So erfolgreich wie schon lange nicht mehr haben die Fußballer des 1. FC Normannia Gmünd in diesem Jahr positiv auf sich aufmerksam gemacht. „Der Aufstieg in die Oberliga war und ist nicht in Worte zu fassen. Die Mannschaft hat wahrscheinlich alle Rekorde der vergangenen Vereinsjahre gebrochen.“ Das sagt Stephan Fichter. Der sportliche Leiter der Normannia kennt die vergangenen Jahre allzu gut.

2017 war er als Spieler nach Gmünd gekommen, seit der Winterpause der Saison 2018/19 ist er für den sportlichen Bereich verantwortlich, nachdem den 36-Jährigen eine Verletzung zum vorzeitigen Karriereende gezwungen hatte. Er gehört zu den Vätern des Erfolgs bei der Normannia, hat er doch vor vier Jahren den Aufstiegstrainer Zlatko Blaskic verpflichtet und seither zusammen mit ihm diesen erfolgreichen Kader zusammengestellt.

Mit den Rekorden in diesem Jahr meint Fichter die meisten Zu-Null-Spiele – auch in Serie – und mit 30 die wenigsten Gegentore in der Verbandsliga-Saison 2022/23. Das brachte der Mannschaft von Zlatko Blaskic mit 79 Punkten und einem Torverhältnis von 85:30 hinter dem TSV Essingen die Vizemeisterschaft ein und damit die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation gegen den badischen Vertreter SC Lahr.

Im Heimspiel haben die Normannen vor rund 1400 Zuschauern ein wahres Fußballfest gefeiert und mit dem 3:0 die Weichen für den Aufstieg gestellt. Dieser wurde dann eine Woche später im zweiten Duell mit dem 0:0 in Lahr perfekt gemacht. Dieser 25. Juni 2023 geht in die Annalen des 1. FC Normannia Gmünd ein.


Einzig das Aus im WFV-Pokal in der dritten Runde durch die deutliche 0:4-Niederlage bei den Sportfreunden Dorfmerkingen trübt ein wenig eines der erfolgreichsten Jahre des Schwerzer-Klubs. Mitten in der Winterpause blickt der sportliche Leiter der Normannia auf die bisherige Oberligasaison zurück. Da steht der 1. FC Normannia Gmünd nach 20 Spieltagen mit 32 Punkten und 27:20-Toren auf Platz fünf, wobei wegen der Absage des Heimspiels gegen den FV Ravensburg Anfang Dezember erst 19 Partien absolviert sind.

Als „unglaublich gut“ bezeichnet Fichter die Leistung der eigenen Mannschaft, die er kaum in Worte fassen kann, „denn wir haben in der Hinrunde nur viermal verloren. Zudem sind wir äußerst heimstark. Wir haben gegen viele favorisierten
Gegner bestanden und sie geschlagen, sieht man einmal von der 1:2-Niederlage gegen Göppingen ab. Selbst da hätten wir fast gepunktet, aber wir haben in der Schlussphase einen Elfmeter nicht verwandelt.“ Die Leistung der Gmünder ist umso höher zu bewerten, da fast Woche für Woche eine neue Startelf ins Rennen geschickt werden musste.

Die Relegation hatte eine zu kurze Sommerpause zur Folge, sodass die Spieler nicht richtig regenerieren konnten. Daraus resultierten viele Verletzungen und zuletzt „eine fehlende Frische. Es geht ganz schön an die Substanz“, nimmt der sportliche Leiter sein Team in Schutz. Denn trotz all der widrigen Umstände hatten das Trainerteam und die einzelnen Spieler immer Lösungen parat: Kampf, Wille, Einsatz, aber auch spielerische Qualität – damit zieht die Normannia ihren Gegnern den Zahn.

Schlussmann und Kapitän Yannick Ellermann ist eine Bank, aber die Mannschaft ist bis zum Sturm mit Torjäger Alexander Aschauer „brutal gut in der Defensive. Da tut sich jeder Gegner gegen uns schwer, wobei das Offensivspiel nicht leidet. Unser Fußball ist schön anzuschauen. Und wir haben bislang maximal performed“, meint Fichter. Und das habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten herumgesprochen, sind doch dann auch 800, 900 oder sogar fast 1000 Zuschauer zu den FCN Heimspielen in den WWG-Sportpark gekommen.

Kaum in Worte zu fassen ist der Erfolg der Gmünder auch deshalb, weil sie finanziell, so Fichter, im Vergleich zu den anderen Oberliga-Konkurrenten im hinteren Bereich der Tabelle angesiedelt sind: „In Großaspach oder Villingen wird unter Halb- oder sogar Profibedingungen gearbeitet, da gibt es auch Trainingseinheiten am Vormittag. Bei uns sind alle berufstätig oder noch in der Ausbildung. Für unsere Spieler ist es deren Hobby. Trotzdem liegen wir sportlich mit den meisten Oberliga-Mannschaften auf Augenhöhe. Daran hat vor allem unser Trainer Zlatko Blaskic einen sehr großen Anteil. Man sieht seine Handschrift, er leistet eine sehr gute Arbeit vom ersten Tag an. Wir beide sind Perfektionisten und sind nicht immer einer Meinung, aber das tut uns auch gut.“ Dass die Mannschaft nach dem Aufstieg nur punktuell verstärkt wurde, liegt laut Fichter mit daran, dass man den Spielern aus dem Aufstiegskader auch in der Oberliga das Vertrauen schenken wollte und ein Umbruch ausgeschlossen war. Um die Achse Yannick Ellermann, Tim Grupp, Fabian Kianpour, Marvin Gnaase und Alexander Aschauer hat sich der FCN mit Hendrick Selitaj und Gentian Lekaj gezielt verstärkt und setzt zudem auf die eigene Jugend. Alle fünf
U-19-Spieler kommen regelmäßig zum Einsatz.

Trotz dieses überragenden Jahres bleibt die Zielsetzung unverändert, sagt der sportliche Leiter: „Es gibt keinen Gegner, gegen den man im Vorbeigehen die Punkte holt. Wir müssen weiter 110 Prozent geben, dann glaube ich an den Klassenerhalt. Das war und bleibt das Saisonziel. Wir müssen demütig bleiben und so weiterarbeiten.“ Mittelfristig sollen sich die Gmünder in der Oberliga etablieren, denn es werden immer wieder starke Mannschaften dazukommen, die in die Regionalliga aufsteigen oder dorthin zurückkehren wollen. „Für uns ist das kein Thema. Eine Fahrstuhlmannschaft wollen wir nicht werden“, so Fichter.