(läm) Es war ein Spiel, wie gemalt für den Fußball-Oberligisten Normannia Gmünd. Rund 900 Zuschauer haben der Partie gegen den schier übermächtig wirkenden Tabellenführer SG Sonnenhof Großaspach beigewohnt – eine Kulisse, wie es sich die Gmünder Verantwortlichen viel häufiger wünschen würden. „Und nach knapp einer halben Saison lässt sich wohl sagen, dass sich die Spieler das allmählich verdient hätten“, sagt Erfolgstrainer Zlatko Blaskic.
Tatsächlich haben seine Kicker in dieser Oberliga schon so manche Glanzleistung aufzuweisen. War beim Auftakt-Auswärtserfolg gegen Reutlingen noch eine Menge Glück dabei, lässt sich festhalten, dass sich die Normannen immer besser in diese Saison gekämpft haben und sich das anfängliche Glück längst erarbeitet haben. Siege gegen Oberliga-Schwergewichte wie Villingen, Bietigheim-Bissingen oder wie zuletzt Sonnenhof Großaspach sind längst kein Zufall mehr. Vielmehr sind sie Resultat einer homogenen Zusammenarbeit der Mannschaft mit seinem Trainerteam. Blaskic ist ein ruhiger Zeitgenosse, der aber während der 90 Minuten nie diesen Eindruck macht. Lautstark geht er die Linie auf und ab, legt sich mit den Schiedsrichtern und den gegnerischen Trainern an, coacht die Mannschaft lautstark, bis zum Abpfiff. So ist er und so kennt man ihn nach über drei Jahren im Schwerzer. Das gehört mittlerweile zur Normannia. Zur Normannia gehört aber auch das kollektive Zusammenspiel der Mannschaft auf dem Platz, was sich gegen Großaspach vielleicht bislang am deutlichsten gezeigt hatte. Das sagten auch die beiden Innenverteidiger Tobias Rössler und Calvin Körner unabhängig voneinander. Eingereiht in diese Meinung hatte sich dann auch Luca Molinari, der noch einen entscheidenden Aspekt hinzufügte: „In dieser Mannschaft kann es einfach nur Spaß machen.“
Und noch mehr Spaß hat man natürlich bei Siegen. Acht Erfolge hat die Normannia bereits eingefahren und darf durchaus grinsend auf die Tabelle schauen. Dort werden die Stauferstädter auf Rang fünf geführt, beachtlich. „Es muss sich aber wirklich niemand Sorgen machen, dass wir nun abheben. Wir schauen weiterhin nach unten, sind nach wie vor der Aufsteiger, freuen uns aber natürlich, dass unser Polster auf die Abstiegszone mittlerweile angewachsen ist“, sagt Blaskic besonnen. Er ist stolz auf die Mannschaft, die schnell lerne und so entsprechend schnell in der Entwicklung sei. Bei seinem Ex-Verein Großaspach war Blaskic im Profibereich eine gewisse Zeit lang für die Gegneranalyse zuständig. Es ist sicherlich seiner aktuellen Tätigkeit nicht abträglich, sein Team ist stets haargenau auf den jeweiligen Gegner eingestellt. Es ist eines dieser vielen Mosaiksteinchen.
Das Duell gegen seinen Ex-Klub, bei dem er im November 2019 recht nonchalant entlassen wurde, war für ihn zwar ein besonderes, doch wiegelte er bereits im Vorfeld die entsprechenden Medienanfragen diesbezüglich ab. „Gegen seinen Ex-Klub zu spielen, ist immer etwas Besonderes, so geht es vermutlich jedem. Ich blicke aber nicht mehr mit Groll zurück oder empfinde nun nach dem Sieg irgendwelche Genugtuung. Schließlich geht es in diesen Duellen nur um drei Punkte, wie in jedem anderen Spiel auch“, sagt Blaskic, der anfügt, dass er sonst ja überhaupt nicht bei der Normannia gelandet wäre. Und hier fühlt er sich längst zu Hause. Die drei Punkte aber gegen den Sonnenhof waren schöne, zweifellos. Einen faden Beigeschmack aber hat dieser Sieg dann doch. Die Verletzung von Henrick Selitaj. Der junge Flügelspieler und Standardspezialist, von der U19 des 1. FC Heidenheim in den Schwerzer gewechselt, hat sich schnell zum Stammspieler entwickelt, ist an fast jeder Offensivaktion der Gmünder beteiligt. Seine Schlüsselbeinverletzung zwingt ihn nun zu einer längeren Pause, durchaus ein Schlag für die Mannschaft, in erster Linie aber für den Spieler selbst.
Am Ende waren es sicherlich drei Punkte, die man nicht unbedingt hatte einplanen können. „Das können wir aber in keiner Partie. Wenn wir mit solch einer Einstellung ins Spiel gehen würden, dass wir gewisse Punkte bei einigen Gegner fest einplanen, dann würden wir vermutlich gar keinen Zähler mehr holen“, sagt Blaskic demütig. Solch ein Denken passe ohnehin nicht ins Selbstverständnis der Normannia.
So wird man auch am kommenden Freitag wieder demütig in die Partie gehen, wenn es zur ungewohnten Zeit (20 Uhr) auswärts gegen den FC Nöttingen geht. Die Nöttinger stehen mit 18 Zählern einen Platz vor der gefährlichen Tabellenzone. Die Gmünder haben elf Zähler Vorsprung auf diese – und möchten diesen Vorsprung mindestens halten. So wird die kommende Partie eine vielleicht bedeutendere, als es das Topspiel am vergangenen Samstag gegen die SG Sonnenhof Großaspach gewesen ist. So oder so aber möchten die Gmünder weiter Punkte sammeln, um den Klassenerhalt in der Oberliga irgendwann fix zu machen.