Es ist ein Kontrastprogramm für Yannick Ellermann: Mit seinem Normannia-Team hat er eine starke Oberliga-Hinrunde gespielt - ganz anders als nach dem Aufstieg 2018. Heute sind es 32 Punkte zur Winterpause, damals waren es mickrige 11. Warum es diesmal ganz anders läuft und wieso er trotz guter Angebote die Normannia nie verlassen, erzählt der 26-jährige Keeper im Interview.

Erinnern Sie sich noch, wie sich die Winterpause vor fünf Jahren angefühlt hat?
Ellermann: Definitiv - deutlich schlechter. Wir waren schlecht gestartet und hatten viel weniger Punkte. Der Aufstieg damals war einfach ein Stück weit überraschender als jetzt. Wir hatten in der Verbandsliga eine überragende Rückrunde und sind dann plötzlich auf Platz eins gestanden. Deswegen waren die Strukturen darauf nicht gut vorbereitet.

Dazu kam ein denkbar schlechter Start: Bis zum ersten Sieg vergingen sieben Spieltage. Diesmal waren’s zum Auftakt vier gewonnene Spiele von fünf.

Wir hatten uns vor Runde den Spielplan genau angeschaut und wussten, dass die ersten Spiele immens wichtig sind, weil sie gegen mutmaßlich direkte Konkurrenten sind – was sich so bestätigt hat. Dann haben wir es geschafft, die ersten Spiele alle zu Null zu spielen, das hat uns gestärkt, natürlich auch unsere Stellung in der Liga. Und wir gute Ergebnisse auch gegen Spitzenteams erzielt: Villingen daheim geschlagen, Pforzheim ein Unentschieden abgetrotzt.

Was ist diesmal anders?
Die Mischung macht’s, dazu gehören erfahrene Spieler, die schon länger bei uns sind. Aber um ehrlich zu sein: Der Zusammenhalt in der aktuellen Mannschaft ist sehr außergewöhnlich, das habe ich noch nie so erlebt. Ob es ein richtiges Team ist, das zeigt sich auch in den negativen Erlebnissen, die es auch gab. Aber wir haben es immer gemeinsam bewältigt und sind stärker wieder zurückgekommen.

Und Ihr habt diesmal einen Torjäger, der mit bislang 12 Toren zu den besten der Liga gehört. Wie bedeutend ist Alexander Aschauer?
Er ist auf jeden Fall ein Faktor, er spielt eine sehr wichtige Rolle. Alex Aschauer gehört in der Oberliga sicherlich zu den Besten, das tut uns als Mannschaft gut. Aber er ist nicht der einzige, auch Marvin Gnaase zum Beispiel gehört auf seiner Position zu den besten in der Liga. Und dann gibt es noch einen anderen Faktor…

Der wäre?
Die Defensivarbeit. Wir haben schon in der vergangenen Saison Spaß dran gefunden, unser Tor zu beschützen. Was für ein wichtiger Faktor das gerade in der Oberliga ist, war uns vor der Saison sehr bewusst.

Nur fünf Gegentore bisher auf heimischen Platz – das ist Bestwert in der Liga.
Tatsächlich fühlen wir uns auf dem eigenen Platz sehr wohl, der Verein macht auch viel dafür: Wir haben seit dieser Saison mehrere Ehrenamtliche, die sich regelmäßig den Platz vornehmen. Drum finden wir immer ein super Spielfeld vor. Als spielerisch gute Mannschaft sind wir ein Stück weit darauf angewiesen.

Das heißt, der Platz ist der beste, den die Normannia je hatte?
Das kann man wirklich so sagen!

Auch Sie könnten der Beste werden: Sie gehören zu den Nominierten bei der Wahl der Gmünder Sportler des Jahres – als Einzelsportler.
Das ehrt mich natürlich, wobei das schon kurios ist, als Einzelsportler in einem Teamsport nominiert zu sein, aber das bestätigt vielleicht auch ein Stück weit meine Leistung. Trotzdem: Mir wäre es noch lieber, wenn am Ende das Kollektiv gewinnt - in der Mannschaftswertung.

Sie werden als einer der besten Torhüter der Liga gelobt, sind jetzt seit mehr als sechs Jahren bei der Normannia. Warum sind sie nie gewechselt?
Der Anreiz war früher schon, vielleicht im Profifußball zu landen, aber ich kann das inzwischen realistischer einschätzen als früher: Es kommt auf meiner Position auch auf andere Dinge an. Heute kann ich nur sagen: Es macht einfach Spaß bei der Normannia. Es gibt immer wieder Anfragen, aber ich fühle mich bei der Normannia sehr wohl und weiß das entgegengebrachte Vertrauen sehr zu schätzen. Und inzwischen sind auch andere Dinge wichtig…

Zum Beispiel?
Ich möchte mich im Verein einbringen, das mache ich als Torwarttrainer: Von der U13 bis zur U17 coache ich alle Torhüter, und es macht mir Spaß, deren Entwicklung zu verfolgen. Das Wichtigste aber ist, dass sich die Jungs auch menschlich weiterentwickeln.