(sch) Die Gmünder hielten zuvor eigentlich alle Trümpfe in der eigenen Hand, gerieten aber beim SV Fellbach mit 4:6 (1:4) unter die Räder und steigen somit erstmals aus der Verbandsstaffel ab.
In den vergangenen beiden Spielzeiten hatten die U19-Junioren aus dem Schwerzer jeweils in einem dramatischen Saisonfinale den drohenden Absturz in die Bezirksstaffel abgewendet. Nun allerdings scheint das Glück der „Überlebenskünstler“ aufgebraucht gewesen zu sein. Wobei es dieses Jahr nicht einmal der Hilfe Fortunas bedurft hätte, um erneut in letzter Sekunde den Klassenerhalt zu schaffen. Nach zuvor drei Siegen in Serie war das Kunze-Team erstmals überhaupt auf einen Nichtabstiegsplatz vorgerückt und auf keinerlei Schützenhilfe angewiesen.
Und das obwohl man im Saisonverlauf zwischenzeitlich bereits um neun Punkte hinter dem rettenden Ufer zurücklag. Es folgte eine bemerkenswerte Aufholjagd, in der die FCN-Youngster ihr Selbstvertrauen wiederfanden, den besten Torjäger der Liga stellten und sich zur viertbesten Rückrundenmannschaft aufschwangen – doch das alles ist nun wertlos. Denn beim Gastspiel in Fellbach fanden die Gmünder überhaupt nicht zu ihrer Form und ließen den nötigen Kampfgeist vermissen. So war der Abstieg aus der Verbandsstaffel vor allem eines: Unnötig.
Im Wissen, dass ein Sieg beim Tabellensechsten, für den es auf dem Papier um nichts mehr ging, genügen würde, startete die Normannia zwar entsprechend motiviert. Bereits nach vier Minuten scheiterte der von Roberto Nicolosi in Szene gesetzte Dennis Wolf am Innenpfosten, nur weitere 240 Sekunden darauf zielte der FCN-Torjäger schon genauer: Infolge einer schnellen Kombination über Nicolosi und David Felske tauchte Wolf erneut frei vor dem gegnerischen Gehäuse auf – dieses Mal zappelte das runde Leder im Netz (8.). Nach diesem optimalen Auftakt fehlte den Gmündern auch nicht viel, um schnell den zweiten Treffer nachzulegen. Felske verpasste eine Nicolosi-Hereingabe nur um Haaresbreite, am langen Pfosten rauschte Vincens Toscano nur knapp an Leon Takerers scharfer Rechtsflanke vorbei.
Kurz darauf schaffte es SVF-Torhüter Giuseppe Petteruti gerade noch so, seine kleine Unsicherheit auszubügeln und den Ball noch auf der Torlinie vor dem heraneilenden Takerer zu sichern. Den Fellbachern hingegen gelang wie aus dem Nichts, besser gesagt mit ihrer ersten nennenswerten Offensivaktion, der Ausgleich: Den Abschluss von Elian Hasani blockte die FCN-Abwehr zwar ab, beim folgenden Eckstoß allerdings fühlte sich niemand zuständig für Patrick Bauer, der alleingelassen zum 1:1 einnicken durfte (25.). Ein Zuordnungsfehler mit fatalen Folgen, denn in der Folgezeit verlor das Kunze-Team völlig den Faden und ließen die Hausherren ins Spiel kommen.
Vor allem einen Mann sollten die Gmünder nicht mehr unter Kontrolle bekommen: Patrick Bauer, Dreh- und Angelpunkt im Fellbacher Offensivspiel, bereitete mit einer Freistoßflanke das 2:1 vor, als der aufgerückte Nico Keppeler ebenso unbedrängt einköpfte wie kurz zuvor sein Vorlagengeber (32.). Während die Normannen in dieser Phase jegliche Gegenwehr vermissen ließen und nahezu keine Zweikämpfe mehr führten, bestrafte der SVF diese Nachlässigkeiten eiskalt. Hasani marschierte alleingelassen durch die gegnerische Hälfte und bediente Bauer, der lässig zum 3:1 einschob (35.).
Nur 120 Sekunden darauf kam Mateo Batinic im Strafraum gegen FCN-Innenverteidiger Emrullah Maloku zu Fall, der Unparteiische zeigte sofort auf den Punkt. Bauer ließ sich nicht zweimal bitten, schickte Tormann Niklas Esswein in die falsche Ecke und schnürte damit noch in der ersten Halbzeit seinen Dreierpack. Vier Gegentore innerhalb von nur zwölf Minuten – es war der Genickbruch, von dem sich die Gäste nicht mehr erholen sollte. Kurz vor der Pause verhinderte Esswein sogar noch Schlimmeres als den ohnehin schon deutlichen 1:4-Rückstand, indem er einen Hasani-Freistoß stark parierte.
