(sch) Der ambitionierte Liganeuling hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und musste sich weit unter Wert geschlagen geben. Ein herber Schlag für die Moral der Gmünder, doch für das Team von Trainer Oliver Funk bleibt ein Gedanke: Es kann wirklich nur noch besser werden.
In der Startformationen fanden sich nebst vier externen Neuzugängen auch sieben Spieler, die in den erfolgreichen Relegationsspielen vor knapp zwei Monaten maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatten – doch nun konnte keiner der jungen Gmünder auch nur annähernd zu dieser guten Form finden. Das Unheil nahm bereits nach drei Spielminuten seinen Lauf, als die FCN-Defensive durch ein feines Zuspiel von Nico Rieger das erste Mal überrumpelt wurde. Marvin Ruzic tauchte freistehend vor Tormann Maurice Brauns auf und setzte den Ball an den Innenpfosten, von wo aus dieser über die Linie sprang. Nur kurz darauf zog Justin Urbanschik aus spitzem Winkel ab, doch Brauns war auf dem Posten.
Ein Abschluss von Ex-Normanne Mert Arslan flog nur knapp über das Ziel hinweg. Die Hausherren fanden keinerlei spielerischen Mittel, um die Heidenheimer in Verlegenheit zu bringen, und gerieten durch zahlreiche individuelle Fehler selbstverschuldet auf die Verliererstraße. So geschehen nach knapp einer Viertelstunde, als Rieger den Ball eroberte und erneut Ruzic in Szene setzte. Der Angreifer ließ seinen Gegenspieler Luca Jacobucci aussteigen und vollstreckte eiskalt zum zweiten Treffer (16.). "Das geht viel zu einfach", ärgerte sich Brauns, doch auch der machtlose Schlussmann vermochte es nicht, seine Vorderleute wachzurütteln. Diese bekamen von abgebrühten Gästen eine Lehrstunde in puncto Kaltschnäuzigkeit und Einsatzbereitschaft verpasst – das spiegelte sich dann auch im Ergebnis wider.
Der FCH ärgerte sich sogar noch darüber, dass ein regulärer Torerfolg nicht anerkannt wurde: Nach Querpass von Rieger hatte Philipp Kirsamer keine Mühe mehr, das Spielgerät aus kurzer Distanz über die Linie zu drücken, die zweifelhafte Abseitsentscheidung von Johannes Röhrig (SRG Gmünd) überraschte selbst die Gastgeber. Der Unparteiische hatte in dieser Phase keinen leichten Stand, übersah er doch im direkten Gegenzug nach einer Hereingabe von Matteo Gammero ein wenn auch unabsichtliches Heidenheimer Handspiel im Strafraum. Spielentscheidend waren die beiden Fehlentscheidungen aber keinesfalls, bis auf eine ordentliche Kombination brachten die Normannen offensiv nichts zustande. Allerdings sicherte sich der herausgeeilte Gästetormann Andre Esch das runde Leder vor dem heranstürmenden Can-Luca Groiß.
Stattdessen jubelte erneut der FCH: Kirsamer war auf und davon, wurde nicht angegriffen und überwand den auf sich allein gestellten Brauns zum 0:3 (27.). Nur eine Zeigerumdrehung darauf wurde Aktivposten Kirsamer im letzten Moment ausgebremst, als der eingewechselte Domagoj Janes entschlossen dazwischen grätschte – erwähnenswert, da dies die einzige Szene dieser Art darstellte. Denn insgesamt ließen die Gmünder jegliche Zweikampfhärte vermissen und hätten sich bereits zum Ende der ersten Hälfte über einen höheren Rückstand nicht beschweren dürfen. Torspieler Brauns zeigte eine klasse Reaktion, als er einen wuchtigen Schuss von Ruzic noch an die Latte ablenken konnte. Die einzig nennenswerte Torchance der Normannia sahen die 125 Zuschauer unmittelbar vor dem Pausenpfiff, als der aufgerückte Janes eine Freistoßhereingabe von Luca Molinari mit dem Kopf verlängerte und Esch damit zum ersten Mal ernsthaft auf die Probe stellte.
