Es ist eine der stärksten Oberliga-Konstellationen, die es seit langem gab“, sagt Normannia-Trainer Holger Traub kurz vor dem Saisonstart im GT-Interview.

Im vergangenen Jahr hieß das oberste Ziel „Fortentwicklung der Mannschaft.“ Und jetzt?
Wir wollen jetzt eine Weiterentwicklung der Mannschaft – und das auf dem nächsten Grad: Oberliga.

Was bringt der mit sich, der nächste Grad?
Man sieht in Spielen gegen Oberligisten, die wir in letzter Zeit gemacht haben, dass man bei der Ballannahme, beim Dribbling und anderen Themen einfach schneller werden muss – nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf. Alles Dinge, die man nicht von heute auf morgen erlernen kann, das ist ein Prozess.

Das heißt: Man darf nicht erwarten, dass am ersten Spieltag alles extrem ausgereift ist in Ihrer Mannschaft.
Auf keinen Fall. Die Mannschaft wird Zeit brauchen, sie wird ihre Erfahrungen sammeln, und das gilt auch für uns Trainer. Wir werden eine gewisse Anlaufzeit brauchen, um uns in dieser Liga zu akklimatisieren.

Wie lange wird die Anlaufzeit?
Das kann ich gar nicht sagen. Wir haben jedenfalls den Kader mit Spielern zusammengestellt, von denen wir denken, dass sie noch nicht an ihrem Horizont sind, dass sie Potenzial haben, sich schnell weiterzuentwickeln. Ob das dann immer auch so kommt, wie man sich’s denkt, das ist die andere Frage – die wird sich irgendwann von allein beantworten.

In Ihrem Kader sind 13 Spieler, die schon einmal in der Oberliga gespielt haben. Gehen die anders ran als die Neulinge?
Da schauen wir, ehrlich gesagt, nicht so genau drauf. Klar ist: Die, die schon Oberliga-Erfahrung haben, wissen natürlich, was auf sie zukommt. Etwa dass es in diesem Jahr eine der stärksten Oberliga-Konstellationen ist, die es seit langem gab.

Woran machen Sie das fest?

"Die Mannschaft wird Zeit brauchen." Holger Traub, FCN-Trainer

Erstens daran, dass keine Zweiten Mannschaften mehr drin sind, sondern lauter Einser-Teams. Dann ist da eine Mannschaft wie die Stuttgarter Kickers, bei denen die Richtung klar ist. Dann gibt es noch mal fünf Teams, die vom Aufstieg reden. Dazu kommen viele andere namhafte Vereine. Und wenn man die Transferhistorie der letzten Wochen anschaut, dann weiß man ungefähr, was da in die Hand genommen wird.

Der FC Normannia also als Kleiner unter recht vielen Großen.
Ich denke, dass wir bei einigen auf dem Zettel stehen, wenn es drum geht: Welche Teams stehen am Ende hinter dir. Aber wir können auch Fußball spielen, und wir wollen alles dafür tun, um am Ende der Saison nicht zu den Absteigern zu gehören.

Ändert das dann auch die Art, wie der FC Normannia Fußball spielt?
Nein, wenn wir jetzt von unserer Spielweise abweichen, dann gilt ja plötzlich vieles nicht mehr, was wir den Jungs erzählen. Es wird sicher Abweichungen und Anpassungen geben im Detail, etwa gegen ganz starke Mannschaften, muss man sich sicher individuell Gedanken machen. Naiv werden wir nicht an die Sache rangehen.

Daniel Serejo, Simon Fröhlich und Francis Ubabuike gehören nicht zur Kategorie Perspektivspieler – die rechnen sich bestimmt einen Stammplatz aus. Was die bestens eingespielte Mannschaft, die in der Vorsaison ein Erfolgsfaktor war, durcheinanderwirbeln könnte ...
Ja, aber es ist für uns unheimlich wichtig, die Mannschaft qualitativ breiter aufzustellen. Die Saison wird viel Energie kosten für jeden einzelnen Spieler; es kann sein, dass einer auch mal eine Pause braucht oder ein Formtief hat. Da muss man flexibel sein und auch mal anders aufstellen können.
In der vergangenen Saison war es irgendwann offensichtlich, was unsere Startelf war. Da wollen wir für unsere Gegner etwas weniger auszurechnen werden. Und natürlich gibt es auch Konkurrenzkampf, der leistungsfördernd ist.

Die Kehrseite könnte sein, dass man einige unzufriedene Spieler bekommt. Haben Sie da keine Befürchtungen?
Wir hatten auch letzte Saison Unzufriedene, jede Mannschaft hat Unzufriedene. Wir machen uns da insoweit Gedanken, dass wir versuchen, jedem gerecht zu werden und niemandem etwas vorzumachen.

Alle zufrieden machen geht also gar nicht?
Nein, das ist unmöglich. Letztlich hat es jeder selbst in der Hand, sich zu präsentieren, zu entwickeln. Wir Trainer sind dann die, die versuchen, die maximale PS-Zahl auf den Platz zu bekommen.

© Gmünder Tagespost | 31.07.2018