Rund 20 Minuten sind sich der 1.FC Normannia Gmünd und den SSV Reutlingen auf Augenhöhe begegnet. Dann ist Alexander Aschauer im Stile eines Torjägers auf den Plan getreten – und hat die Führung aus dem Nichts für den FCN geschossen. Dieser Treffer aber hat die Kräfteverhältnisse deutlich in eine Richtung laufen lassen, dem SSV schien der Stecker gezogen zu sein. Am Ende hat es 3:0 (2:0) gestanden.

„Wir haben über die gesamten 90 Minuten relativ wenig zugelassen. Mit dem ersten Tor dann haben wir das Spiel kontrolliert, vor allem im Ballbesitz. Reutlingen ist da nicht in die Nähe gekommen. Das 3:0 fiel dann natürlich zum perfekten Zeitpunkt, danach war die Partie gegessen“, at sich Normannia-Trainer Zlatko Blaskic natürlich sehr zufrieden gezeigt.

Beste Leistung: SSV-Fanblock

Die beste Leistung auf Gästeseite, so viel lässt sich sagen, zeigten die rund 150 Reutlinger Fans in einem abgesperrten Bereich, die sich bei keinem Gegentreffer beirren ließen und pausenlos mitsangen und anfeuerten einige Polizeikräfte waren vor Ort, doch es blieb friedlich – und trotz der Lautstärke schienen die Rufe seitens der SSV-Kicker auf dem Rasen ungehört zu bleiben.

Das lag aber vor allem auch an den Hausherren, die nahezu unbeirrt sämtlicher Personalsorgen vor allem zu Hause auflaufen, als seien Oberliga-Heimspiele dafür gemacht, um zu siegen.

An diesem Spieltag fehlten mit Daniel Sanchez, Henrick Selitaj, Tim Grupp, Dogukan Dogan, Nico Molinari, Adnan Rakic und Luca Benz wieder einmal sieben Akteure. Aber die Normannia hat sich längst Respekt verschafft in dieser Liga.

Respekt hatte der FCN auch vor Reutlingen, was man den ersten 18 Minuten des Spiels anmerkte. Es ging hin und her, vielleicht sogar mit leichten Feldvorteilen für den Traditionsklub von der Kreuzeiche. Dann aber schlug Calvin Körner den Ball weit raus, hinter die Kette der Gäste. Alexander Aschauer ging ins Laufduell mit seinem Gegenspieler in Richtung Tor, schüttelte diesen ab und netzte eiskalt links ein zur Führung für die Normannia (18. Minute).

Viel Zug zum Tor

Es folgten aber nicht etwa ein Sturmlauf der Gäste, vielmehr traten die Gastgeber nun auf, wie man es aus dieser Saison vor allem in den Heimspielen von der Normannia kennt: selbstbewusst, spielerisch leicht und mit ganz viel Zug zum Tor. Selbst Reutlingens Trainer Maik Stingel räumte ein: „Der Treffer war für uns irgendwie der Genickbruch.“

Nur zwei Minuten später zirkelte Valerio Avigliano das Leder knapp am rechten Pfosten vorbei (20.). Vom SSV kam nichts. Jermain Ibrahim, der nach seiner langen Verletzung erstmals in dieser Oberligasaison wieder in der Startelf stand, flankte von der linken Seite den Ball in die Mitte. Dort dann verlängerte Fabian Kianpour den Ball leicht mit dem Kopf, sodass dieser auf die Latte titschte (31.). Eine Minute später verzog Luca Molinari deutlich aus dem Rückraum.

Dann aber folgte der zweite Treffer: Molinari setzte sich auf der linken Seite gleich gegen mehrere Gegenspieler durch, legte dann klug in die Mitte zu Aschauer. Aschauer zog aus rund 20 Metern ab, mit Glück fälschte Ibrahim den Ball mit dem Rücken ab, sodass dieser im rechten Eck zum 2:0 landete (34.).

