Die ganze Aufpasserei hat sich jetzt ausgezahlt: Trotz einer Corona-Infektion im Funktionsteam der Mannschaft kann beim FC Normannia Gmünd ganz normal weitertrainiert werden. Im Interview sagt Teammanager Stephan Fichter, was den Ausschlag gab, was der FCN für Konsequenzen aus dem Fall zieht – und was ihm trotz allem wehtut.

Herr Fichter, hat sich beim FC Normannia eine gute Defensivarbeit in Sachen Corona nun bezahlt gemacht?
Definitiv. Ich sage es immer wieder zur Mannschaft, dass es im Interesse jedes Einzelnen sein muss. Auch weil jeder einen Arbeitsplatz hat, wo er sein Geld verdient, und die Betriebe sind bestimmt froh, wenn jemand nicht durch sein Hobby in Quarantäne muss.

Es gab sogar ein Abschlusstraining trotz Verdachtsfall?
Der Verdacht bestand seit Mittwoch, aber die Experten vom Gesundheitsamt hatten keine Bedenken, nachdem sie genau die Umstände des Kontakts bei uns ermittelt hatten. Da sah es sogar noch danach aus, dass wir das Spiel am Samstag gegen Pfullingen absolvieren können.

Wieso ist die Partie dann trotzdem abgesagt worden?
Am Freitag kam das positive Testergebnis, und dann mussten wir mit dem WFV eine Entscheidung treffen, weil nicht klar war, ob der Fall vom Gesundheitsamt bis Samstag, 15 Uhr, abschließend bewertet ist. Wofür man Verständnis haben muss, weil die ja gerade auch zu kämpfen haben. Also wurde sicherheitshalber abgesagt.

Ihr Fazit aus der Sache?
Die Absage bringt uns wohl leider eine weitere englische Woche, aber ich bin vor allem froh, dass wir diese Woche dreimal trainieren können. Und wir ziehen die Konsequenz, dass wir noch mehr Risiken ausschließen wollten: Wir haben jetzt in den Gebäuden überall Maskenpflicht, auch wenn der Abstand von eineinhalb Metern gewährleistet ist.

In vielen Freundeskreisen und Familien gibt’s Meinungsverschiedenheiten zu den Corona-Maßnahmen – gibt’s auch in Ihrem Team Spieler, die etwa die Maskenpflicht übertrieben finden?
Nein, es ist noch keiner auf mich zugekommen. Aber die Spieler wissen ja auch, wofür wir das machen.

Nicht zuletzt um weiter regelmäßig Fußball spielen zu können...
Eben. Wobei es schon wehtut, dass ich gerade mehr über Corona als über Fußball nachdenken und reden muss.

Dann lassen Sie uns schnell zum Sport an sich kommen: Der FC Normannia steht nach etwa einem Viertel der Saison nicht da, wo er hinwollte, sondern im Tabellenmittelfeld. Glauben Sie, dass Ihre Mannschaft noch in die Spitze reinstoßen kann?
Ich denke, wir tun gut daran, nicht auf die Tabelle zu schauen, sondern die Unentschieden, von denen wir bisher zu viele hatten, in der Zukunft in Siege umzubiegen. Daran arbeiten wir und dann werden wir auch unser Ziel erreichen, nämlich im vorderen Bereich mitzuspielen.

Passt der Kader oder muss man im Winter noch ein bisschen nachrüsten?
Wir werden im Winter Augen und Ohren offenhalten, aber vor allem wegen der enormen Belastung durch die insgesamt 38 Spieltage. Im kommenden Jahr wird es deutlich mehr Spiele geben als sonst, das sieht man schon daran, dass bisher im Dezember schon das erste Rückrundenspiel war, während es nun umgekehrt ist: Im neuen Jahr muss erst einmal die Hinrunde beendet werden.

Am vergangenen Spieltag sind drei Partien in der Liga ausgefallen. Wagen Sie die Aussage, dass die extralange Saison trotz Corona weitgehend normal fertiggespielt wird?
Ganz bestimmt nicht. Da ist einfach keine Prognose möglich. Wenn man sich die Situation in Baden-Württemberg anschaut, kann man nur abwarten, ob wirklich ein Großteil der Spiele stattfinden kann. Es hilft nichts außer von Woche zu Woche schauen, was passiert. ​

Trainer Zlatko Blaskic freiwillig beim Test, Stephan Fichter leitet das Training

Grünes Licht: Das Gesundheitsamt Rems-Murr, aus dessen Bereich der Infizierte des Funktionsteams stammt, wollte alles genau wissen. FCN-Spielleiter Claus-Jörg Krischke nennt die Fakten: „Es gab keinen Kontakt zur Mannschaft in der Kabine.“ Im Freien seien immer die Abstände eingehalten worden; und mit Trainer Zlatko Blaskic sei der Betroffene nur wenige Minuten in einem Raum gewesen – „mit Abstand und Maske“. Darum habe es keine Einwände des Amts gegen den weiteren Trainingsbetrieb gegeben.

Fichter springt ein: Der Betroffene, der Symptome hat, fehlt natürlich in den kommenden Wochen. Doch auch Cheftrainer Zlatko Blaskic war am Montagabend nicht im Training. „Er wollte keinerlei Risiko eingehen und hat sich freiwillig testen lassen“, sagt Teammanager Stephan Fichter. Bis ein Ergebnis vorliegt, wird Fichter das Training beim FC Normannia leiten. mü

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