(läm) Fußball-Oberligist 1. FC Normannia Gmünd ist nach dem siebten Spiel in der Fußball-Oberliga nach wie vor ungeschlagen. Soweit die guten Nachrichten. Bei der TSG Backnang hat sich die Mannschaft von Zlatko Blaskic mit 1:1 von den Gastgebern getrennt, das Ergebnis aber hat nach dem Schlusspfiff nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt. Schuld daran ist eine Szene gewesen, die nicht nur Blaskic selbst an seiner alten Wirkungsstätte ratlos zurückgelassen hat.

Rund um die 75. Minute ist Marvin Gnaase gefoult worden. Im Anschluss daran sah sich Gnaase rassistischen Beschimpfungen eines Zuschauers ausgesetzt: „Affenkopf“ hatte Stephan Fichter, Sportlicher Leiter der Gmünder, laut und deutlich vernommen, Blaskic vernahm die Beleidigung „Affe“. Auf Drängen der Gmünder Bank schließlich kümmerte sich der Unparteiische Kadir Yagci um den Zuschauer, ließ diesen durch den Ordnungsdienst des Stadions verweisen. „Wir machen der TSG Backnang, die sich nach der Partie direkt von diesen Geschehnissen distanziert hatte, absolut keinen Vorwurf. Schade nur, dass keiner der Zuschauer um diese Person herum diese in die Schranken gewiesen hat“, sagte Fichter nach der Partie. Die Normannia hat noch am selben Abend eine Schrift veröffentlicht, in der auf diesen rassistischen Vorfall aufmerksam gemacht wird, verbunden mit der Hoffnung, dass so etwas so schnell nicht mehr passieren wird. Der Feed wurde bereits zig Mal geteilt und rund um die Ostalb herum verbreitet. „Ich habe mich so auf dieses Spiel gefreut, Freunde und Familie waren da. Hinterher wollten wir noch alle gemeinsam essen gehen. Danach habe ich alle weggeschickt und bin alleine nach Hause gelaufen. Ich bin traurig und wütend gleichermaßen, einfach nur sprachlos“, sagt Blaskic.

Die Szene um Gnaase war jedoch nur das i-Tüpfelchen, auch Kelecti Nkem sah sich immer wieder Beleidigungen ausgesetzt. „Umso wichtiger ist es, dass wir direkt am Samstag diese Nachricht nach außen getragen haben. Rassismus hat keinen Platz im Fußball, keinen Platz im Verein, generell keinen Platz in unserer Gesellschaft“, unterstreicht Fichter. Die Verantwortlichen der Backnanger räumten den Vorfall bei der Pressekonferenz ein und distanzierten sich ausdrücklich von diesem Vorfall, hervorgerufen von einem Zuschauer.

Der Pfiff blieb aus

Fußball gespielt wurde aber tatsächlich auch. Und mit dem Auftritt seiner Mannschaft zeigte sich Blaskic 75 Minuten mehr als einverstanden. „Wir waren drückend überlegen und gefühlt 95 Prozent der Zeit in der Hälfte der TSG, das war sehr gut“, sagt Blaskic. In der 13. Minute brach Valerio Avigliano über rechts durch, hatte freie Sicht und brachte den Ball scharf in die Mitte. Der Ball war jedoch etwas zu scharf gespielt, sodass Gentian Lekaj knapp an diesen vorbeirutschte. Kurz darauf wurde Lekaj regelwidrig im Strafraum gelegt, doch der Pfiff blieb aus. Der Ball landete bei Alexander Aschauer, der mit seinem Schuss aus rund 16 Metern jedoch am gut reagierenden Backnanger Schlussmann scheiterte (20.). Einen Gnaase-Schuss parierte er ebenfalls (25.). Die einzige Backnanger Chance, einen Kopfball nach einem Konter, lenkte Yannick Ellermann im Gehäuse der Normannia über den Querbalken (27.).

In der zweiten Halbzeit sahen die rund 450 Zuschauer ein ähnliches Spiel: die Gmünder drängten weiter auf die Führung und sollten recht bald zum Erfolg gelangen. Einen starken Pass von Henrick Selitaj verwertete Aschauer souverän zur verdienten Führung (57.). Womöglich die Entscheidung wäre es gewesen, wenn Selitaj, alleine vor dem Tor, das 2:0 erzielt hätte. Doch der 18-Jährige zögerte zu lange (66.). Kurz darauf kam es zur oben angeführten Szene, „danach waren wir dann von der Rolle. Vor allem Marvin gelang nichts mehr. Wer kann ihm das verdenken?“, schüttelte Fichter den Kopf. In der 86. Minute dann rannte Tim Pöhler auf Tobias Rössler zu, verstolperte den Ball und flog in Tobias Rössler hinein. Yagci entschied auf Freistoß. „Dieser Freistoß, den wir gegen uns gepfiffen bekommen haben, war ein echter Witz“, echauffierte sich Blaskic nach der Partie. Aus rund 30 Metern Torentfernung dann hämmerte Patrick Tichy den Ball in den Winkel zum Ausgleich (87.). In den Folgeminuten dann hatten die Gmünder weiterhin alles im Griff, wenngleich der Flow der ersten 75 Minuten verlorengegangen war. In der Nachspielzeit verlor Selitaj den Ball bei einem Angriff und trat nach im Zweikampf. Dafür bekam er Rot. Blaskic räumte ein, dass man diesen Platzverweis geben konnte. Am Ende blieb es bei diesem 1:1. „Mit dem Punkt in Backnang kann ich gut leben. Aber selbst, wenn wir gewonnen hätten, hätte das ob dieses rassistischen Vorfalls keine große Rolle gespielt“, fasste Blaskic ernüchtert zusammen.

Trotz dieser Szene in der 75. Minute, die einen grauen Schleier über dieses Spiel wirft, darf festgehalten werden, dass der FCN nach sieben Spielen nach wie vor ungeschlagen in der Oberliga ist. Blaskic: „In Summe haben sich meine Spieler einen hohen Respekt in der gesamten Liga nach diesen sieben Spieltagen erarbeitet. Darauf können wir sehr stolz sein.“ Freude aber wollte im Normannia-Lager nach diesen Vorkommnissen nicht mehr aufkommen.