Klingt respektabel, dieses Ergebnis: 0: 1 gegen das Topteam Stuttgarter Kickers. Doch für den FC Normannia war die knappe Niederlage am Samstag vor allem: enttäuschend.

Vor der Saison-Rekordkulisse von 1050 Zuschauern machten die Normannen einmal mehr ein gutes Spiel. Und – die Phrase mag langsam eintönig klingen – einmal mehr kam nichts dabei heraus. Auch dieses Spitzenspiel taugte wieder als Sinnbild für die komplette Saison des FCN. Die Normannia-Elf betreibt viel Aufwand und erntet sehr wenig Ertrag. Weil wieder einmal keiner traf: „Dass uns die Tore nicht gelingen, das ist und bleibt eben unser Thema Nummer eins“, sagte Trainer Holger Traub nach dem Spiel.

Die Gmünder waren gut organisiert, top motiviert, mit viel Laufbereitschaft und dem gleichzeitigen Bemühen, nicht nur hinten rein zu stehen, sondern auch selbst Fußball spielen. Alles schon oft gesehen, alles immer wieder gelobt. Diesmal etwa vom zuschauenden Ex-Normannia-Stürmer Joe Colletti: „Die Normannia macht das gut“, sagt er beim Stand von 0: 0 in der Pause. Da stand ein Gmünder Team auf dem Platz, das den Ehrgeiz ausstrahlte zu zeigen, dass auch die Spieler eines Drittletzten gegen eine Spitzenmannschaft gut Fußball spielen können.

Pfeifer statt Bauer im Sturm

FCN-Trainer Holger Traub und sein Team hatten aus einer Not eine Tugend gemacht: Angreifer Felix Bauer war unter der Woche krankheitsbedingt im Training nicht dabei, also versetzte der Trainer Dominik Pfeifer vom rechten Mittelfeld in die Sturmspitze. Was gut funktionierte: An den wenigen Chancen des FCN, wie man sie gegen ein Topteam wie die Kickers bekommt, war Pfeifer zweimal maßgeblich beteiligt: In der 37. Minute steckte er im Kickers-Strafraum schön durch auf Toni Suddoth, der aber noch gestoppt wurde. Umgekehrt war es Suddoth, der per Kopf Pfeifer bediente: der war mit der Fußspitze blitzschnell vor dem Gegenspieler am Ball und spitzelte ihn Richtung Toreck, doch Kickers-Keeper Ramon Castellucci hielt.

Und Tunjic staubt ab ...

Natürlich waren die Kickers überlegen und erspielten sich ein deutliches Chancenplus, aber die Normannia verlor nie den Überblick und ließ sich nie ganz hinten reindrängen. Und wenn es doch einige Male gefährliche Situationen zu überstehen gab, konnten sich die Gmünder auf einen souverän-sicheren Torhüter Yannick Ellermann verlassen.

Das sah gut aus. Und das Engagement schien sich auszuzahlen. Bis zur 84. Minute: Es gibt Freistoß von der rechten Kickers-Angriffseite, der Ball kommt hoch in Richtung Tor, er scheint immer länger zu werden, FCN-Keeper Yannick Ellermann steigt hoch und wehrt nach hinten ab. Doch der Ball prallt von der Latte wieder zurück in den Fünf-Meter-Raum, wo Kickers-Torjäger Mijo Tunjic clever zu seinem 13. Saisontreffer abstaubt.

Backnang punktet im Fernduell

Die Gmünder Niederlage war besiegelt. Und der FCN realistisch betrachtet wieder ein kleines Stück dem Abstieg näher gerückt. Die Normannia bleibt Drittletzter (15 Punkte aus 22 Spielen), bei leicht gewachsenem Abstand auf die TSG Backnang, die im Fernduell um den viertletzten Platz durch ein Remis (1: 1 in Nöttingen) wieder einen kleinen Erfolg verbuchen konnte und nun zwei Punkte vor dem FCN liegt.