Trotz der klaren Verhältnissse hatte sich das Funk-Team in der Kabine noch einmal zusammengerauft und zeigte sich nach Wiederanpfiff bemüht, das Spiel ausgeglichener sowie das Resultat angenehmer zu gestalten. In der Vorwärtsbewegung agierte man aber weiterhin viel zu zaghaft und ohne jede Durchschlagskraft. FCN-Kapitän Luca Molinari wollte Verantwortung übernehmen, doch seine beiden Fernschüsse wurden zur sicheren Beute für Esch. Wiederum nur acht Minuten benötigte es im zweiten Durchgang, ehe das Gmünder Kollektiv wieder in seine Einzelteile zerfiel: Der aufmerksame Kirsamer luchste Jacobucci den Ball ab und markierte daraufhin ohne große Mühe den vierten Gästetreffer. Die in jeder Hinsicht harmlosen Normannen konnten ihre einfachen Fehler und Nachlässigkeiten nicht abstellen, so dass sich das Debakel weiterhin ungehindert fortsetzte.
Selbst die Schadensbegrenzung wollte nicht gelingen: Immer, wenn die Gastgeber dachten, dass es nicht mehr schlimmer geht, kassierten sie den nächsten Nackenschlag. Der von Urbanschik in Szene gesetzte Ruzic machte mit einem gefühlvollen Lupfer über Brauns hinweg seinen persönlichen Dreierpack perfekt – 0:5 (54.). Ruzic und Kirsamer, die beiden herausragenden Heidenheimer Akteure, spielten zeitweise Katz und Maus mit der überforderten Gmünder Hintermannschaft. Zwar tat der FCH nur noch das Nötigste, ließ Ball und Gegner laufen, war aber auch mit angezogener Handbremse spielbestimmend und effizient. Während die Normannia ihre kleinen Chancen – Groiß sowie Melih Zenen fanden im groß gewachsenen Gästekeeper ihren Meister - nicht für einen Ehrentreffer nutzen konnte, legten die spielfreudigen Heidenheimer in der Schlussphase noch einmal nach. FCH-"Joker" Dino war seinen Bewachern gleich zweimal binnen vier Minuten jeweils nach Zuspiel von Constantin Zeyer davongesprintet und überwand auch Brauns ganz lässig einen - so bereiteten insgesamt sieben schallende Ohrfeigen dem im vergangenen halben Jahr erfolgsverwöhnten FCN-Nachwuchs eine in dieser Höhe nie erwartete Demütigung auf heimischem Rasen.
Fassungslosigkeit herrschte auf Gmünder Seite über ein Ergebnis, das sicher nicht das wahre Leistungsvermögen beider Teams offenbarte, aber dennoch leistungsgerecht war. Die Normannen mussten aufgrund ihres kollektiven Blackout gegen den jüngeren, aber technisch versierten und konsequent auftretenden Heidenheimer Jahrgang kräftig Lehrgeld bezahlen. Es war ein auf ganzer Linie enttäuschender Auftakt für den ambitionierten Liganeuling aus dem Gmünder Schwerzer, dem die Vorfreude auf das lang herbeigesehnte Abenteuer Verbandsstaffel und die Aufsteigereuphorie vorerst vergangen ist.
Stattdessen ziert die U17 des FCN vorerst das Tabellenende und gelangte zur wertvollen Erkenntnis, dass jeder einzelne an sein Limit gehen muss, um auf solch hohem Niveau zu bestehen. Am kommenden Sonntag (10:30 Uhr) erwartet Trainer Oliver Funk eine Reaktion seiner Jungs: Im Auswärtsspiel beim VfL Nagold, der beim 1:4 gegen Fellbach am ersten Spieltag ebenfalls unter die Räder gekommen ist, gilt es sich für die herbe Auftaktklatsche zu rehabilitieren. Nach diesem völlig misslungenen Saisonstart kann es für die FCN-Youngster nur noch aufwärts gehen.
FCN: Maurice Brauns – Din Subasic, Luca Jacobucci, Jonas Adam (58.Tim König), Lasse Funk – Sven Weber (28.Domagoj Janes), Luca Molinari, Luca Uhl, Matteo Gammaro – Can-Luca Groiß, Jonas Grimminger (58.Melih Zenen)
FCH II: Andre Esch – Gökdeniz Celik (70.Dino Nuhanovic), Theo Gut, Lenny Mändle, Fabian Adler, Arjan Hetemi, Marvin Ruzic (65.Andreas Piotopoulos), Mert Arslan (48.Max Baierl), Philipp Kirsamer, Justin Urbanschik (65.Constantin Zeyer), Nico Rieger
Tore: 0:1 Marvin Ruzic (3.), 0:2 Marvin Ruzic (16.), 0:3 Philipp Kirsamer (27.), 0:4 Philipp Kirsamer (48.), 0:5 Marvin Ruzic (54.), 0:6 Dino Nuhanovic (75.), 0:7 Dino Nuhanovic (78.)
Schiedsrichter: Johannes Röhrig (SF Lorch/SRG Gmünd)
Zuschauer: 125
U17-JUNIOREN