(läm) Obwohl keiner am Sonntag spielen wollte, vor allem nicht auf Seiten des 1. FC Normannia Gmünd, ist das Derby in der Fußball-Oberliga mit rund 750 Zuschauerinnen und Zuschauern doch noch recht gut besucht gewesen. Zu Gast war der TSV Essingen, der sich am Ende völlig verdient mit 1:0 durchsetzen sollte. Gesprochen wurde nach diesen in Summe recht ereignisarmen 90 Minuten eine Monster-Grätsche des Essingers Janik Wiedmann, der damit vor dem einschussbereiten Nico Molinari klärte. Oder war es ein Foul?

Uneinigkeit herrschte nach dem Schlusspfiff – auf jeden Fall sollte diese Tat am Ende doch spielentscheidend gewesen sein. „Das war insgesamt zu wenig. Wir haben uns relativ schwergetan, vor das Tor zu kommen, hatten dadurch wenig klare Einschussmöglichkeiten, Essingen genau. Aber der TSV hat die Zweikämpfe galliger und giftiger geführt als wir“, sagte Normannia Gmünds Trainer Zlatko Blaskic nach dieser Derbyniederlage. „Wenn man in 95 Minuten nur zweimal auf das Tor schießt, ist das zu wenig, um Punkte mitzunehmen. Unterm Strich hat Essingen mehr vom Spiel gehabt und nicht unverdient gewonnen.“

Abtasten? Fehlanzeige in diesem Derby zwischen diesen beiden alten Rivalen. Ein langer Ball landete direkt bei Alexander Aschauer, der diesen stark behauptete und mustergültig querlegte auf den eingerückten Nico Molinari. Dieser aber wurde daran gehindert, aus knapp zwei Metern den Ball über die Torlinie zu schieben, Essingens Janik Wiedmann hatte nämlich etwas dagegen, grätschte den Ball von den Füßen Molinaris. Der Gmünder Anhang forderte Strafstoß, die Essinger jubelten ob dieser Rettungstat und die Pfeife des Schiedsrichters Timo Bugglin blieb stumm (4. Minute). „Da hatten wir einmal richtig Glück, als Janik Wiedmann überragend geklärt hat. Da hätte Normannia das 1:0 machen können. Danach aber haben wir eigentlich nichts mehr zugelassen“, sagte Essingens Trainer Simon Köpf zu dieser Szene. Etwas anders sah Blaskic diese Szene: „Janik Wiedmann klärt den Ball nicht, sondern Nico Molinari trifft den Ball nicht richtig und dann haut er ihn weg. Den Ball aber hat er nicht gespielt. Elfmeter wäre zu hart gewesen, aber Nico Molinari muss den Ball einfach reinmachen, nicht mit dem rechten, sondern mit dem linken Fuß. Dann hätten wir einen anderen Spielverlauf gehabt“, sagte Blaskic zu dieser bedeutenden Szene.

Dass dies aber schon die beste Gelegenheit für die sonst so heimstarken Gastgeber bleiben sollte, das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erahnen. Zwar köpfte Calvin Körner nach einem Freistoß von der rechten Seite noch einmal knapp vorbei (14.), doch dann spielten eigentlich nur noch die Gäste, die aber auch eingeladen wurden. Kelecti Nkem passierte in der Zentrale in der Vorwärtsbewegung ein fataler Fehler, er verlor den Ball. Der TSV schnappte sich das Leder und schaltete blitzschnell um. Der Pass in die Spitze landete bei Niklas Groiß, der cool blieb und eiskalt vollstreckte (17.). Kurz darauf fast das 2:0 für den TSV: Patrick Auracher köpfte nach einer Ecke nur knapp vorbei (22.). Nach einer weiteren, diesmal flachen Ecke verfehlte Patrick Funk das Tor von Yannick Ellermann nur knapp (25.). Der TSV war näher am 2:0 dran als die Gmünder am Ausgleich, war vor allem aggressiver in den Zweikämpfen und kaufte den Gastgebern damit den Schneid ab. Tim Seifert probierte es für die Gäste aus der Distanz, doch Ellermann mit einer straken Parade war zu Stelle (40.). Kurz vor der Pause dann kam die Normannia doch nochmal nach vorne. Valerio Avigliano tankte sich bis zur Grundlinie durch und flankte, doch in der Mitte kam Aschauer nicht mehr richtig an den Ball (45.+1).

