pro Woche schickt Blaskic seine Kicker raus zum Laufen: Vorgegeben sind die Distanz, die Gesamtzeit und die Zeit pro Kilometer. „Wir haben vier Leistungsgruppen“, sagt der Coach und erklärt, dass beispielsweise die Torhüter 7-Kilometer-Läufe absolvieren müssen. Am längsten sind die Mittelfeldspieler auf der Strecke, sie müssen jeweils 10 Kilometer herunterspulen. Unterschiedlich sind auch die Kilometerzeiten. Die Gruppe 1 hat die Vorgabe, den Kilometer unter 5:00 Minuten zu laufen. In der Gruppe 4 geht’s etwas gemächlicher zu: Die Vorgabe lautet 5:45 Minuten pro Kilometer. „Wenn ein Spieler unter seiner vorgegebenen Zeit liegt, müssen wir nacharbeiten. Falls nicht, ist alles perfekt“, sagt Blaskic.

Bislang haben die Kicker ihre Hausaufgaben bravourös gemeistert. „Es gibt sogar welche, die liefern Kilometerzeiten unter 4 Minuten bei mir ab“, sagt Blaskic. „Das sind unsere Pferde-Lingen ...“ Vier dieser „Pferde-Lungen“ hat der FC Normannia im Kader: Luca Molinari, Alexander Iatan, Lucas Schuckenböhmer und Neuzugang Niclas Rössler. „Niklas hatte ich zuerst in Gruppe 3, weil ich ihn nach seiner Rückkehr aus Amerika nicht einschätzen konnte“, sagt Blaskic und fügt hinzu: „Aber er gehört definitiv zu den Schnellen.“

Was der Trainer des FC Normannia allerdings auch sagt: dass er lieber mit der Mannschaft auf dem Platz trainieren würde. Was für ihn allerdings nicht in Frage kommt: Training in Zweiergruppen mit Abstand, wie es laut Corona-Verordnung erlaubt ist.

Das Individualtraining wollen die Gmünder zumindest bis 30. November durchziehen. Auf die Frage, ob er noch mit einem Ligaspiel im Jahr 2020 rechne, antwortet Blaskic mit einem klaren „Nein!“ Man müsse die Realität sehen: „Wenn man im Dezember noch spielen will, kann man das frühestens ab dem 10., tun, weil die Vereine zuerst trainieren müssten. Und das ist schon sehr unrealistisch.“

"Dann müssen wir nacharbeiten ..."

Zlatko Blaskic, FCN-Cheftrainer 

Blaskic sieht zwei Szenarien

Für den FCN-Trainer gibt es nur zwei mögliche Szenarien: entweder nur die Hinrunde ausspielen. „Dann wären es noch sieben Partien.“ Oder die Hinrunde ausspielen und dann die Liga zweiteilen und Play-Offs durchführen. „Die obere Tabellenhälfte spielt den Meister und Aufsteiger aus, die untere die Absteiger.“

Generell hat Zlatko Blaskic für die getroffenen Corona-Maßnahmen nur bedingt Verständnis. „Wenn ich eine Sportart unter freiem Himmel unterbreche, bei der zu 99 Prozent keine Ansteckung nachgewiesen ist, dann ist das nicht korrekt.“ Vor allem mit den Kindern und Jugendlichen fühlt der Coach mit. „Die trifft es noch härter als uns Erwachsenen. Man nimmt den Kindern die sozialen Kontakte weg, und ganz nebenbei wollen die doch aufs Tor bolzen.“ Und: „Wenn ich 50 Schüler in einem Bus sehe und dann 10 Kindern das Trainieren verboten wird, kann ich das nicht verstehen.“
Dennoch: Zlatko Blaskic nimmt die Situation wie sie ist. Er lässt seine Spieler weiter laufen und Kilometer abspulen, um irgendwann bereit für die Fortsetzung der Saison zu sein.

Denn: „Irgendwann wird der Spuk ja vorbeigehen ...“

© Gmünder Tagespost