Schwäbisch Gmünd (fcn) – In der Fußball-Oberliga hat sich der 1. FC Normannia Gmünd dank eines Last-Minute-Treffers von Valerio Avigliano mit 3:2 beim SSV Reutlingen durchgesetzt, einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Damit ist die Mannschaft von Zlatko Blaskic bereits seit vier Spielen ungeschlagen und hat sich einen ordentlichen Vorsprung auf die umfangreiche Abstiegszone (bis zu sechs Absteiger möglich) erarbeitet.
Dabei fing die Partie alles andere als gut an für die Gäste. Bereits nach fünf Minuten gelangte man mit 0:1 ins Hintertreffen. Ein flacher Freistoß von der Seite von Daniel Breuninger rutschte an Freund und Feind vorbei und landete zum 0:1 im Netz. Bevor es losging mit der Partie, hatten die Reutlinger eine Schweigeminute anberaumt für den kürzlich unerwartet verstorbenen Claus „Bredi“ Breitenberger, der sonst ziemlich sicher im Stadion mit dabei gewesen wäre. Die Normannia spielte zudem mit Trauerflor. Bredi war auch in Reutlingen kein Unbekannter und es dürfte nicht die einzige Schweigeminute an diesem Wochenende geblieben sein.
Gespielt werden musste dennoch – und vom frühen Rückstand erholten sich die Gäste recht schnell. Nico Molinari, der für Joao Schick wieder in die Startelf rückte, spielte einen Doppelpass mit Marvin Gnaase, ließ im Sprint gleich drei Reutlinger aussteigen, umkurvte auch noch den Schlussmann und schob zum Ausgleich ein, ein wunderbarer Treffer (12. Minute).


Der Ausgleich beflügelte die Gäste, die nun die Spielkontrolle an sich rissen. Nico Molinari spielte in den Strafraum auf Gnaase, der auf den aufgerückten Avigliano ablegte, der beim Torabschluss klar gefoult wurde. Den fälligen Strafstoß übernahm standesgemäß Luca Molinari, der flach unten rechts versenkte (25.). Kurz darauf war Luca Molinari durchgebrochen, Aschauer hatte ihn freigespielt. Am Ende schloss Gnaase ab, doch ein Reutlinger klärte den Ball noch vor der Linie (27.). Dann präsentierte der an diesem Nachmittag „überragende“ (Zlatko Blaskic) Nico Molinari seine Show: Tief in der eigenen Hälfte losgesprintet, ließ er alle hinter sich bis zum gegnerischen Strafraum, schoss dann aber drüber. Vielleicht fehlte ihm am Ende etwas die Kraft, es wäre ein sensationeller Treffer gewesen (42.).
Direkt im Gegenzug hatten die Gmünder Glück, Gorgoglione traf nur den Pfosten, nachdem der Keeper einfach einen langen Ball geschlagen hatte. Hier sah die Gmünder Innenverteidigung um Joshua Kopf und Tobias Rössler nicht gut aus. Wie schon der Start in die erste begann auch der Beginn der zweiten Halbzeit. Keine zwei Minuten waren gespielt, da glichen die Gastgeber aus. Hier hatte Reutlingens Trainer Alexander Strehmel ein glückliches Händchen bewiesen, denn es war der zur Pause eingewechselte Tom Ruzicka, der mithilfe des Innenpfostens zum 2:2 traf (47.). Erneut aber ließen dich die Gäste nicht beeindrucken und wären fast sofort belohnt worden. Ein starker Angriff über die Molinari-Brüder und Tim Grupp beförderte den Ball zu Avigliano, der enorm offensivstark auftrat in Reutlingen. Sein Abschluss war gut, aber nicht gut genug: von der Unterkante der Latte sprang der Ball wieder ins Feld (56.).

Dann aber wachte der SSV auf und fuhr zahlreiche wütende Angriffe in Richtung Tor der Normannia. Bei einem Abschluss von Gorgoglione tauchte Yannick Ellermann im Tor der Gmünder stark ab (60.) und ein Abschluss von Markopolous strich knapp am Gmünder Gehäuse vorbei (75.). Dazwischen fiel noch ein Reutlinger Treffer durch Puseljic, doch der SSV-Akteur stand zuvor im Abseits (62.). Viele Großchancen aber kreierten beide Seiten nicht mehr. Alexander Aschauer verfehlte mit einem Freistoß aus rund 17 Metern das Tor der Reutlinger.
Doch es sollte für die Gäste noch zu einem Happy End kommen: Nils Staiger flankte von der linken Seite den Ball in den Strafraum. Die zu kurze Abwehr landete bei Avigliano, der den Ball mit der Brust kontrollierte und das Leder in der Schlussminute in den linken Winkel drosch. Danach gab es bei den Gmündern kein Halten mehr, die Bank stürmte den Platz und begrub den italienischen Außenverteidiger unter sich. So groß der Jubel über diesen Sieg gegen einen direkten Konkurrenten war, so schmerzlich war dann noch eine Szene in der Nachspielzeit. Daniel Dominkovic blieb unglücklich im Rasen hängen und blieb mit Verdacht auf Kreuzbandriss liegen. Nach der Partie wurde er von einem Krankenwagen abgeholt, die Rückrunde hat sich vermutlich erledigt für ihn, denn die Befürchtungen hatten sich bestätigt.Bitter: Dominkovic, der erst im Winter zur Normannia gewechselt ist, war erst in der Nachspielzeit eingewechselt worden.
Blaskic war nach der Partie stolz auf seine Mannschaft, die kämpferisch dagegengehalten hat und einen starken SSV damit in die Knie zwang. „In beide Halbzeiten sind wir schlecht gestartet, was wir aber nach diesen beiden Gegentreffern jeweils gezeigt haben, war eine ziemlich reife Vorstellung“, resümierte Gmünds Trainer zufrieden.

Besonders erfreut gezeigt hat sich der Kroate, dass seine Mannschaft stets weiter nach vorne gedacht habe und nicht etwa auf Verwalten des Unentschiedens gegangen sei. Es war der zehnte Punkt aus den vergangenen vier Partien, eine starke Ausbeute. „Wir sind sicherlich der glückliche Gewinner dank dieses Sonntagsschusses von Avigliano. Sicher wäre ein Unentschieden das gerechtere Ergebnis gewesen, aber für uns ist es natürlich ein Traum, gegen einen solch starken Gegner gewonnen zu haben“, resümierte Blaskic, der sich im Namen der Normannia auch noch einmal bei den Reutlingern für die Schweigeminute für Bredi während der Pressekonferenz bedankt hatte. Irgendwie war es dann auch ein Sieg für ihn.

FCN: Ellermann – Avigliano, Kopf, Rössler, L. Molinari – Grupp (90.+5 Domic), Kianpour (85. Wilhelm) – N. Molinari (90.+1 Dominkovic), Gnaase (77. Ibrahim), Staiger – Aschauer (90.+4 Arslan)
Tore: 0:1 Breuninger (5.), 1:1 N. Molinari (12.), 2:1 L. Molinari (25., FE), 2:2 Ruzicka (47.), 2:3 Avigliano (90.).
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rot für Hodgson (90.+1)