In den nächsten Wochen geht es für den neuen Teammanager Stephan Fichter um die Frage, inwieweit die Mannschaft angesichts des zu befürchtenden Abstiegs zusammengehalten werden kann. In der Hinsicht hatte es während der Woche vor dem Spiel wenigstens eine gute Nachricht gegeben: Torhüter und Leistungsträger Yannick Ellermann hat seinen Vertrag verlängert. „Es war keine Entscheidung für die Oberliga oder die Verbandsliga, es war eine für die Normannia“, sagt Ellermann. Er habe ein Zeichen setzen wollen. „Ich hoffe, dass der eine oder andere bald nachzieht.“

Normannia - Stuttgart 0:1 (0:0)

FCN: Ellermann - Fichter, Lämmle, Stölzel, Glück - Gnaase, Kianpour - Suddoth (89. Ibrahimovic), Mayer (80. Karaca), Uygun (71. Knecht) - Pfeifer (81. Bauer).
Kickers: Castellucci - Auracher, Schaller (65. Soultani), Amachaibou (76. Miftari), Klauß, Feisthammel, Badiane, Astray Lopaz, Kling (71. Vochatzer), Ludmann, Tunjic.
Tor: 0:1 Tunjic (84.)
Zuschauer: 1050

DAS SPIEL IN BEWEGTBILDERN:


STIMMEN ZUM SPIEL

„Da war mehr für uns drin“

Holger Traub, FCN-Trainer: „Wir hatten uns intensiv mit dem Gegner beschäftigt, die Mannschaft hat den Matchplan sehr gut umgesetzt. Wir haben keine großen Situationen zugelassen, und wenn doch mal ein Ball durchgeflutscht ist, hat Yannick Ellermann sensationell gehalten. Nicht so zufrieden war ich mit dem Spiel nach vorne, da hatten wir uns mehr vorgenommen. Aber dass uns die Tore nicht gelingen, das ist und bleibt eben unser Thema Nummer eins.“

Tobias Flitsch, Kickers-Trainer: „Es war ein zerfahrenes Spiel, schwer wie erwartet gegen einen sehr gut kämpfenden Gegner. Wir hätten trotzdem schon früher ein Tor machen können oder gar müssen …“

Marco Biegert, FCN-Bereichsleiter: „Ich bin stolz auf die Mannschaft, sie hat toll gekämpft, es war ein überragendes Spiel.“

Daniel Glück, FCN-Außenverteidiger: „Unser Problem ist, dass wir vier, fünf, sechs Chancen brauchen, um irgendwann zu treffen. Und so viele bekommt man gegen die Kickers nicht. Sehr schade, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat.“

Yannick Ellermann, FCN-Torhüter: „Das ist eben der Unterschied zwischen Mannschaften, die unten oder oben stehen: Die machen aus wenig das 1: 0.“

Ramon Castellucci, Kickers-Torwart: „Wir sind holprig gestartet und haben so den Gegner ein wenig aufgebaut. Aber wir haben die Normannia schon ernst genommen, Gmünd hat zuhause ja fast immer sehr enge Ergebnisse erzielt. Für die Jahreszeit und die Wetterverhältnisse waren die Platzverhältnisse in Ordnung, da darf man nicht mehr erwarten, das muss man so annehmen. Und so lange es so ausgeht ...“

Toni Suddoth, FCN-Mittelfeldspieler: „Wir sind schon enttäuscht, denn es war ein richtig gutes Spiel von uns, da war mehr für uns drin. Jetzt müssen wir eben das Positive mitnehmen und darauf aufbauen.“

Tobias Feisthammel, Kickers-Kapitän: „Uns war klar, dass es total schwer wird – das ist so gegen Mannschaften, die hinten drin stehen. Aber wir haben das Spiel komplett dominiert, der Sieg geht vollkommen in Ordnung.“

Leo Gjini, Ex-FCN-Fußballer: „Man hat gesehen, dass es schwer war, auf dem holprigen Rasen Spielfluss zu bekommen. Darum war es fast klar, dass das Spiel so entschieden würde – durch eine Standardsituation.“