Nach Wiederanpfiff stellten Felske und Nicolosi den SVF-Tormann mit ihren Abschlüssen erstmals wieder auf die Probe, dennoch schafften es die Gmünder nicht, den Kontrahenten wirklich in Verlegenheit zu bringen. Die Fellbacher hingegen verwalteten das Resultat nicht nur, sondern erspielten sich weiterhin ein Chancenplus. Jonas Knorth zielte nach Vorarbeit von Bauer aus kurzer Distanz zu hoch. Kim-Long Ly versuchte es zweimal aus der Distanz und rasierte dabei einmal den Querbalken, ein weiteres Mal war Esswein auf dem Posten. Machtlos war der FCN-Rückhalt allerdings, als Bauer ein weiteres Mal durchgebrochen war und mit seinem vierten Treffer an diesem Tag für die Vorentscheidung sorgte (66.).
Der Gmünder Abstieg war damit so gut wie besiegelt, das Aufbäumen in der Schlussphase kam zu spät. Zwar tankte sich Toscano quasi im direkten Gegenzug auf der linken Außenbahn durch und legte ab für den mitgelaufenen Nicolosi, der kaltschnäuzig einnetzte (68.). Doch dies blieb ebenso Makulatur wie auch der nächste Ehrentreffer, als Wolf von Keppeler umgerissen wurde und den fälligen Strafstoß selbst zum 3:5 verwandelte (73.). Mit seinem 23.Saisontreffer sicherte sich Wolf im Duell mit Fellbachs Bauer (22 Tore) damit immerhin die inoffizielle Torjägerkrone der Verbandsstaffel Nord – doch das war an diesem bitteren Nachmittag nur ein schwacher Trost.
Die Normannen bemühten sich zwar um den Anschluss, doch Anedda vergab im direkten Duell mit Tormann Petteruti die beste Gelegenheit. Stattdessen stellte der SVF umgehend den Drei Tore-Abstand wieder her. Dieses Mal glänzte Bauer als Vorbereiter, im Strafraum war Khaled Alotman auch von vier Gegenspielern nicht zu stoppen und schloss aus nächster Nähe zum 3:6 ab (77.). Wenige Minuten vor dem Ende köpfte Louis Dao sogar noch eine Alotman-Flanke ins Gmünder Gehäuse, sein vermeintlicher Treffer wurde aber wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Das Zehn Tore-Schützenfest beschlossen dann die Gäste, als ein abgefälschter Nicolosi-Eckstoß zum 4:6 einschlug (90.+2). Trotz der aufgrund einer Verletzungspause üppigen Nachspielzeit fehlten den Gmündern sowohl Kraft als auch Zeit, um doch noch ein möglicherweise rettendes Remis zu erzielen.
Um 17:27 Uhr pfiff der Unparteiische ab und stürzte die Normannen ins Tal der Tränen. Angesichts der starken Rückrunde wäre der Klassenerhalt zwar verdient gewesen, doch mit diesem desaströsen Auftritt hat das Kunze-Team die gesamten Bemühungen des vergangenen Halbjahres zunichte gemacht. Da es durch den Abstieg des VfL Nagold aus der Oberliga regulär fünf direkte Abstiegsplätze geben wird, besteht für die Gmünder als Viertletzter auch theoretisch keine Hoffnung mehr zur Rettung. Erstmals seit 1998 wird die A-Jugend des FCN künftig nicht mehr auf Verbandsebene antreten – ein herber Rückschlag für die Nachwuchsarbeit im Schwerzer.
SVF: Giuseppe Petteruti – Rinis Krasniqi, Nico Keppeler, Rilind Karameta, Jonas Weinle, Kim-Long Ly, Elian Hasani, Jonas Knorth, Patrick Bauer, Louis Dao, Mateo Batinic
FCN: Niklas Esswein – Riccardo Carucci, Emrullah Maloku (79.Marc Seibold), Robin Fischer, Sven Weber (81.Jonas Grimminger) – Leon Takerer (46.Patrick Anedda), Roberto Nicolosi, Luca Molinari, Vincens Toscano – David Felske, Dennis Wolf
Tore: 0:1 Dennis Wolf (8.), 1:1 Patrick Bauer (25.), 2:1 Nico Keppeler (32.), 3:1 Patrick Bauer (35.), 4:1 Patrick Bauer (37./FE), 5:1 Patrick Bauer (66.), 5:2 Roberto Nicolosi (68.), 5:3 Dennis Wolf (73.), 6:3 Khaled Alotman (77.), 6:4 Roberto Nicolosi (90.+2)
Schiedsrichter: Timo Bach (TSG Waldenburg / SRG Schwäbisch Hall)
Zuschauer: 40
U19-JUNIOREN