Die Entscheidung

Die Normannia kam konzentriert aus der Kabine, man wartete immer noch auf die Reaktion der Gäste, wollte gewappnet sein. Doch es war schließlich der FCN, der wieder nach vorne stürmte. Avigliano setzte sich auf der rechten Seite nahezu mühelos durch, flankte in den Strafraum zu Marvon Gnaase. Ohne die zweifellos vorhandenen Fähigkeiten des Spielmachers schmälern zu wollen, konnte sich die Nummer 10 der Gmünder in aller Ruhe drehen, rund sieben Meter vom Tor entfernt, zog ab und es stand 3:0 (48.).

Spätestens mit diesem Treffer war das Spiel entschieden. Blaskic hatte die Möglichkeit, einige Spieler einzusetzen, die noch nicht so viel Spielzeit bekommen hatten. Auch der jüngste Transfer, Mustafa Sungur, bekam noch ein paar Minuten Einsatzzeit.

Damit ist die Normannia auf den vierten Rang vorgerückt, ist dazu drittstärkste Heimmannschaft der Liga. Einzig Tabellenführer Großaspach hat einen Punkt mehr daheim erzielt.

FCN – SSV Reutlingen 3:0 (2:0)

FCN: Ellermann – Avigliano, Körner, Rössler, L. Molinari (89. Sungur) – Kianpour, Gnaase (84. Kurz) – Ibrahim (69. Nkem), Lekaj (81. Kaspar), Filipovic (77. Caliskan) – Aschauer.
Tore: 1:0, 2:0 beide Aschauer (18., 34.), 3:0 Gnaase (48.).


Yannick Ellermann: "Wenn ich richtig gezählt habe, dann hatten die Reutlinger einen halben Torschuss."

Fabian Kianpour, FCN-Mittelfeldspieler: „In den ersten 20 Minuten war das Spiel recht ausgeglichen. Der Treffer hat uns sehr gutgetan. Danach haben wir das Spiel übernommen und es dominiert, ohne Chancen am Fließband generiert zu haben. Wir hatten Ballkontrolle, Kontrolle über die zweiten Bälle. Mit Ball waren wir sehr stark, hatten ein sehr gutes Positionsspiel du haben dann zu den richtigen Zeitpunkten die Tore gemacht. Es war schon überraschend, dass nach unserer Führung gar nichts mehr kam von den Reutlingern. Nach dem 2:0 hatten wir gefühlt fünf Minuten den Ball, ohne dass der Gegner etwas wollte – aber das spricht ja auch für uns."

Zlatko Blaskic, FCN-Trainer: „Unterm Strich haben wir gewonnen, die drei Punkte geholt. Die Basis für uns ist, dass wir die Punkte zu Hause holen. Die Trainingswoche war schon wegen des Wetters miserabel. Von Montag bis Donnerstag stand ich vermutlich sechs Stunden im Regen. Bei uns sind Tag für Tag weitere Spieler weggebrochen, manchmal krank, manchmal verletzt. Wir haben aber einen breiten Kader, qualitativ ausgeglichen und mir war es eigentlich klar, dass die Jungs, die dann auf dem Platz stehen, das auffangen können. Wir haben die Personalnot nicht zum Thema gemacht. Der, der auf dem Platz steht, ist im Moment der wichtigste und unterstützt dadurch die verletzten Spieler. Das haben wir gegen Reutlingen wieder unter Beweis gestellt.“

Yannick Ellermann, FCN-Torwart: „Völlig verdienter Sieg, auch in der Höhe. Wenn ich richtig gezählt habe, dann hatten die Reutlinger einen halben Torschuss während der gesamten Partie gehabt. Wir haben nichts zugelassen, haben Reutlingen die ganze Zeit beschäftigt. Dadurch ist der SSV überhaupt nicht ins Anlaufen gekommen, dazu hatten wir sehr viel Ballbesitz, auch in den Halbräumen viel Platz. Reutlingen hätte sich nicht einmal beschweren dürfen, wenn wir es richtig ausgespielt hätten, hier noch den einen oder anderen weiteren Gegentreffer zu kassieren. Wir haben heute auch mal Spieler einsetzen können, die extrem wichtig für die Mannschaft sind, aber nicht so häufig zu Einsätzen kommen. Die haben es dann genauso gemacht wie die ersten Elf."