Blaskic reagierte in der Pause, brachte für Nkem und Jermain Ibrahim Miladin Filipovic und Niklas Elefatis. Die Ansprache des Gmünder Übungsleiters ist kurz ausgefallen, alleine kam er schon früh wieder aus der Kabine. Die Mannschaft blieb länger beisammen. Doch auch dieser Umstand änderte nicht viel am Spielverlauf. Denn die erste Chance hatten schon wieder die Gäste. Dean Melo legte zurück auf Groiß, der diesmal aber aus aussichtsreicher Lage verzog (54.). Noch größer war schließlich die Möglichkeit für den eingewechselten Erman Kilic, der nach einer Flanke von der rechten Seite in der Mitte sträflich freigelassen wurde. Sein Flugkopfball aus rund fünf Metern verfehlte das Gehäuse (67.). Drei Minuten später fand der gebrauchte Tag der Gmünder seine Fortführung: Der eben erst eigewechselte Filipovic musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss wieder ausgewechselt werden, für ihn kam die junge Offensivkraft Louis Kaspar in die Partie (70.). Chance blieben in der Folge Mangelware. Einzig bei einem Schuss von Mustafa Sungur aus rund 22 Metern musste Essingens Jeorme Weisheit unter Beweis stellen, warum er an diesem Sonntagnachmittag Handschuhe anhatte (90.). Die aus der Parade resultierende Ecke brachte nichts mehr ein, sodass es bei dieser 0:1-Niederlage geblieben ist. „Für uns war das ein immens wichtiger Sieg. Wir haben es von der ersten Minute an richtig gut gemacht, sind richtig gut ins Spiel reingekommen. Wir haben die Normannia gar nicht richtig zur Entfaltung kommen lassen“, freute sich Essingens Übungsleiter Simon Köpf, der anführte: „Der einzige Makel heute: Wir hätten viel früher den Sack zumachen müssen, hätten viel früher auf das zweite Tor gehen müssen. Meine Mannschaft hat es heute einfach überragend gemacht.“ Worte, die die Gmünder im Barmer-Forum geschmerzt haben dürften.

FCN: Ellermann – Avigliano, Rössler, Caliskan, L. Molinari – Körner (87. Sungur) – Nkem (46. Filipovic/72. Kaspar), Gnaase, Ibrahim (46. Elefatis), N. Molinari (73. Rakic) – Aschauer.
Tor: 0:1 Groiß (17.)
Zuschauer: 750

Stimmen zum Derby:

„Das war zu wenig, vor allem für ein Derby.“
Valerio Avigliano, FCN-Verteidiger: „Zu wenig. In den ersten Minuten hatten wir eine sehr gute Chance, das 1:0 zu machen, drücken den Ball aber nicht rein. Danach waren wir gar nicht mehr da, wir waren in der ersten Halbzeit nicht mehr da. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann versuch, insgesamt war aber auch das zu wenig. Unterm Strich war es ein verdienter Sieg für Essingen. Unser Problem war, dass wir keine spielerische Lösung hatten. Lange Bälle hat Essingen rausgeköpft, bei den zweiten Bällen waren wir nicht da, hatten nie Zugriff im Zentrum und so haben wir das Spiel dann aus der Hand gegeben. Jetzt müssen wir weiterarbeiten. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen, jedes Duell ist hart.“

Patrick Funk, TSV-Defensivakteur: „Ich habe schon beim Warmmachen gemerkt, dass bei uns die Galligkeit da ist und dass wir es kaum abwarten konnten, dass das Spiel endlich losgeht – und so haben wir von der ersten Minute an gespielt. Wir sind hoch angelaufen, waren giftig in den Zweikämpfen und haben völlig verdient das Tor gemacht. Das ist dann aber häufig die Gefahr, wenn man sich zu sicher fühlt. Die Normannia kann aus dem Nichts immer ein Tor machen. Wir waren aber hoch konzentriert. Wenn man etwas Negatives raussuchen möchte, dann die Tatsache, dass wir nicht das 2:0 nachgelegt haben. Dann wäre es weniger ruhiger gewesen. Wir sind als Mannschaft aktuell wirklich sehr kompakt, auch die Spieler, die reinkommen, fügen sich nahtlos in die Leistung ein. Das war ein hochverdienter Sieg.“

Yusuf-Serdar Coban, TSV-Mittelfeldakteur: „Wir waren über die kompletten 90 Minuten aggressiver, waren auch mit dem Ball effektiver, waren kreativ und haben auch den Ball gut laufen gelassen. Wir haben eigentlich nur zwei Chancen zugelassen. Die Tabelle ist recht nah beieinander, es ist nicht weit nach unten, aber auch nicht so weit nach oben. Diese zwei Siege nacheinander werden uns sicherlich noch einmal mehr puschen. Sie tun uns einfach gut.“

Tobias Rössler, FCN-Innenverteidiger: „Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir nicht in die Zweikämpfe gefunden, waren immer einen Schritt zu spät. Essingen war aggressiver, hat mehr Willen gezeigt. Bitter, dass der Fehler da bestraft wird. Das darf uns natürlich nicht passieren, dass wir da im Zentrum so leicht den Ball verlieren, wobei Essingen es danach gut rausspielt. Insgesamt war es ein torchancenarmes Spiel. Wenn dieser Fehler nicht passiert, läuft es vielleicht auf ein 0:0 raus. Wir haben aber nach vorne hin zu wenig gezeigt. Wir haben es nicht geschafft, das Spiel richtig anzunehmen. Das war zu wenig, vor allem für ein Derby, da müssen wir uns an die eigene Nase fassen.“

Janik Wiedmann, TSV-Mittelfeldspieler: „Wir haben es vor allem in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht. Vor allem nach hinten haben wir überragende gespielt, nichts zugelassen, außer diese eine Aktion. (Wiedmann zu seiner Grätsche in der vierten Minute) Hop oder top. Ich bin volles Risiko gegangen. Entweder funktioniert es oder eben nicht. In diesem Fall bin ich mega-happy, dass es geklappt hat, dass es kein Elfer war und ich das Ding kläre. (Elfmeter, oder nicht?) Ich habe den Ball berührt, den Moli wahrscheinlich auch noch. Ich kann es nicht richtig sagen. Aber: Scheiß egal, der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir nur einen Torschuss zugelassen, das war einfach nur geil.“