(läm) In der Fußball-Oberliga kann der 1. FC Normannia Gmünd nach der Englischen Woche auf sieben ergatterte Zähler zurückbringen. Im dritten Spiel dieser kräftezehrenden Woche hat die Normannia gegen den Meisterschaftsmitfavoriten FC Villingen mit 2:1 gewonnen und damit sein nächstes Heimspiel. Tragischer Held: Fabian Kianpour. Erst hat er das 2:1 erzielt, in der Schlussminute dann holte er sich dann den gelb-roten Karton wegen Meckerns ab, sehr zum Ärger seines Trainers Zlatko Blaskic.

Gmünds Übungsleiter war an diesem Nachmittag gleich zweimal sprachlos, natürlich nur im übertragenen Sinne. Zunächst einmal wegen der starken Leistung seiner Mannschaft, die den großen Favoriten nahezu die gesamten 90 Minuten im Griff hatte und sich den Sieg so mehr als verdient hatte, wie er im Nachgang im Mannschaftskreis aussagte. Für das zweite Mal Sprachlosigkeit dann sorgten die Villinger Verantwortlichen nach der Partie bei der Pressekonferenz, die von einer doch eher unglücklichen Niederlage in einem „Unentschieden-Spiel“ auf überschaubarem Oberliga-Niveau sprachen. Blaskic antwortete prompt, als er das Mikrofon überreicht bekam: „Ich frage mich, ob Ihr ein anderes Spiel gesehen habt“, wurde er sehr deutlich. Bereits nach den Aussagen des rotgesperrten Spielführers Tefik Ceylan im Barmer Forum gab es reichlich Stirnrunzeln bei den Gmünder Anhängern. „Man kann doch unterschiedlicher Meinung sein“, rechtfertigte sich Ceylan. So eine Pressekonferenz hatte es auch noch nicht allzu häufig im Forum gegeben.

Die erste Gelegenheit hatten die Gmünder bereits in der ersten Minute, als GentianLekaj das Tor mit einem Kopfball verfehlte. Gleiches vollbrachte auch Alexander Aschauer (10. Minute). Die Villinger waren durch Abdoulie Mboob gefährlich, doch Yannick Ellermann war zur Stelle (20.).

Strafstoß oder nicht?

Kurz darauf dann wollte die Normannia Elfmeter. Nach einer Flanke von Henrick Selitaj bekam ein Villinger Akteur den Ball vor den Ellenbogen. „Das war ein ganz klarer Strafstoß“, sagte Blaskic nach der Partie. Die Pfeife blieb stumm. Nicht so aber in der 36. Minute, als Aschauer im Strafraum zu Boden ging. Selbstbewusst schnappte er sich den Ball selbst und traf zum 1:0 vom Punkt (38.), wie schon unter der Woche in Essingen. Die Normannia gefiel durch ihr strukturiertes Spiel, durch das immer wieder gefällige Angriffe nach vorne getragen wurden und ihren bedingungslosen Einsatz in den Zweikämpfen. „Für Villingen war jeder Zweikampf unangenehm, das haben die Jungs richtig gut gemacht“, lobte Blaskic.

Villingen reagierte in der Pause gleich zweimal, konnte mit dem Gesehenen nicht zufrieden sein, wenngleich hinterher andere Aussagen die Runde machten. Leon Albrecht kam für Mboob und Samet Yilmaz für Mokhtar Boulachab.

Doch es waren die Gmünder, die sich nicht etwa hinten einigelten, sondern weiter ihr Offensivspiel auf den Rasen brachten. Nach einem schnellen Abstoß von Ellermann war Aschauer fast durch, wurde aber soeben noch aufgehalten, im Nachsetzen scheiterte dann Lekaj am Villinger Schlussmann (55.). Nur eine Minute später war es der umtriebige Marvin Gnaase, der es mit der Fußspitze aus rund 17 Metern probierte. Der Ball aber flog knapp am Gehäuse vorbei. Ebenfalls sehr aktiv war der junge Nico Molinari, der nach einem Doppelpass mit Lekaj durch war, jedoch im Strafraum noch aufgehalten werden konnte (58.). Die Villinger bereiteten bereits früh einen weiteren Doppelwechsel vor, als sich Ergi Alihoxha ein Herz fasste, sich durchs Mittelfeld und in den Strafraum dribbelte und zum 1:1 einschoss (59.) – ein Tor, dass ich nicht im Hauch angedeutet hatte, was jedoch auf eine schöne Einzelleistung folgte. Der Doppelwechsel der Villinger war wegen der neuen Situation dann aber vom Tisch.

"Wir verfügen über Qualität"

Die Normannia wirkte keineswegs geschockt, sondern knüpfte nahtlos an ihr Spiel vor dem 1:1 an. „Es war insgesamt eine gute Mannschaftsleistung. Wir wissen, dass wir auch über Qualität verfügen, und die haben wir wieder auf den Rasen bekommen“, resümierte Stürmer Lekaj.

Noch einmal Gnaase scheiterte im spitzen Winkel an Dennis Klose im Tor der Gäste (67.). Auf der anderen Seite dann wurde aber auch Villingen mit seiner zweiten Offensivaktion im zweiten Durchgang gefährlich. Marcel Sökler legte geschickt mit der Brust ab für Yilmaz, dessen Abschluss aber in den Händen von Ellermann landete. Doch auf der anderen Seite fiel der Treffer. Eine Selitaj-Ecke landete am ersten Pfosten vor den Füßen von Fabian Kianpour, der trocken per Dropkick ins kurze Eck zum 2:1 traf (73.). Nur drei Minuten später dann wäre fast die Vorentscheidung gefallen. Ein Gnaase-Steckpass landete bei Aschauer, der den Schlussmann umkurvte, abschloss – doch ein Villinger Abwehrakteur war zurückgeeilt und klärte den Ball noch auf der Linie (76.). Dann schüttelten sich die Gäste und drängten die Gmünder in den eigenen Strafraum. Der Angriff dauerte fast eine Minute lang, rund um den Strafraum und durch den Strafraum, letztlich wurde der Ball dann aber mit vereinten Kräften geklärt (79.).

Der eingewechselte Louis Kaspar sorgte mit einigen Sololäufen für etwas Entlastung gegen Villinger, die zumindest noch einen Zähler ergattern wollten. Nach einer Freistoßentscheidung am Strafraum echauffierte sich Kianpour dann etwas zu laut und wurde mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. „Das war aus der Emotion heraus, weil es einfach kein Freistoß war, sondern eher ein Stürmerfoul. Da bin ich dann ein wenig zu laut geworden“, sagte Kianpour nach den 90 Minuten zu dieser Aktion. Torschütze Alihoxha trat an, schoss jedoch in die Mauer (90.+2). Es war die letzte Gelegenheit der Partie, letztlich blieb es also beim verdienten Heimsieg der Blaskic-Elf und der Sprung auf den zweiten Rang der Oberliga. „Damit hat natürlich niemand gerechnet. 14 Punkte und der zweite Platz sind Wahnsinn. Im Hinblick auf den Klassenerhalt haben wir bereits gut gepunktet“, fasste Kianpour noch einmal zusammen.

FCN – FC 08 Villingen 2:1 (1:0)

FCN: Ellermann – Avigliano, Caliskan, Rössler, L. Molinari – Kianpour, Gnaase – N. Molinari (Sanchez), Selitaj (90.+2 Kurz) – Lekaj (86. Kaspar), Aschauer.
Tore: 1:0 Aschauer (38.), 1:1 Alihoxha (59.), 2:1 Kianpour